Milena Daphinoff (Mitte): «Sibyl Eigenmann und mich verbindet viel»

Matthias Bärlocher
Matthias Bärlocher

Bern,

Mitte-Politikerin Milena Daphinoff rückt nach in den Grossen Rat in Bern. Sie lässt sich bei der politischen Arbeit auch von Rom und dem Meer inspirieren.

Grosser Rat Bern
Der BärnerBär portraitiert in einer Serie die neuen Gesichter im Grossen Rat. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Seit Anfang Juli sitzt Milena Daphinoff (M) neu im Grossen Rat.
  • Sie folgt auf Sibyl Eigenmann, die neu für Bundesrat Pfister arbeitet.
  • Daphinoff freut sich auf neue Gesichter sowie neue Themen wie die Gesundheitspolitik.

Seit dem 1. Juli ist Milena Daphinoff Grossrätin für Die Mitte-Partei. Zu verdanken hat sie dies erstens dem Umstand, dass ihre Vorgängerin Sybil Eigenmann eine neue Funktion hat:

Per August wurde sie zur persönlichen Mitarbeiterin von Mitte-Bundesrat Martin Pfister ernannt. Zweitens, natürlich, ist Daphinoff bei den Wahlen auf dem ersten Ersatzplatz gelandet.

Milena Daphinoff ist als Kommunikationsberaterin und in verschiedenen Funktionen im Kulturbereich tätig. Sie hat Jahrgang 1983 und sass während acht Jahren im Berner Stadtrat. Im Interview verrät sie, welcher Promi ihre Lieblings-Plauder-Partnerin wäre und auf was sich ihre Grossrats-Gschpänli gefasst machen müssen.

Milena Daphinoff
Grossrätin Milena Daphinoff (M) führt ein eigenes Unternehmen in der Kommunikationsbranche. - zvg

BärnerBär: Worauf reuen Sie sich am meisten als frischgebackene Grossrätin?

Milena Daphinoff: Ich bin in der Politik, weil ich gestalten will. Insofern freue ich mich ganz besonders darauf, im Grossrat wieder aktiver Teil von Lösungen zu sein: mich einzusetzen, Themen voranzutreiben, Brücken zu schlagen und echte Mehrheiten zu finden.

Gerade als Politikerin der Mitte freue ich mich ehrlich gesagt auch darauf, nicht mehr permanent in der Oppositionsrolle zu stecken. Im Stadtrat war das aufgrund der Mehrheitsverhältnisse oft schwierig – im Grossrat eröffnet sich da ein ganz anderer Spielraum.

Dazu freue ich mich auf ganz viele spannende Begegnungen, leidenschaftliche Diskussionen und neue Gesichter. Und natürlich auch auf ein Wiedersehen mit früheren Kolleginnen und Kollegen aus dem Berner Stadtrat.

Inhaltlich freue ich mich besonders auf Themen, die es nur auf kantonaler Ebene gibt, zum Beispiel die Gesundheitspolitik. Kurz: Ich habe Lust, anzupacken.

Milena Daphinoff Sibyl Eigenmann
Bei den städtischen Wahlen 2020 trat Milena Daphinoff gemeinsam mit Reto Nause und Sibyl Eigenmann an. - keystone

BärnerBär: Wo sehen Sie die Unterschiede zu Sibyl Eigenmann, Ihrer Vorgängerin, insbesondere natürlich in der politischen Arbeit?

Milena Daphinoff: Sibyl und mich verbindet viel – wir sind ähnlich alt und verfügen beide über Erfahrungen auf dem internationalen Parkett wie auch in der Lokalpolitik. Gemeinsam haben wir im Stadtrat viel angestossen und bewegt. Dabei sind Interessen stets beeinflusst von unseren Erfahrungen und unserem Alltag.

Das zeigt sich auch in meiner politischen Arbeit: Ich führe seit 2019 mein eigenes Unternehmen, bin Vizepräsidentin von KMU Stadt Bern und Vorstandsmitglied von BernCity. Gewerbe- und Verkehrspolitik waren für mich während meiner acht Jahre im Berner Stadtrat zentrale Themen. Zudem habe ich zwei Kinder im Grundschulalter, Bildungsthemen liegen mir entsprechend sehr am Herzen.

BärnerBär: Sie haben ein Flair für Kultur, sind Fan von Rom und hätten am liebsten ein Haus am Meer. Wie werden das Ihre Grossrats-Gspänli zu spüren bekommen?

