Fussball-Talk: GC tanzt auf Rasierklinge! Oscar für FCB-Degen!
Der FC Basel krönt sich verdient zum Meister – Club-Boss David Degen gebührt ein Oscar. Und im Abstiegskampf geht es rund! Willkommen beim Fussball-Talk.

Das Wichtigste in Kürze
- Der FCB bezwingt Lugano und wird dank des Remis zwischen Servette und YB Sofameister.
- GC verliert das Zürcher Derby gegen den FCZ und steckt im Tabellenkeller fest.
- In der englischen Woche bahnt sich Spannung im Abstiegskampf an.
- Sportchef Christoph Böhlen und Fussball-Chefreporter Mischi Wettstein im Gespräch.
Nau.ch: Die Liga ist vorzeitig entschieden: Der FCB wird auf dem Sofa Meister und feiert erstmals nach langer Zeit wieder auf dem Barfi!
Mischi Wettstein: Wir sprechen schon die ganze Saison über Xherdan Shaqiri: Mit seinem lupenreinen Hattrick in Lugano hat er sich jetzt selber zum König gekrönt.
Aber man darf nicht vergessen: Der Chef beim FCB ist David Degen! Er hat damit auch das Shaqiri-Märli beim FC Basel erst ermöglicht – es war sein Riesen-Schachzug, Shaq zurückzuholen. Darum geht der Oscar der Saison an Dave Degen.

Was musste er sich in den letzten Jahren alles anhören und einstecken? Dave hat sich in seiner Aussendarstellung so gut entwickelt, wie seine Mannschaft auf dem Platz. Und er hat zudem mit Dani Stucki einen Sportchef an seiner Seite, der ihm den Rücken freihält. Chapeau, Dave!
Christoph Böhlen: Dieser Titel ist absolut verdient! Spätestens in der zweiten Saisonhälfte war Basel das beste Team der Liga und hat sich den ersten von wohl drei Gängen auf dem Barfi verdient. Dabei sah es ja im Tessin zunächst nicht nach einem vorzeitigen Titelgewinn aus?

Mischi Wettstein: Als Lugano führte und Ajeti vom Platz flog, glaubte ich einen kurzen Moment nicht mehr an ein Happy End. Aber wenn Du als Mannschaft im Flow bist, dann läuft es einfach wie von alleine! Mit «Magic Shaq» hat der FCB dazu eine Lebensversicherung!
38 Scorerpunkte in 31 Spielen – das ist Wahnsinn. Meister wird meist das Team, das den besten Torschützen und den besten Spieler der Liga in seinen Reihen hat. Und den hat der FCB mit «King Shaq», dem König von Basel!

Christoph Böhlen: Zum Spiel möchte ich aber auch noch sagen: Der FC Lugano enttäuscht seit dem Aus im Europacup auf der ganzen Linie. Als ehemaliger Titelanwärter in Überzahl so unterzugehen? Es würde mich nicht überraschen, wenn die Tessiner am Ende noch die internationalen Plätze verpassen. Die Luft ist definitiv draussen beim Croci-Torti-Team.
Nau.ch: Der Sofa-Titel kommt darum zustande, weil sich die beiden FCB-«Verfolger» Servette und YB torlos trennen.
Mischi Wettstein: Das 0:0 zwischen den beiden passt wie die Faust aufs Auge. Servette und YB sind die beiden Teams, die mich in dieser Saison am meisten enttäuscht haben.
Christoph Böhlen: YB wirkte defensiv wieder solider, als zuletzt. Das hängt auch mit der Rückkehr von Loris Benito zusammen. Neben dem Captain spielt auch Sandro Lauper gleich eine Klasse besser. Dafür hackt es offensiv weiter: Chris Bedia ist weit von der anfänglichen Torgefahr entfernt. Und wenn dann auch Christian Fassnacht nicht trifft, geht YB derzeit vor dem Tor leer aus.
Mein Fazit des Spiels: Wenn das die beiden FCB-Verfolger sind, ist der vorzeitige Titel der Bebbi keine Überraschung.

Mischi Wettstein: Übrigens: Servette-Sportchef René Weiler erklärt vor dem Spiel, dass sein Club eine sehr gute Saison gespielt habe.
Da frage ich mich schon, wie es um die Ansprüche der Genfer steht. Als Titelverteidiger ein peinliches Cup-Ausscheiden gegen Challenge-League-Absteiger Schaffhausen. Und im Frühling nicht mit der Konstanz, die es für ein Team braucht, das um den Titel spielen will.
Mit einer guten Saison hat das nichts zu tun. Ausser, man würde als Zweitplatzierter sich noch für die Champions League qualifizieren. Nur ist das aktuell maximal Zukunftsmusik.

