Warum vergisst der Grosse Rat das Berner Pflegepersonal?
Wie die Kürzung des Teuerungsausgleichs von 0,5 Prozent auf 0,2 Prozent besonders das Pflegepersonal trifft, erläutert Giovanna Battagliero im Gastbeitrag.

Der Grosse Rat hat gegen die Regierung entschieden und den Teuerungsausgleich für das «Kantonspersonal» von 0,5 Prozent auf 0,2 Prozent gekürzt.
Dabei hat er offenbar vergessen, dass dieser Entscheid auch alle Mitarbeitenden in Berner Altersheimen, in der Spitex und in Institutionen für Menschen mit Behinderungen trifft.
Also Angestellte, die ihren Job im Auftrag des Kantons Bern für uns alle erfüllen.

Wir wissen seit Langem, wie schwierig es ist, gutes Pflegepersonal zu finden und zu halten. Die Arbeitsbedingungen sind fordernd und die Löhne zu tief.
In der Langzeitpflege und Spitex besteht ein Teuerungsrückstand von 2.4 Prozent. Für dieses Pflegepersonal zeugt der Kürzungsentscheid des Kantonsparlaments von wenig Respekt für ihre tägliche Arbeit für pflege- und betreuungsbedürftige Menschen.
Auch die zusätzlich vorgesehenen 0,7 Lohnprozente für individuelle Lohnmassnahmen nützen den Angestellten von Altersheimen, Behinderten- und Spitex-Organisationen nichts.

Diese müssten mit so genannten Rotationsgewinnen finanziert werden. Das sind Einsparungen, die entstehen, wenn ältere Mitarbeitende austreten und dafür jüngere Mitarbeitende mit tieferem Lohn angestellt werden.
Diese Rotationsgewinne haben pflegende und betreuende Institutionen aber im Gegensatz zur grossen Kantonsverwaltung mit ihren circa 12'000 Angestellten kaum oder gar nicht.
Fazit: Der Grosse Rat hat das Pflegepersonal wieder einmal vergessen. Da nützt auch Klatschen nichts.
Zur Autorin
Giovanna Battagliero (*1975) ist Direktorin der Stiftung Schulungs- und Wohnheime Rossfeld.







