Wie G&G-Chefin: Headhunter warnt vor Abrechnungs-Podcasts
Der Auftritt der Ex-«G&G»-Chefin wirft Fragen auf. Headhunter Hans Hofmann erklärt, warum öffentliche Abrechnungen für Führungskräfte gefährlich werden können.

Das Wichtigste in Kürze
- Paola Biasons Podcast-Auftritt wirft die Frage nach Folgen für Ex-Chefs auf.
- Headhunter Hans Hofmann sieht öffentliche Abrechnungen als Warnsignal für Arbeitgeber.
- Er warnt: Wer Interna preisgibt, wäscht «schmutzige Wäsche» und schadet seiner Karriere.
Paola Biason hat mit ihrem Podcast-Auftritt und der Klarstellung bei Nau.ch eine Debatte ausgelöst. Die frühere Chefin von «Gesichter & Geschichten» kritisierte das Aus der SRF-Sendung deutlich. Ausserdem sprach sie über den Umgang mit Kulturformaten beim Service public.
Nau.ch hat in einem ersten Artikel Biasons Sicht und die Stellungnahme von SRF gegenübergestellt. Jetzt stellt sich die Frage: Was bedeutet ein solcher Auftritt für die Karriere einer ehemaligen Führungskraft?
«Zunächst ein Warnsignal»
Headhunter Hans Hofmann beschäftigt sich seit Jahren mit Führungskräften aus Medien und Kommunikation. Er sagt klar: Solche Auftritte bleiben in Bewerbungsprozessen nicht folgenlos.
«Für viele Arbeitgeber ist so ein Auftritt zunächst ein Warnsignal», sagt Hofmann. Man sieht daran, wie eine Führungskraft mit Loyalität und Vertraulichkeit umgehe und fragt sich unweigerlich: «Würde sie eines Tages auch über uns so sprechen?»

Für Chefs auf hoher Stufe sind solche Interviews besonders heikel.
Hofmann betont: Unternehmen lesen in solchen Podcasts nicht nur die Inhalte. Sie lesen auch den Umgang mit früheren Chefs, Teams und Entscheiden mit.
Wo Offenheit aufhört und Indiskretion beginnt
Die rote Linie ist für ihn klar:
«Indiskretion beginnt dort, wo interne Gespräche, Zahlen oder Personen konkret benannt werden. Dann wird aus Transparenz schnell eine Abrechnung und es wird schmutzige Wäsche gewaschen. Das geht gar nicht.»
Gerade in einer Branche, die selbst von Öffentlichkeit lebt, ist die Versuchung gross, mit einer starken Story aufzutreten. Für die eigene Zukunft kann das jedoch nach hinten losgehen.
Für Hofmann ist klar: Solche Auftritte kosten Sympathiepunkte bei Arbeitgebern. «In klassischen Führungskarrieren schmälern sie die Chancen auf eine neue Position», warnt er. «Eigentlich ein No- Go».
Was bleibt, sind Spuren im Netz.
«Öffentlich gemachte Aussagen bleiben abrufbar, sind und bleiben im Netz», so Hofmann. «Bei einer Stellenbesetzung kann ein unnötiger, unfairer, eventuell sogar polemischer Podcast den entscheidenden Unterschied machen.»
Sein Rat an Führungskräfte, die mit Entscheiden früherer Arbeitgeber hadern und Redebedarf haben, fällt entsprechend nüchtern aus:
«Mit öffentlichen Aussagen sparsam umgehen, weniger ist oft mehr. Nicht jede Provokation muss bedient, nicht jede Emotion öffentlich ausgetragen werden. Und: Das Netz vergisst nicht.»
Und was heisst das für den aktuellen Fall?
Im aktuellen Fall der Ex-«G&G»-Chefin richtet sich die Kritik öffentlich gegen Programm- und Kulturentscheide. Namen und persönliche Vorwürfe stehen weniger im Zentrum, die Inhalte sind klar als persönliche Sicht markiert.
Hofmann bewertet diesen konkreten Fall nicht. Seine Analyse zeigt aber, wie schmal der Grat für Ex-Chefs ist, die in Podcasts oder Interviews Klartext reden wollen. Zwischen legitimer Kritik und «schmutziger Wäsche» liegen oft nur wenige Sätze, die im Netz dauerhaft stehen bleiben.
Der Podcast, der alles ins Rollen brachte
Im Podcast mit Reto Hanselmann und Alf Heller erzählt Paola Biason, wie sie Stellen in ihrem Team abbauen musste. Wenige Monate später verschwand «G&G» ganz.

Sie spricht von einem «Spielball der Politik», verweist auf No-Billag und Bundesrat Albert Rösti, der weniger Unterhaltung gefordert habe.
Gegenüber Nau.ch betonte sie, dass sie nicht gegen SRF schiesse. Sie sieht die Absetzung von «G&G» als verpasste Chance für die Schweizer Kultur.











