Pascal Fouquet (Piratenpartei): «E-ID: Geht das nicht besser?»

Pascal Fouquet
Pascal Fouquet

Bern,

Pascal Fouquet (Piratenpartei) äussert sich im Gastbeitrag kritisch zur E-ID. Im Gastbeitrag erklärt er, warum es zur E-ID gute Alternativen braucht und gibt.

Pascal Fouquet
Pascal Fouquet ist Vizepräsident der Piratenpartei Bern. - zVg

Das Wichtigste in Kürze

  • Am 28. September stimmt die Schweizer Stimmbevölkerung über die Einführung der E-ID ab.
  • Pascal Fouquet (Piratenpartei) äussert sich kritisch zum E-ID-Gesetz.
  • Mit der Einführung der E-ID sei die Digitale Integrität der Menschen eingeschränkt.

Die Behauptungen, die E-ID sei tatsächlich freiwillig oder sicher, wurden schon vielfach widerlegt.

Ebenso die Behauptung der Befürworter, meist mit grossen wirtschaftlichen Interessen, wir bräuchten nun unbedingt die E-ID für eine erfolgreiche Digitalisierung der Schweiz.

E-ID
Am 28. September findet die Volksabstimmung über das E-ID-Gesetz statt. (Archivbild) - keystone

Unstrittig ist: Die E-ID kann in einigen wenigen Situationen praktisch sein – etwa beim Abschluss eines Handyabos oder für einen Strafregisterauszug.

Ebenso hört man, dass man endlich einen griffigen Jugendschutz im Internet bräuchte.

Deshalb bräuchten wir jetzt dringend die Altersverifikation mit der E-ID. Ein Ansinnen, das man auf den ersten Blick nachvollziehen kann. Viele Menschen, gerade auch Eltern, wünschen sich Unterstützung, um ihre Kinder zu schützen. Mit der E-ID soll das ganz einfach sein.

Daten landen bei BigTech-Firmen

Ein zentrales Problem besteht darin, dass mit dieser Lösung eine generelle Account-Pflicht auf Youtube und allen anderen SocialMedia-Plattformen eingeführt wird.

Nutzerinnen und Nutzer müssten ihr Alter nachweisen, bevor sie überhaupt ein Video ansehen können.

Egal, ob es sich um «Teletubbies» oder die «Sendung mit der Maus» handelt. Genau das schreibt das von Bundesbern beschlossene Jugendschutzgesetz vor, gegen das die Piratenpartei vor zweieinhalb Jahren leider erfolglos ausweiszwang-nein.ch-Referendum ergriffen hat.

iphone
Mit Einführung der E-ID würde es BigTech-Unternehmen noch einfacher fallen Nutzer-Daten zu überwachen, sagt Pascal Fouquet, Vizepräsident der Piratenpartei. - keystone

Unsere Daten landen bei BigTech-Firmen wie Google oder Facebook oder im Falle von TikTok beim chinesischen Staat, die uns damit noch besser überwachen, analysieren und bewerten können.

Die Umsetzung wartet nur noch auf die Einführung der E-ID. Obwohl viele Politikerinnen und Politiker inzwischen eingesehen haben, dass das Gesetz über das Ziel hinausschiesst, gab es bis heute keine Korrekturen.

Und die entscheidende Frage bleibt: Wer will sich wirklich jeden Tag im Internet ausweisen müssen und seine Daten preisgeben?

Alternative Möglichkeiten vorhanden

Stattdessen gäbe es eine bessere Lösung. Schon beim ausweiszwang-nein.ch Referendum haben die Piraten eine Alternative vorgeschlagen: eine einfache Alterskennzeichnung über den HTML-Header.

Webseiten müssten dafür lediglich eine Zeile Code einfügen, die einen Hinweis auf den Inhalt enthält.

Browser oder Betriebssysteme könnten diese Angaben standardmässig prüfen und, falls gewünscht, beim Aufruf entsprechender Inhalte ein Passwort abfragen.

Das Verfahren arbeitet dezentral und lokal auf dem Gerät des Nutzers.

Dadurch werden keinerlei persönliche Daten an den Betreiber einer Webseite übermittelt, während dieser zugleich vom Aufwand einer aufwendigen Altersprüfung entlastet wird.

Keine Account-Erstellung, keine E-ID-Pflicht. Die volle Kontrolle bleibt beim Nutzer und Eltern erhalten ein wirksames Werkzeug zum Schutz ihrer Kinder.

Digitale Integrität der Menschen muss gewahrt bleiben

Die Piratenpartei ist mit diesem Vorschlag beim W3C, dem internationalen Gremium zur Standardisierung von Web-Technologien, herangetreten.

Dort könnte er in einen offiziellen Standard einfliessen, sodass Browserhersteller die Funktion unkompliziert implementieren können.

Wie stimmst du am 28. September zur Einführung der E-ID ab?

Damit liegt ein Ansatz auf dem Tisch, der einfacher und datensparsamer ist, als die E-ID und der dennoch den Jugendschutz wirksam stärkt.

Sie respektiert unsere liberale Gesellschaft, gibt Eltern gleichzeitig die nötigen Mittel, um das Kindeswohl zu schützen, und wahrt die Digitale Integrität der Menschen – im Gegensatz zur E-ID.

***

Zum Autor: Pascal Fouquet ist Vizepräsident der Piratenpartei Bern. Er ist Aktivist und Experte in digitalen Bürgerrechtsfragen bei der Piratenpartei.

Kommentare

User #6248 (nicht angemeldet)

Eigentlich wir als Gegner der E ID glücklich sein über den Ausgang der Abstimmung. Was zumindest einen Teil des Ganzen betrifft. Nämlich jetzt sehen bald alle ob es wirklich freiwillig ist.

Urs Hagen

Datensammlungen wurden auch schon vor 30 Jahren angefangen. Die Banken sammelten Bilder über Häuser, denen sie Hypotheken verkauften, viele dieser Daten wurden wieder gelöscht, weil wohl umstellungen zu arbeitsintensiv geworden wären. Nun das passiert alle paar Jahre, Daten sind da extrem anfällig verloren zu gehen. Bitcoin zeigt wie gefährlich es ist, wenn Daten, Schlüssel usw. verloren gehen. Die Kriegsführung wird Wege finden, diese Daten zu finden zu manipulieren oder zu löschen. Dann möchte ich mal die Dummen sehen wenn nichts mehr geht. Schon ein Karensystem im Lebensmittelgeschäft, welches meistens gleich Flächendecken ausfällt gibt schon fast einen Krieg an der Kasse.

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