Corona-«Spaziergänge» durch Versammlungsfreiheit geschützt?

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Deutschland,

Die Proteste gegen die Corona-Massnahmen sorgen in vielen Städten für Auseinandersetzungen mit der Polizei. Aber was gilt eigentlich rechtlich für die angeblich spontanen «Spaziergänge»?

Gegner der Corona-Massnahmen bei einem von ihnen so bezeichneten «Spaziergang» im unterfränkischen Schweinfurt. Foto: Daniel Vogl/dpa
Gegner der Corona-Massnahmen bei einem von ihnen so bezeichneten «Spaziergang» im unterfränkischen Schweinfurt. Foto: Daniel Vogl/dpa - dpa-infocom GmbH

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Versammlungsfreiheit ist in der Demokratie ein hohes Gut.

Das Grundgesetz garantiert in Artikel 8 «das Recht, sich ohne Anmeldung oder Erlaubnis friedlich und ohne Waffen zu versammeln». Eine Genehmigung braucht es also generell nicht.

Bei «Versammlungen unter freiem Himmel» sind aber Beschränkungen möglich. Diese sind im Versammlungsgesetz des Bundes geregelt; einige Länder haben eigene Gesetze. Das Bundesgesetz sieht vor, dass Versammlungen im Freien mindestens 48 Stunden vor Bekanntgabe vom Veranstalter bei den Behörden angemeldet werden müssen. Das soll sicherstellen, dass zum Beispiel der Verkehr umgeleitet werden kann oder die Polizei auf mögliche Gegendemonstranten vorbereitet ist.

Eine Ausnahme sind sogenannte Spontanversammlungen. Damit ist gemeint, dass sich Menschen aus einem aktuellen Anlass ungeplant und ohne Veranstalter zusammenfinden. Hier gilt keine Anmeldepflicht.

Eine Versammlung kann laut Gesetz verboten werden, wenn die öffentliche Sicherheit oder Ordnung «unmittelbar gefährdet ist». Ein Verbot darf aber immer nur das letzte Mittel sein. Auch in der Corona-Pandemie gilt, dass zuerst geprüft werden muss, ob der Infektionsgefahr durch mildere Auflagen begegnet werden kann. Beispielsweise können die Behörden vorschreiben, dass alle untereinander Abstand halten oder Schutzmasken tragen müssen.

Die wenigsten «Spaziergänge» sind spontan

Bei Verstössen kann die Polizei Teilnehmer von der Versammlung ausschliessen oder diese ganz auflösen. Es drohen Geldbussen. Der Veranstalter oder Leiter kann sich sogar strafbar machen und zu einer Freiheits- oder Geldstrafe verurteilt werden.

In den «Spaziergängen» der Gegner der Corona-Massnahmen sehen die Behörden einen Versuch, die Anmeldepflicht zu umgehen, um keine Auflagen zu bekommen: Das Ganze soll so wirken, als sei es gar keine Demonstration oder als habe sich diese spontan ohne Organisator gebildet. Tatsächlich gibt es vorher aber Aufrufe in sozialen Netzwerken wie im Messenger-Dienst Telegram.

Einige Kommunen sind deshalb dazu übergegangen, solche Versammlungen per Allgemeinverfügung ganz zu verbieten. In der Stuttgarter Innenstadt etwa sind seit Jahresanfang bis 31. Januar «alle nicht angezeigten und nicht behördlich bestätigten Versammlungen und Ersatzversammlungen» gegen die Corona-Massnahmen untersagt, die «mit generellen Aufrufen zu «Montagsspaziergängen» oder «Spaziergängen»» verbunden sind. Angemeldete Versammlungen bleiben möglich.

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