Eine jahrzehntelange Debatte flammt in der Formel 1 wieder auf. Mercedes wirft Red Bull vor, auf einen flexiblen Heckflügel zu setzen – nun reagiert die FIA.
Lewis Hamilton Formel 1
Lewis Hamilton (Mercedes) nach dem Qualifying zum Imola-GP der Formel 1. - keystone
Ad

Das Wichtigste in Kürze

  • Lewis Hamilton hat sich beim Spanien-GP über die Flügel von Red Bull beschwert.
  • Der Brite glaubt: Die Flexibilität der Bullen-Flügel ist illegal.
  • Die FIA reagiert auf die Vorwürfe und führt neue, strengere Regeln ein.

Mit einer wohlkalkulierten Anmerkung hat Dauer-Weltmeister Lewis Hamilton in der Formel 1 eine Lawine losgetreten. Der Mercedes-Star beschuldigte die Konkurrenz bei Red Bull, einen «biegsamen Flügel» zu verwenden.

Der Vorteil dabei: Verbiegt sich der Heckflügel unter Belastung nach hinten, reduziert das den Anpressdruck. Damit sinkt auch der Luftwiderstand – was die Höchstgeschwindigkeit auf den Geraden verbessert.

Max Verstappen Formel 1
Max Verstappen (Red Bull Racing) beim Spanien-GP der Formel 1. - dpa

Auf solche Beschwerden reagiert die FIA üblicherweise schnell – auch in diesem Fall. In einem Monat – beim Grand Prix von Frankreich – soll erstmals ein neuer Belastungstest angewandt werden.

Ewiger Entwicklungskampf in der Formel 1

Die Debatte um flexible Flügel ist in der Formel 1 beileibe keine Neuerung. Vor dem Saisonstart 1999 führten die ersten Versuche mit biegsamen Heckflügeln zu schweren Abflügen. Johnny Herbert und Michael Schumacher hatten böse Unfälle nach Defekten.

Ferrari Formel 1 1999
Ferrari experimentierte schon 1999 in der Formel 1 mit flexiblen Flügeln. - Keystone

Schon damals reagierte der Motorsport-Weltverband schnell. Beim zweiten Saisonrennen wurden 100-Kilo-Gewichte auf die Heckflügel platziert. Verbog sich dieser um mehr als ein Grad nach hinten, war er illegal.

Die zweite Runde im Flexi-Flügel-Fight folgte 2006. Acht Teams protestierten nach dem Malaysien-GP gegen die Flügel bei Ferrari. In den TV-Aufnahmen war zu erkennen: Sowohl Front- als auch Heckflügel verbogen sich auf den Geraden deutlich.

Michael Schumacher Ferrari 2006
Michael Schumacher im Ferrari beim Malaysien-GP 2006. (Archivbild) - Keystone

Ferrari war damit nicht alleine – auch McLaren und BMW mussten nachbessern. Danach war es vor allem Red Bull unter der Leitung von Aerodynamik-Guru Adrian Newey, das mit flexiblen Flügeln herumtüftelte.

Fokus eigentlich auf dem Frontflügel

Nach 2010 experimentierte Red Bull immer wieder mit flexiblen Endplatten am Frontflügel. Diese sollten sich entweder nach unten oder nach innen neigen. Beides hätte vorteilhafte Luftströmungen nach hinten zur Folge.

Mercedes Formel 1 2017
Am Mercedes von Lewis Hamilton im Jahr 2017 ist das keilförmige Frontflügel-Profil gut zu erkennen. - Keystone

Die FIA reagierte immer wieder mit neuen Belastungstests. Den grössten Effekt hatten aber die Regeländerungen 2014 und 2017. Beide Male wurde das Frontflügel-Profil dramatisch verändert, was die Arbeit der vorangegangenen Jahre grossteils zunichtemachte.

Erst 2019 schlief die Debatte ein, als die Frontflügel drastisch vereinfacht wurden. Deshalb verschob sich der Fokus in der Formel 1 wieder auf den Heckflügel. Im Vorjahr fiel die Flexibilität bei Red Bull bereits beim Österreich-GP auf.

Am Red Bull von Max Verstappen verbiegt sich der Heckflügel. - F1.com

In der On-Board-Aufnahme war vor allem im Bremsvorgang gut zu erkennen, dass sich die Heckflügel-Position verändert hatte. Damals geschah nichts – nun brachte Lewis Hamilton mit seiner Beschwerde Bewegung in die Sache.

Die neuen Tests, die ab dem Frankreich-GP gelten, sollen die flexiblen Flügel stutzen. Die FIA spricht in ihrer Begründung explizit von mehreren Teams, die betroffen sein sollen, nennt jedoch keine Namen.

Ad
Ad

Mehr zum Thema:

Michael SchumacherLewis HamiltonMercedesFerrariMcLarenLawineBMWFormel 1FIARed Bull