In dänischen Nerzfarmen wurde bei den Tieren eine Mutation des Coronavirus festgestellt. Schweizer Tierschützerinnen sind schockiert über die Massentötung.
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Aus Sorge vor den Folgen für kommende Impfstoffe gegen das neuartige Coronavirus werden in Dänemark alle Nerze getötet. Was sagen Tierschützer aus der Schweiz dazu? - dpa
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Das Wichtigste in Kürze

  • 17 Millionen Nerze werden in Dänemark vernichtet.
  • Bei ihnen wurde die neue Coronavirus-Variante «Cluster 5» festgestellt.
  • Schweizer Tierschützerinnen sind schockiert über die verordnete Massentötung.

Zusammengepfercht in einem Käfig, der kaum grösser als ein Quadratmeter ist. So ergeht es den Nerzen in Pelzzuchtfarmen. Nun müssen in Dänemark alle Tiere getötet werden – 17 Millionen Nerze! Denn bei ihnen wurde die neue Variante «Cluster 5» des Coronavirus festgestellt.

Erschreckende Bilder von Baggerschaufeln, die voll mit toten Nerzen beladen sind, machen nun die Runde. Tierschützer reagieren schockiert auf die neuen Bilder. Überrascht sind sie jedoch nicht.

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Ein Lastwagen lädt tote Nerze auf einem Militärgelände ab. Mit der Massentötung will die Regierung eine Ausbreitung des Coronavirus verhindern. - Ritzau Scanpix/AFP

«Angesichts der Bekämpfung des Coronavirus ist das Töten der Nerze nachvollziehbar. Der Skandal ist nicht die Notschlachtung, sondern dass die Nerze überhaupt in Massentierhaltung gezüchtet werden», sagt Helen Sandmeier, Mediensprecherin beim Schweizer Tierschutz STS.

Die Haltungsbedingungen in winzigen Drahtgitterkäfigen seien nicht nur brutalste Tierquälerei, sie begünstigten auch die Ausbreitung von Krankheitserregern wie eben dem Coronavirus.

Unkorrekte Tötung

Wenn die Tiere schon getötet werden müssten, was leider so oder so geschehe, sollte dies tiergerecht und möglichst human ablaufen, sagt Sandmeier. «Es sind Videos im Internet aufgetaucht, die ganz klar unkorrektes Töten zeigen.» Konkret: Es fand keine sofortige schmerzfreie Tötung statt. Und einige Tiere lebten noch länger.

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Mitarbeiter der dänischen Gesundheitsbehörde tragen Schutzkleidung und reinigen mithilfe dänischer Streitkräfte die Fahrzeuge, welche für die Entsorgung der Nerze verwendet wurden. - dpa

Sandmeier hofft, dass die schrecklichen Bilder die Menschen auf die Pelzindustrie und deren qualvolle Folgen für die Tiere sensibilisieren. Trotzdem glaubt sie nicht an ein Ende der Nerzzucht in Dänemark. Der wirtschaftliche Druck dürfte zu gross sein im Land, das weltgrösster Nerzproduzent ist, so Sandmeier.

«Die Berichte rücken die tierquälerischen Zustände auf Pelztierfarmen weltweit in den Fokus der Aufmerksamkeit.» So würden die Konsumentinnen und Konsumenten daran erinnert, dass Pelztragen eine Gewissensfrage sei. Wer heute noch Echtpelz trage, schaufle Millionen Tieren ein Grab, sagt die Tierschützerin.

Massentierhaltung sei ein Seuchenherd

Vanessa Gerritsen, stellvertretende Geschäftsleiterin der Stiftung «Tier im Recht», sieht es ähnlich: «Die Massentötung ist absolut unmoralisch, brutal und unnötig.»

Das Töten der Nerze als Massnahme der Pandemiebekämpfung sei nur eine kurzfristige Lösung, sagt Gerritsen. Man wisse von früheren Infektionskrankheiten, dass Massentierhaltungen einen Seuchenherd darstellen.

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Die Massentierhaltung müsse endlich verboten werden, sagt Vanessa Gerritsen, stellvertretende Geschäftsleiterin von «Tier im Recht». - tierimrecht.org

Die Tiere leiden an übermässigem Stress, an Verhaltungsstörungen, und auch sonst ist ihr Immunsystem geschwächt. So seien sie erst recht empfänglich für das Virus, betont Gerritsen. Die dichtgedrängte Haltung der Nerze begünstige die schnelle Ausbreitung des Coronavirus.

«Der Tierschutz kann die Behörden erst dann ernst nehmen, wenn ein Verbot der Massentierhaltung eingeführt wird», sagt Gerritsen weiter.

In der Schweiz gibt es zwar keine Nerzfarmen, Tierschutzvereine scheiterten aber schon mehrere Male an einem Importverbot für Pelze. Solange die Nachfrage da ist, wird es auch nach der Pandemie Pelzzuchtfarmen auf der ganzen Welt geben. Und es werden weitere Millionen Nerze sterben. Nur die Bilder in den Medien werden wieder verschwinden.

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