Swiss-Chef will Boeing-Deals über Schweiz abwickeln
Der Lufthansa-Konzern könnte künftige Flugzeugkäufe hier verbuchen lassen. Damit würde die Schweiz als Grosskunde in der US-Handelsbilanz erscheinen.

Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz sucht Wege, Trumps 39-Prozent-Zoll auf Schweizer Waren abzuwenden.
- Lufthansa schlägt vor, Boeing-Käufe über die Schweiz abzurechnen.
- So würde das US-Handelsdefizit rechnerisch gesenkt.
Im Seco wird derzeit fieberhaft nach Wegen gesucht, den von US-Präsident Donald Trump verhängten 39-Prozent-Zoll auf Schweizer Produkte abzuwenden. Neben Investitionsangeboten in den USA prüft die Behörde auch unkonventionelle Ideen – teils angeregt von Konzernchefs selbst.
Laut Recherchen des «Tagesanzeigers» will sich sogar die deutsche Lufthansa beteiligen. Ihr Swiss-Chef Jens Fehlinger war zeitgleich mit Bundespräsidentin Karin Keller-Sutter und Wirtschaftsminister Guy Parmelin in Washington.
Dort brachte er einen Vorschlag zur «kreativen Handelsbuchhaltung» ein: Künftige Boeing-Käufe des Lufthansa-Konzerns könnten über die Schweiz abgewickelt werden.
Milliardenbestellungen sollen Handelsbilanz entlasten
Die Flugzeuge würden anschliessend zwar in anderen Lufthansa-Gesellschaften eingesetzt. Doch in der US-Handelsbilanz erschiene die Schweiz als Käufer – was das Defizit rechnerisch senken würde.
Für die nächsten sieben Jahre erwartet die Lufthansa rund 100 Boeing-Lieferungen im Listenwert von über 21 Milliarden Franken. Bisher werden solche Käufe meist über Leasingfirmen in Irland, Malta oder Guernsey abgewickelt.
Nun könnte eine maltesische Leasing-Tochter in die Schweiz verlegt werden. Auch unabhängig vom aktuellen Zollstreit, um flexibler auf künftige Handelskonflikte zu reagieren und den gewinnstarken Swiss-Standort zu stärken.
Der Bundesrat hatte bisher vor allem auf US-Investitionszusagen gesetzt, um Trump umzustimmen. Diese Strategie scheiterte: Trump pocht auf die Reduktion des Handelsbilanzdefizits, das im ersten Halbjahr 2025 bei 48 Milliarden Franken lag.
Denkbar ist auch, US-Importe zu erhöhen, etwa durch Flüssiggas- oder Ölkäufe oder eine Teilverlagerung von Pharmaproduktion in die USA.
Swiss-Geschäft für Lufthansa strategisch wichtig
Offiziell kommentieren weder Seco noch Swiss die Details. Klar ist jedoch: Ein hoher US-Zoll würde alle Geschäftsbereiche der Swiss treffen – vom Premium- bis zum Economy-Verkehr. Zuletzt schwächelte vor allem die Economy-Nachfrage in die USA.
Für die Lufthansa hat das Schweizer Geschäft daher hohen strategischen Wert.
Etwaige Boeing-Käufe hatte bereits Ex-Diplomat Thomas Borer im Interview mit «Bloomberg» erwähnt. Beim Bund soll er mit seinem Auftritt auf Kritik gestossen sein; er schwäche damit die Position der Schweiz.