Nau.ch: Mischi, Du warst am Sonntag in Luzern beim 1:1 gegen Lausanne. Dein Fazit?
Mischi Wettstein: Es war ein Duell auf Augenhöhe. Ich hab vor dem Spiel auf ein Unentschieden getippt – und so ist es gekommen. Mir gefällt einfach der Fussball, den Ludo Magnin mit Lausanne spielen lässt. Da sind zwei, drei Spieler dabei, die mich bestens unterhalten – zum Beispiel Sporting-Leihgabe Koindredi.
Der FCL hingegen hat seine bekannte Schlussoffensive etwas zu spät eingeläutet, darum ist das Remis gerecht. Bei den Luzernern waren dafür die Fans top: Ihre Choreo war eindrücklich!
Nau.ch: Wechseln wir in die Relegation Group: Wie wars beim FCZ-Derbysieg über GC, Mischi?
Mischi Wettstein: Es kam so heraus, wie man es erwarten konnte: Der FCZ-Spieler wussten, dass sie den Fans gegenüber in einer Bringschuld waren. Diese haben sie mit dem klaren Sieg eingelöst. Was der Plan von GC in diesem Derby war, ist mir völlig unklar.
Wenn man so auftritt, wie in der ersten Halbzeit, muss in der Matchvorbereitung einiges schiefgelaufen sein. Und bei einigen Spieler scheint der «Ernst der Lage» immer noch nicht angekommen zu sein!

Christoph Böhlen: Das ist mir noch fast zu nett: Für mich war der ganze GC-Auftritt eine Bankrotterklärung. Dazu passt der Abgang der Fans, die brennende Choreo – und der ratlose Captain Amir Abrashi. Müsste ich jetzt wetten, würde ich mich auf den Abstieg des Rekordmeisters festlegen.
Mischi Wettstein: GC tanzt auf der Rasierklinge! Man hält an Trainer Tomas Oral fest – doch im Fussball entscheiden die Resultate. Gewinnen die Hoppers gegen Yverdon und bleiben am Ende oben, haben sie alles richtig gemacht. Wenn sie verlieren und am Ende absteigen, war halt alles falsch.
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Aber ich möchte den GC-Fans Hoffnung vor dem Spiel gegen Yverdon machen: So einen Mist wie gegen den FCZ können die Hoppers gar nicht zweimal in Serie zusammenspielen. Und auch die Start-Aufstellung kann man nicht zweimal so schlecht wählen.
Ich bin mir sicher: GC siegt gegen Yverdon! Dann geht mein Wunsch vielleicht doch noch in Erfüllung und Yverdon steigt direkt ab. In diesem Fall freue ich mich jetzt schon auf das nächste Stadtrivalen-Derby.
Christoph Böhlen: Auch wenn die Leistung besser wird, wird es noch nicht reichen. Wie gesagt: GC ist für mich Abstiegskandidat Nummer 1, ich sehe keinen Grund zur Hoffnung. Mit Alain Sutter haben sie zwar den richtigen Mann für die Zukunft geholt, aber kurzfristig kann auch er nicht viel machen.
Mischi Wettstein: Nur ruhig, es warten noch drei Spiele. Punktet Sion morgen gegen den FCSG, sind die Walliser wohl durch. Dann trifft GC noch auf diese beiden Teams, für die es um nichts mehr geht. Da ist noch nichts entschieden!
Nau.ch: Bleiben wir doch gleich in der Ostschweiz: Der FCW gewinnt beim FCSG gleich mit 4:1 und untermauert seine starke Form.
Mischi Wettstein: Der FC Winterthur hat es jetzt in den eigenen Füssen. Und genau da sehe ich eine Gefahr: Erstmals nach x Runden hat das Team von Uli Forte etwas zu verlieren, das ist eine neue Ausgangslage.
Stand heute sind sie gerettet – aber können sie auch damit umgehen? Diese Woche wird entscheidend: Nach den Spielen beim FCZ und zuhause gegen Yverdon wissen wir mehr.
Christoph Böhlen: Diese Diskussion müssen wir gar nicht führen, Mischi: Der FC Winterthur ist mit Abstand am besten in Form in der Relegation Group. Sie haben einen Lauf, werden sich retten – und bezwingen dabei auch deinen FCZ.
Mischi Wettstein: Aber Hallo, Herr Böhlen: Sonst erinnere ich dich gerne an die Jahrhundert-Blamage deiner Berner …! Beim FCZ kann man nicht einfach vorbeikommen und gewinnen. Da droht Winterthur ein erster Stolperer!

