Am 29. März spielt die Schweiz erstmals gegen Kosovo. Nach Ende des Kosovo-Kriegs 2001 war es eine Berner Unterliga-Auswahl, die den Sportkontakt aufnahm.
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Beide Teams vor dem Anpfiff. - Uwe Schädelin
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Das Wichtigste in Kürze

  • Das Testspiel Schweiz-Kosovo ist nicht das erste Aufeinandertreffen der beiden Nationen.
  • Eine Berner Auswahl mit Unterliga-Spielern reiste schon 2001 nach dem Krieg nach Pristina.
  • Die Schweizer Nati spielt morgen Dienstag um 18 Uhr im Letzigrund gegen den Kosovo.

Am 29. März testet die Schweizer Nati in Zürich gegen Kosovo. Es ist das erste Länderspiel zwischen diesen eng verbundenen Ländern. Was viele nicht wissen: Es war eine Berner Unterliga-Auswahl, die nach dem Kosovo-Krieg den Sportkontakt aufnahm – mit einem live übertragenen Spiel im Nationalstadion von Pristina.

Was wie ein Märchen tönt, hatte einen einfachen Grund: 1998, in den Anfängen des Kriegs, lud der FC Thun mit Trainer Andy Egli den FC Pristina ins Berner Oberland ein. Grund: Der Traditionsverein durfte jahrelang nur illegal spielen, sein Stadion war von einem serbischen Team besetzt. So war die Reise in die Schweiz, trotz hoher Niederlage, sehr willkommen.

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Die Berner Auswahl posiert vor dem Spiel. Vierter von links: Daniel Marti. - Uwe Schädelin

Die Gegeneinladung erfolgte prompt, konnte aber wegen des Kriegs erst drei Jahre später angenommen werden. Aber: Während beim FC Pristina alle den brutalen Krieg überlebt hatten, waren beim FC Thun keine Spieler oder Funktionäre mehr im Amt.

Europacup-Feeling für Amateur-Kicker

Somit schritt Anfang Oktober 2001 eine Berner Unterliga-Auswahl aus dem Umfeld des anti-rassistischen «Halbzeit»-Lokals zur Pioniertat. Die Amateur-Kicker von Vereinen wie Breitenrain, Muri-Gümligen, Worb oder Italiana fühlten sich schnell mal in Europacup-Stimmung – spätestens beim Empfang am Flughafen und beim Abschlusstraining im Stadion, dem zahlreiche Medien folgten.

Der damalige Worb-Stürmer Daniel Marti, heute Leiter Marketing bei YB, erinnert sich: «Die Gastfreundschaft war eindrücklich. Es waren noch viele Fahrzeuge von UN- und KFOR-Truppen unterwegs, und wir sahen zerstörte Häuser, auch die Basketballhalle. Aber wir haben uns sehr wohlgefühlt, auch nach dem Spiel im Ausgang.»

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Zerstörtes Gebäude in Pristina. - Uwe Schädelin

Einseitiges Spiel

Vor dem Spiel werden Friedenstauben in die Luft gelassen und Grussworte von Bundespräsident Moritz Leuenberger zweisprachig verlesen. Trotz Werktag-Nachmittags finden 3500 erwartungsfrohe Zuschauer ins baufällige Stadion.

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Bajram Kurtulus in Aktion.
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Spielszene vor 3500 Zuschauern.
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Carlos Garcia (FC Breitenrain, Ex-YB) wird nach dem Spiel von den Medien belagert.

Die Partie verläuft sehr einseitig, und die Einheimischen nehmen bald einmal Gas weg, damit es nicht mehr als ein 3:1 gibt. Marti: «Mein Gegenspieler fragte mich schon auf dem Platz, weshalb wir so schlecht seien. Ich versuchte ihm dann zu erklären, dass Zweite Liga nicht die zweithöchste Liga bedeutet.» In der Tat gingen die Gastgeber von einem Spitzenteam aus, zumal im TV-Trailer Tore der Schweizer Nati gezeigt wurden.

Immerhin stand im wild zusammengewürfelten Berner Team mit Bajram Kurtulus ein ehemaliger Profi und gebürtiger Kosovare. Der Ex-YB-Spieler wurde in Pristina als auffälligster Berner zum Bleiben aufgefordert.

Nach dem Spiel folgte der Empfang beim Schweizer Geschäftsträger. «Das machte uns schon ein bisschen stolz», so Marti. Die Schweiz hatte damals noch keine offizielle Botschaft. Die Unabhängigkeitserklärung des Kosovo folgte erst im Februar 2008.

Kosovo war auch lange nicht Mitglied von der Fifa oder der Uefa. Erst ab 2014 waren Testspiele erlaubt. Und ab 2016 durfte die kosovarische Nati endlich Pflichtspiele absolvieren. Marti: «Die Pioniertat war uns damals noch nicht so bewusst.»

Gewinnt die Schweizer Nati gegen den Kosovo?

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