Warum vergisst der Grosse Rat das Berner Pflegepersonal?

Anne Stickel
Anne Stickel

Bern,

Wie die Kürzung des Teuerungsausgleichs von 0,5 Prozent auf 0,2 Prozent besonders das Pflegepersonal trifft, erläutert Giovanna Battagliero im Gastbeitrag.

Frau Porträtfoto blond blau
Giovanna Battagliero, Direktorin der Stiftung Schulungs- und Wohnheime Rossfeld. - zVg

Der Grosse Rat hat gegen die Regierung entschieden und den Teuerungsausgleich für das «Kantonspersonal» von 0,5 Prozent auf 0,2 Prozent gekürzt.

Dabei hat er offenbar vergessen, dass dieser Entscheid auch alle Mitarbeitenden in Berner Altersheimen, in der Spitex und in Institutionen für Menschen mit Behinderungen trifft.

Also Angestellte, die ihren Job im Auftrag des Kantons Bern für uns alle erfüllen.

pflege
Pflegepersonal in der Schweiz. (Symbolbild) - keystone

Wir wissen seit Langem, wie schwierig es ist, gutes Pflegepersonal zu finden und zu halten. Die Arbeitsbedingungen sind fordernd und die Löhne zu tief.

In der Langzeitpflege und Spitex besteht ein Teuerungsrückstand von 2.4 Prozent. Für dieses Pflegepersonal zeugt der Kürzungsentscheid des Kantonsparlaments von wenig Respekt für ihre tägliche Arbeit für pflege- und betreuungsbedürftige Menschen.

Findest du die Kürzung des Teuerungsausgleichs für das «Kantonspersonal» gerechtfertigt?

Auch die zusätzlich vorgesehenen 0,7 Lohnprozente für individuelle Lohnmassnahmen nützen den Angestellten von Altersheimen, Behinderten- und Spitex-Organisationen nichts.

Seniorin und Pflegekraft in Düsseldorfer Altenheim
Die Kürzung im Teuerungsausgleich trifft auch die Mitarbeitenden in Berner Altersheimen, in der Spitex und in Institutionen für Menschen mit Behinderungen. - AFP/Archiv

Diese müssten mit so genannten Rotationsgewinnen finanziert werden. Das sind Einsparungen, die entstehen, wenn ältere Mitarbeitende austreten und dafür jüngere Mitarbeitende mit tieferem Lohn angestellt werden.

Diese Rotationsgewinne haben pflegende und betreuende Institutionen aber im Gegensatz zur grossen Kantonsverwaltung mit ihren circa 12'000 Angestellten kaum oder gar nicht.

Fazit: Der Grosse Rat hat das Pflegepersonal wieder einmal vergessen. Da nützt auch Klatschen nichts.

Zur Autorin

Giovanna Battagliero (*1975) ist Direktorin der Stiftung Schulungs- und Wohnheime Rossfeld.

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