Milena Daphinoff: Als Historikerin weiss ich, wie wichtig es ist, politischen Entscheiden einen Kontext zu geben. Es hilft enorm, zu wissen, woher etwas kommt, was schon einmal war, und wie wir heute daran anknüpfen können. Kulturthemen sind für mich daher mehr als ein «Nice to have» – sie sind zentral für eine lebendige, reflektierte Gesellschaft.

Rom hat mich stark geprägt: Ich bin gerne mit vollem Engagement bei der Sache und immer leidenschaftlich in der Debatte. Offenheit im Austausch ist mir wichtig, und ich glaube, das spürt man auch.

René Maeder Mikrovone
Diese Mikrofone im Berner Rathaus warten nun darauf, dass sich auch Neo-Grossrätin Milena Daphinoff zu Wort meldet. - keystone

Meine Erfahrungen aus Rom zeigen sich auch in meiner Politik: Ich setze mich mit Überzeugung für lebendige Plätze und die Aussenräume der Gastronomie ein. Ein Ort, wo Menschen sich begegnen und austauschen können, hat für mich politischen Wert.

Und zum Meer: Ich mag Weitsicht – im wörtlichen wie im übertragenen Sinn. Ich bin ein Sommerkind, Liebe das Schwimmen und das Gefühl von Freiheit, das einem das Wasser gibt. Diese Offenheit und Lebensfreude nehme ich mit in die Politik.

BärnerBär: Haben Sie noch einen Gratis-Tipp – was sollte der Kanton Bern unbedingt besser kommunizieren?

Milena Daphinoff: Die Berner Behörden und die Verwaltung machen einen guten Job. Ich fühle mich als Bürgerin und Politikerin grundsätzlich umfassend und gut informiert, auch was Transparenz und Zugänglichkeit betrifft.

Wenn ich mir etwas wünschen dürfte, dann wäre es, dass der Kanton bei der Bekanntgabe von Wahlresultaten etwas schneller wird. Bern gehört traditionell zu den letzten Kantonen, die ihre Resultate veröffentlichen. Ich weiss natürlich, dass das nicht nur ein Kommunikationsproblem ist, sondern auch mit der aufwendigen Auszählung der Wahlzettel zu tun hat. Trotzdem wäre es schön, wenn wir hier vielleicht einmal nicht als Letzte drankämen.

Grundsätzlich bin ich überzeugt davon, dass gute Kommunikation nicht nur über Probleme spricht, sondern auch die eigenen Stärken sichtbar macht. Bern hat viel zu bieten – kulturell, landschaftlich, wirtschaftlich – und genau diese Vielfalt und Qualität dürfen etwas selbstbewusster und aktiver kommuniziert werden.

Plauder-Bänkli
An 21 Standorten stehen in der Stadt Bern «Plauder-Bänkli», die zum Sitzen einladen und zum Plaudern verpflichten – auch mit wildfremden Menschen. - Stadt Bern

BärnerBär: Sie sind Miterfinderin der «Plauder-Bänkli». Mit wem würden Sie gerne mal einen Schwatz halten?

Milena Daphinoff: Die Idee der Plauder-Bänkli lebt vom echten Austausch – unkompliziert, auf Augenhöhe und mitten im Alltag. Deshalb stelle ich mir für ein solches Gespräch jemanden vor, der inspiriert, ohne sich aufzudrängen. Jemand, der zuhören kann, aber auch etwas zu sagen hat.

Ich würde sehr gerne einmal mit der britischen Schauspielerin Helen Mirren auf einer Bank in Bern sitzen. Sie steht für Haltung, Kultur und eine gewisse Souveränität im besten Sinn.

Helen Mirren Cannes
Die britische Schauspielerin Helen Mirren auf dem roten Teppich in Cannes (F), anlässlich der Premiere von «Das kostbarste aller Güter» am 24. Mai 2024. - keystone

Nachgerückt

Der BärnerBär stellt die neuen Mitglieder im Grossen Rat vor, die über den Sommer für ihre zurücktretenden Partei-Gschpänli nachrücken. Bereits erschienen ist:
Der Kandersteger Hotelier René Maeder (Mitte)
Der Adelbodner Gemeindeobmann Willy Schranz (EDU)
Die Berner Psychologin Valentina Achermann (SP)
Der Seeländer Arzt und Bauer Jann Bangerter (SVP)

Sie hat Weltbühne-Erfahrung, aber wirkt nie abgehoben. Sie spricht mit Klarheit, Witz und Tiefgang über das Leben, über Kunst und Gesellschaft. Ich glaube, das wäre ein wunderbar lebendiger, kluger und überraschend nahbarer Schwatz. Ganz im Sinn der Bänkli.

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