Das globale Rennen um einen Impfstoff gegen das Coronavirus könnte gravierende Folgen haben. Amnesty International warnt vor sozialen Ungerechtigkeiten.
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Amnesty International warnt vor der Verschärfung sozialer Unruhen durch das globale Rennen um Corona-Impfstoffe. Hier zu sehen: eine indigene Frau mit ihrem Kind in Brasilien. - sda
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Preise der verschiedenen Impfstoff-Kandidaten variieren stark.
  • Der AstraZeneca-Kandidat wird wegen des niedrigen Preises auch Impfstoff für Arme genannt.
  • Amnesty International warnt deshalb vor einer Verschärfung sozialer Ungerechtigkeiten.

Die Impfstoffe gegen das Coronavirus sind zu den Hoffnungsträgern im Kampf gegen die Pandemie geworden. Kürzlich hat der britisch-schwedische Pharmakonzern AstraZeneca einen Durchbruch bei der Impfstoffentwicklung vermeldet. Der grosse Unterschied zu den Konkurrenzprodukten von Moderna und Pfizer: der Preis.

In der Schweiz soll der Impfstoff von Pfizer/Biontech rund 40 Franken kosten. Moderna fordert zwischen 32 und 37 Dollar (rund 29 bis 34 Franken) pro Dosis.

AstraZeneca: Impfstoff gegen Coronavirus für die Armen?

Das AstraZeneca-Vakzin soll hingegen zum Selbstkostenpreis erhältlich sein. Pro Einheit werden rund 2,50 Euro (etwa 2,70 Franken) verlangt. Verschiedene Medien nennen diesen Kandidaten deswegen schon fast zynisch den «Impfstoff für die Armen».

Dieser Begriff ist nicht ganz aus der Luft gegriffen: Tatsächlich ist dies der erste Impfstoff, der Vereinbarungen für die Verteilung in Ländern mit niedrigerem Einkommen anstrebt.

Corona-Impfstoff von AstraZeneca
Coronavirus: Der Impfstoff von AstraZeneca ist das erste Vakzin, der Vereinbarungen für die Verteilung in ärmeren Ländern anstrebt. - dpa

Entscheidend für den Preis: Die Vakzine von Pfizer/Biontech und Moderna sind mRNA-Impfstoffe. Der AstraZeneca-Kandidat hingegen ist vektorbasiert, erklärt Christoph Berger, Präsident der Eidgenössischen Kommission für Impffragen, gegenüber Nau.ch.

«Zudem kann er im Unterschied zu den andern beiden über lange Zeit im Kühlschrank gelagert werden.» Aus diesen Gründen sei der Impfstoff von AstraZeneca günstiger als seine Konkurrenten.

Doch büsst dieser billigere Impfstoff auch an Qualität ein? «Wir wissen es nicht», räumt Berger ein. Die bisher vorliegenden Resultate seien jedoch vielversprechend.

Soziale Ungerechtigkeiten könnten verschärft werden

Beat Gerber, Mediensprecher von Amnesty International Schweiz, macht sich wegen dieser Preisunterschiede Sorgen. «Die Wirksamkeit des Impfstoffs und die Gesundheit des Einzelnen sollte im Mittelpunkt stehen, nicht der Preis», erklärt Gerber gegenüber Nau.ch. Es bestehe das Risiko, dass die verschiedenen Preisklassen soziale Ungerechtigkeiten verschärfen könnten, warnt er.

Amnesty
Beat Gerber, Mediensprecher von Amnesty International Schweiz, macht sich wegen dieser Preisunterschiede Sorgen. - Amnesty International Schweiz

«Industriestaaten und ressourcenreiche Länder sind besser in der Lage, Verträge mit Pharmafirmen auszuhandeln.» Die Länder des globalen Südens müssen deswegen warten, wodurch ihre Bevölkerungen benachteiligt werden, bemängelt der Mediensprecher.

Länder müssen zusammenarbeiten

Gerber kritisiert den globalen Wettbewerb um die Corona-Impfstoffe. «Die Länder müssen sich zusammensetzen und global denken.» Es müsse alles getan werden, um genügend Impfstoffe für alle Länder und Menschen herzustellen. Dabei sollte die Verteilung in erster Linie an exponierte oder gefährdete Menschen erfolgen.

Amnesty Internationa
Amnesty International warnt vor einem erschwerten Zugang des globalen Südens zu Corona-Impfstoffen. - dpa

Gerber hat auch klare Forderungen an die Schweiz. Ein so reiches Land sollte ärmere Länder beim Zugang zu Impfstoffen finanziell unterstützen. Auch sollte sich die Schweiz für eine gerechte Verteilung der Vakzinen einsetzen.

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