Coronavirus lässt Zellen schneller altern
Das Coronavirus hat die Welt weiter im Griff. Forschern ist es nun gelungen, die Ursache für schwere Verläufe zu ermitteln – schuld ist eine Kettenreaktion.

Das Wichtigste in Kürze
- Grund für einen schweren Corona-Verlauf ist fast immer ein Zytokinsturm.
- Wie dieser ausgelöst wird, haben Forscher nun herausgefunden.
- Demnach stört das Virus die Zellteilung und setzt eine Kettenreaktion in Gang.
Die Eigenschaften des Coronavirus sind heimtückisch. Eine Übertragung von Mensch zu Mensch geschieht rasch. Eine Erkrankung endet für Risikopatienten nicht selten tödlich.
Mehr als 10'000 Menschen sind bislang hierzulande an Covid-19 gestorben – 32'000 mussten ins Spital. Der Gesundheitszustand verschlechtert sich bei den hospitalisierten Patienten oft sehr schnell. Grund für einen schweren Verlauf ist in den allermeisten Fällen eine starke Entzündungsreaktion – eine Überreaktion des eigenen Immunsystems.

Wissenschaftler sprechen dabei von einem sogenannten Zytokinsturm. Normalerweise ermittelt das Protein Zytokin kranke Zellen, damit diese beseitigt werden können. Bei einem Sturm werden jedoch auch gesunde Zellen fälschlicherweise markiert. So werden teils mehrere Organe gleichzeitig vom eigenen Immunsystem geschädigt.
Bislang war der Grund für den Zytokinsturm weitestgehend unbekannt. Wie das Fachmagazin «Nature» berichtet, haben Forscher nun die Ursache entdeckt.
Coronavirus stört Teilung der Zellen
Schuld ist demnach die zelluläre Seneszenz: Ein Vorgang, bei dem sich alte oder kranke Zellen nicht weiter teilen. Zeitgleich werden auch entzündungsfördernde Botenstoffe abgegeben.
Eine Infektion mit dem Coronavirus löst eine solche Seneszenz bei angegriffenen Zellen aus. Diese locken wiederum Fresszellen an. Diese Fresszellen sind für die Beseitigung der nicht mehr operierenden oder kranken Zellen zuständig.

Durch die massive Menge an der durch die Zellen ausgeschütteten Botenstoffe versetzt sich aber auch die Fresszelle in Seneszenz. Dies führt zu zwei Problemen: Erstens werden dabei Zytokine ausgeschüttet. Und zweitens können die Makrophagen den Zellteilungsstopp auf Zellen in der Lunge übertragen. So entstehen die für das Coronavirus bekannten Lungenschäden.
Kurz: Durch die angestossene Seneszenz werden gesunde Zellen fälschlicherweise als alt oder krank anerkannt. Das Coronavirus lässt sie also frühzeitig altern.
Die Arbeit der Forscher könnte enorme Auswirkungen auf den Kampf gegen Covid-19 haben. Die daraus gewonnenen Erkenntnisse könnten Grundstein für neue Therapien respektive Medikamente sein.