Analyse: Die E-ID spaltet die Schweiz

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Liegt es an den nicht-stimmenden Jungen oder den skeptischen Alten? Einig scheint man sich: Frauen sind anders als Männer, wenn es um Technik geht.

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Monica Amgwerd, Leiterin der E-ID-Nein-Kampagne, vermutet, Männer seien sich bei Technik-Themen zu sicher. - Nau.ch/Matthias Bärlocher

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Abstimmung zur E-ID hat die Schweiz gespalten.
  • Frauen stimmten anders als Männer, die Jungen anders als die Alten.
  • Bei der Analyse, warum dem so sei, sind sich Ja- und Nein-Lager sogar fast einig.

«Das hinterlässt auf jeden Fall ungute Gefühle», sagt Mitte-Nationalrätin Maya Bally. Die Abstimmung zur E-ID kam extrem eng heraus: Nach einem Kopf-an-Kopf-Rennen sagen nur gerade 50,4 Prozent Ja.

«Wenn es so knapp ist, ist eine Spaltung offensichtlich», weiss Maya Ball. «Und das macht mir natürlich auch Sorgen. Denn gemäss ersten Erkenntnissen ist die Schweiz gleich mehrfach gespalten: in Land und Stadt, Frau und Mann, alt und jung.

Sind sich Männer zu sicher?

Schon in den Umfragen während dem Abstimmungskampf zeigte sich, dass Frauen eher skeptisch sind gegenüber der E-ID. Warum haben die oft technischen Argumente des Nein-Lager bei den Männern nicht verfangen?

Kampagnenleiterin Monica Amgwerd hat eine Vermutung, warum Männer technisch anders ticken: «Sie denken, sie seien Technik-affin – und dann haben sie nicht so genau hingeschaut, was die Argumente sind.»

E-ID Abstimmung Kantone
Nur wenige Kantone sagen knapp Ja zum E-ID-Gesetz, die meisten sagen knapp Nein. In der Summe ergibt sich ein Ja-Anteil von 50,4 Prozent. - BFS/keystone

Die Zielgruppe, die am ehesten angesprochen sein sollte, hörte demnach gar nicht mehr richtig zu. Denn eigentlich seien ihre Argumente gegen die E-ID von Technikerinnen und Technikern und hochkompetent, betont Amgwerd. Das sei wohl unterschätzt worden.

In der Tendenz – verallgemeinern lasse sich dies nicht – dächten Frauen dagegen anders, vermutet Amgwerd. Strategisch, an die Kinder, vorausblickend, an die Familie und an die Grosseltern. Daraus ergibt sich: Hier werden warnende Stimmen eher gehört.

Skeptische Alte, junge Nichtwähler

Es hätten wohl viele vorsichtshalber und aus dem Bauch heraus Nein gestimmt, vermutet dagegen Benedikt Schmid. Der Präsident der Jungen Mitte erklärt sich unter anderem dadurch das entgegen den Umfragen sehr knappe Resultat. «Vor allem ältere Personen, die sich skeptisch zeigten gegenüber der Digitalisierung und vielleicht auch dem Staat

Umso wichtiger wäre es deshalb gewesen, andere Altersgruppen – wie seine – zu mobilisieren. «Solche, die sich mit der Technik besser auskennen und so auch den Mehrwert der E-ID besser erkannt hätten.»

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Der Präsident der Jungen Mitte, Benedikt Schmid, will mehr Junge an die Urnen bringen, denn viele Alte seien skeptisch gegenüber der Digitalisierung. - Nau.ch/Matthias Bärlocher

Dabei denkt Schmid nicht nur an IT-Fachleute. Sondern auch an diejenigen, für die das Handy zum Alltag gehört und die digital aufgewachsen sind. Diese Leute an die Urnen zu bringen, sei nicht ganz gelungen.

Um so mehr sei das Abstimmungsergebnis ein Zeichen, wie wichtig es sei, dass die Jungen ihr eigenes Umfeld mobilisierten. «Dass wir schauen, dass die Leute abstimmen gehen und vor allem für die eigenen Interessen auch einstehen. Denn die anderen haben eine ganz andere Lebensrealität», so Schmid.

Frauen für Frauen und «aufklären, aufklären, aufklären»

Doch wie sieht das Nationalrätin Maya Bally, als Frau und Mitt-Sechzigerin in diesem Fall wohl eher die untypische E-ID-Befürworterin?

Ganz generell, nicht nur bei der älteren Bevölkerung, empfiehlt sie: «Aufklären, aufklären, aufklären. Wir müssen ein besseres digitales Bewusstsein haben.»

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Mitte-Nationalrätin Maya Bally findet, viele ältere Stimmbürgerinnen und Stimmbürger seien sehr digital unterwegs. Aber Frauen trauten sich beim Thema Technik zu wenig zu. - Nau.ch/Matthias Bärlocher

Im Übrigen habe sie aber sehr viele auch ältere Leute kennengelernt, die sehr digital unterwegs seien. Wir halten fest: Da bahnt sich auch noch eine kleine innerparteiliche Spaltung bei der «Mitte-Partei» an, wenn es um den Generationenzusammenhalt geht.

Findest du die E-ID nützlich?

Bei der Geschlechter-Frage ist sich Die Mitte-Nationalrätin aber relativ einig mit der E-ID-Gegnerin Amgwerd. Sie formuliert es einfach umgekehrt: «Frauen trauen sich digital immer noch sehr wenig zu.» Da könnten sie sich also noch bei den Männern eine Scheibe abschneiden – auch zum Wohle der Männer.

Frauen seien sich auch sehr unsicher, was die digitalen Prozesse anbelange, findet Bally. «Darum sind sie wahrscheinlich eher skeptisch.» Die Lösung, und das hätten auch die Verbände erkannt: «Dass wir mehr Frauen den Frauen erklären lassen, wie das ganze überhaupt funktioniert.»

Kommentare

User #3425 (nicht angemeldet)

Fast vergessen. Danke an Monica Amgwerd und ihr kompetentes Team. Bleiben Sie dran.

User #2028 (nicht angemeldet)

Chönd mir all am Hinder Schläcke ! Da muss man nicht mehr berichten : wieso gibt es so viele Personen Unfälle ???

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