So will der Bund den Güterverkehr sicherer machen
Das Bundesamt für Verkehr hat zusammen mit Fachleuten aus der Branche Massnahmen entwickelt, um Unfälle im Schienengüterverkehr zu vermeiden.

Das Wichtigste in Kürze
- Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat neue Regeln für den Güterverkehr erlassen.
- Somit soll der Güterverkehr in der Schweiz sicherer werden.
- Unfälle wie jener im Gotthard-Basistunnel im August 2023 sollen so vermieden werden.
Im August 2023 ereignete sich ein schwerer Unfall im Gotthard-Basistunnel: Ein Güterzug entgleiste aufgrund eines gebrochenen Rades. Der Schaden belief sich auf 150 Millionen Franken.
Nach Untersuchungen der Schweizerischen Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) wurde festgestellt: Im betroffenen Rad hatten sich Risse gebildet. Zudem zeigte der Schlussbericht: Es besteht ein systematisches Risiko für Radbrüche bei Güterwagen.
Dieses Ereignis hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) nun dazu veranlasst, zusammen mit Branchenexperten Massnahmen zu erarbeiten. Dies, um die Sicherheit des Schienenverkehrs zu erhöhen, wie SRF berichtet.
Räder sollen besser kontrolliert werden
Zwei Hauptpunkte stehen im Fokus dieser neuen Massnahmen: der Raddurchmesser und die Wartungsintervalle.
Mit der Zeit nutzen sich die Räder von Güterzugwagen ab und werden kleiner. Daher sollen abgenutzte Räder zukünftig früher aus dem Verkehr gezogen werden als bisher.
Zudem sollen technische Untersuchungen an den Wagen in kürzeren Abständen stattfinden und besser kontrolliert werden.
Michael Müller vom BAV ist überzeugt davon, dass diese Massnahmen zur Verbesserung der Sicherheit im Schienengüterverkehr beitragen werden.
«Diese Massnahmen sind gut und sie reichen kurzfristig. Jedoch braucht es längerfristig auch ein europaweites Vorgehen», so Müller gegenüber SRF.
Experte ist nicht überzeugt
Ruedi Beutler, Bahnexperte und Mitglied der Expertengruppe Gotthard-Team, begrüsst die neuen Massnahmen nur bedingt. Er lobt die Möglichkeit, systematisch überprüfen zu können, ob Wartungen durchgeführt wurden.
Allerdings kritisiert er die Kontrollen auf Basis von Eigenspannungsmessungen der Räder. Beutler: «Diese Messungen sagen über die Bildung von Rissen im Rad nichts aus, sondern nur, wie sich Risse ausbreiten können.»
Daher schlägt das Gotthard-Team eine optische Prüfung vor: Das Rad anheben und die Lauffläche kontrollieren.
Ein Prozess, der laut Beutler etwa zwei Stunden pro Wagen dauere. «Das wäre machbar und sicherer», sagt Beutler dem Sender.
Branchenverband warnt vor Güterwagen-Engpässen
Der Urner FDP-Ständerat Josef Dittli vom Verband der verladenden Wirtschaft Schweiz (VAP) äussert bei SRF jedoch Skepsis gegenüber den Massnahmen.
Sie könnten seiner Meinung nach zu Engpässen bei der Verfügbarkeit von Eisenbahnwagen führen und somit Auswirkungen auf die Landesversorgung haben.
Aber auch Dittli ist grundsätzlich der Ansicht, dass mit diesen Massnahmen bedeutende Fortschritte in Sachen Sicherheit erzielt wurden.
Die SBB begrüsst die neuen Regeln, wie sie in einer Reaktion schreibt. Die Vorgaben würden das Unfallrisiko senken und genau da ansetzen, wo es nötig sei.