Worauf setzen die neuen Bernjurassier im Grossen Rat?
Markus Gerber (SVP) und Peter Gasser (SP) ersetzen ihre Parteikollegen aus Moutier im Grossen Rat.

Das Wichtigste in Kürze
- Zwei Grossräte aus Moutier werden im Grossen Rat ersetzt.
- Auf sie folgen die beiden Bernjurassier Markus Gerber (SVP) und Peter Gasser (SP).
- Im Interview mit dem BärnerBär sagen sie, bei welchen Themen sie zusammenspannen könnten.
Die beiden Grossrats-Neuzugänge Peter Gasser und Markus Gerber könnten wohl gegensätzlicher nicht sein.
Trotzdem vereint den linken Gasser mit dem rechten Gerber so einiges: Beide wollen sich für die französischsprachige Minderheit einsetzen, beide kommen aus dem Berner Jura, beides sind politisch alte Hasen. Und beide sind aus dem gleichen ungewöhnlichen Grund Mitte Oktober Grossrat geworden.
Denn Gasser und Gerber sind Ersatz für zwei Grossräte, die ausgeschlossen wurden. Marc Tobler (SVP) und Marina Zuber (PSA) wohnen beide in Moutier. Wegen des Kantonswechsels ihrer Gemeinde dürfen sie nicht mehr im Kanton Bern politisieren.
Markus Gerber (SVP) ist Gemeindepräsident von Saicourt und produziert als Landwirt unter anderem Milch für den Tête-de-Moine.
Peter Gasser ist pensionierter Musiklehrer aus Bévilard und sass bereits von 2014 bis 2022 im Grossen Rat. Wegen seiner Erfahrung einigte man sich auf ihn als Nachrückender für die Separatistin Zuber: Gasser ist nämlich nicht Mitglied des «Parti socialiste autonome (PSA)», aber, wie bisher Zuber, Mitglied einer bernischen SP-Sektion.

BärnerBär: Sie sind jetzt Grossrat – nicht, weil Sie eine Wahl gewonnen haben oder weil Ihr Vorgänger zurückgetreten ist. Sondern weil die Vorgänger plötzlich dem Nachbarkanton Jura angehören. Was war das für Sie für ein Gefühl?
Markus Gerber: Ich freue mich sehr auf das Amt als Grossrat und die damit verbundene Herausforderung. Gleichzeitig bedaure ich den Kantonswechsel von Moutier und die Konsequenz, die dies für meinen Vorgänger Marc Tobler hat.
Peter Gasser: Ich bin einfach dankbar für die Arbeit, die ich während meiner beiden vorherigen Legislaturperioden geleistet habe, da ich nicht mehr Mitglied der PSA bin.

BärnerBär: Werden Sie das Werk Ihrer Vorgänger fortsetzen und in der Jurafrage gleich wie sie politisieren?
Gerber: Die Fusstapfen von Marc Tobler sind sicher sehr gross, eine starke Vertretung der Interessen des Berner Juras und französischen Minderheit im Kanton Bern liegen mir aber am Herzen. Die Jurafrage ist für mich beendet und die jetzigen Grenzen (Stand ab 01.01.2026) sind absolut zu respektieren.
Gasser: Meine Kollegen vom «Ensemble socialiste» und ich haben diese Partei bei den letzten Wahlen gegründet, um das Ende der Jurafrage deutlich zu machen. Seit Mai dieses Jahres sind das «Ensemble socialiste» und die SP Berner Jura zudem in der SP unter dem Namen «PS Grand Chasseral» vereint.

BärnerBär: Bei welchen Themen wollen Sie sich in der verbleibenden Wintersession noch einsetzen?
Gerber: Mein Ziel ist es, mich einzuarbeiten in den Parlamentsbetrieb und anschliessend meine Schwerpunkte setzten. Die Weiternutzung des ehemaligen Klosters in Bellelay, welches im Besitz des Kantons Bern ist, beschäftigt mich als Gemeindepräsident von Saicourt bereits jetzt, dies ist sicher ein Thema, das ich einbringen will. Ein starker, bürgerlich geprägter Kanton Bern mir seiner Vielfältigkeit in den Regionen, in Stadt und Land wird sicher mein Abstimmungsverhalten prägen.
Gasser: Ich möchte dazu beitragen, zwei wichtige Themen für den Berner Jura voranzubringen: den «Tour de Moron» (Anm. der Red.: Aussichtsturm des Architekten Mario Botta, der teilweise eingestürzt ist) und die Richtlinien des Lotteriefonds, ein Thema, bei dem der Rat des Berner Juras seit mehreren Jahren auf konkrete Anpassungen wartet.

BärnerBär: In der Jurafrage vertreten Sie beide nicht die gleiche Position. Aber gibt es – vielleicht aufgrund Ihrer Herkunft – Bereiche, wo Sie sich gemeinsam einsetzen könnten?
Gerber: Die Interessenvertretung des Berner Juras, der französischen Minderheit und die Zweisprachigkeit verbindet uns sicher. Dies kann auch dazu führen, dass wir uns gemeinsam für ein Anliegen einsetzten, vor allem wenn innerhalb der Deputation, Einigkeit in einer Thematik herrscht.
Gasser: Ich behaupte, mich stets für das Wohl des Berner Juras und der französischsprachigen Bevölkerung eingesetzt zu haben, insbesondere im Bildungsbereich. Darüber hinaus setze ich mich für die Besonderheiten der französischsprachigen Minderheit als Ganzes ein, ein Thema, bei dem wir auf einer Linie sein sollten.
BärnerBär: Wird der Bisherigen-Bonus nützlich sein für eine Wiederwahl – oder auch als Sprungbrett für den Nationalrat?
Nachgerückt
Der BärnerBär stellt die neuen Mitglieder im Grossen Rat vor, die noch vor Legislatur-Ende für ihre zurücktretenden Partei-Gschpänli nachrücken. Bereits erschienen sind:
Der Kandersteger Hotelier René Maeder (Mitte)
Der Adelbodner Gemeindeobmann Willy Schranz (EDU)
Die Berner Psychologin Valentina Achermann (SP)
Der Seeländer Arzt und Bauer Jann Bangerter (SVP)
Die Berner Kommunikationsberaterin Milena Daphinoff (Mitte)
Die Lauterbrunner Jus-Studentin Stephanie Gartenmann (SVP)
Gerber: Der Bisherigen-Bonus hilft sicher bei einer Wiederwahl, jeder Wahlkampf muss aber zuerst aktiv gestaltet werden. Meine Priorität gilt jetzt dem Einarbeiten in den Grossrats-Alltag und meiner Wiederwahl im Frühling 2026.
Gasser: Es scheint, dass das Etikett «Bisheriger» für die Wiederwahl nützlich sein könnte, aber letztendlich werden die Wähler entscheiden. Auf Bundesebene habe ich jedoch keine Ambitionen.