Nau.ch: Ihr habt es schon angetönt: Der Abstiegskampf geht in der englischen Woche in die entscheidende Phase.
Mischi Wettstein: Speziell: Yverdon bleibt nach dem Spiel am Mittwoch gegen GC gleich in Zürich und reist nicht mehr ins Waadtland zurück. Schliesslich wartet am Samstag das wichtige Spiel gegen Winterthur. Die Waadtländer haben es in den eigenen Füssen und können sich mit sechs Punkten retten.
Christoph Böhlen: Man möge mir im Waadtland verzeihen: Aber ich hoffe, der Fussballgott hat Erbarmen und lässt Yverdon doch noch absteigen. Bei allem Respekt: Da wäre wirklich kein Fan traurig…
Nau.ch: Blicken wir noch in die Challenge League: Aarau taucht schon wieder, Carouge gewinnt: Wer holt sich den Barrageplatz?
Mischi Wettstein: Ich bin überzeugt, dass es sich der FC Aarau nicht nehmen lässt. Sie haben im Direktduell gegen Carouge die Möglichkeit, sich zu distanzieren. Und im letzten Spiel wird sich Aufsteiger Thun gegen die Genfer nicht lumpen lassen. Aarau schnappt sich den Barrageplatz.
Übrigens, à propos Barrage: GC hat bei Aarau lose angefragt, ob sie eine allfällige Barrage auf dem Brügglifeld austragen dürfen. Da müsste man wohl nochmals über die Bücher, sollte dieses Szenario eintreten. GC gegen Aarau – da wäre es undenkbar, den Heimvorteil gleich zweimal den «Rüebliländern» zu schenken.

Nau.ch: Dafür ist seit dem Wochenende klar: Der FC Schaffhausen muss den Gang in die Promotion League antreten.
Mischi Wettstein: Dass «Hatsch» mit dem FCS absteigen muss, ist kein Wunder. Er hat einen zu grossen Rucksack übernommen – das hätten auch Ancelotti oder Mourinho nicht geschafft. Aus einem «Döschwo» kann man keinen Ferrari machen!
Christoph Böhlen: Die einzig gute Nachricht: Vielleicht ist das für die neuen Besitzer des Clubs auch eine Chance, einen sauberen Neuaufbau zu starten. Allerdings war es doch sehr kurios, haben die neuen Besitzer am Tag des Abstiegs in der Promotion League von einer Zukunft in der Super League gesprochen…
Nau.ch: Was ist euch sonst noch aufgefallen?
Mischi Wettstein: Ich habe gestern beim «Clasico» reingeschaut. Real-Star Mbappé muss sich wohl auch im falschen Film gewähnt haben: Da machst du gegen Barcelona drei Tore und verlierst trotzdem. Das Niveau der Partie war unglaublich. Das war einfach ein anderer Sport, als der, den ich mir Wochenende für Wochenende in unserer Liga anschaue!
Christoph Böhlen: Ich habe mich über den Aufstieg des HSV gefreut. Zudem gewinnt Köln mit Interimstrainer Friedhelm Funkel und steht vor der Rückkehr. Langsam nimmt meine Wunsch-Bundesliga wieder Formen an.
Mischi Wettstein: Mir tut es natürlich leid für Ilja Kaenzig und den VfL Bochum, dass der Abstieg in die 2. Bundesliga jetzt feststeht. Aber ich bin überzeugt: Der Club steht auf so einem stabilen Fundament, dass ein direkter Wiederaufstieg möglich ist.
Und à propos deutscher Fussball: Gleich mehrere Clubs sind auf der Suche nach einem neuen Trainer. Das wäre in diesem Summer vielleicht das Sprungbrett für FCL-Coach Mario Frick. Wie wär es zum Beispiel mit einem Wechsel zu Hannover 96, Mario?

Super League - Super League: Relegation Round (12.05.2025) | Sp | S | N | U | Tore | Pkt | ||
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1. | ![]() | 35 | 14 | 13 | 8 | 48:50 | 50 | |
2. | ![]() | 35 | 12 | 11 | 12 | 48:48 | 48 | |
3. | ![]() | 35 | 10 | 15 | 10 | 44:53 | 40 | |
4. | ![]() | 35 | 10 | 19 | 6 | 38:62 | 36 | |
5. | ![]() | 35 | 8 | 16 | 11 | 35:59 | 35 | |
6. | ![]() | 35 | 7 | 16 | 12 | 35:51 | 33 |
Super League - Super League: Relegation Round (12.05.2025) | Sp | Pkt | ||
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1. | ![]() | 35 | 50 | |
2. | ![]() | 35 | 48 | |
3. | ![]() | 35 | 40 | |
4. | ![]() | 35 | 36 | |
5. | ![]() | 35 | 35 | |
6. | ![]() | 35 | 33 |