Neu im Grossen Rat (1): Der Kandersteger Hotelier René Maeder
Die Politik kennt Mitte-Mann René Maeder als Gemeindepräsident bereits. Im Interview sagt er, was er im Grossen Rat erreichen will und worauf er sich freut.

Das Wichtigste in Kürze
- René Maeder sitzt neu für die Mitte-Partei im Grossen Rat.
- Maeder ist Hotelier und Gemeindepräsident von Kandersteg.
- Welche Themen ihn bewegen & wie er allen eine Freude machen will, verrät er im Interview.
Weil Matthias Matti zum Regierungsstatthalter des Verwaltungskreises Obersimmental-Saanenland gewählt wurde, rückt nun René Maeder nach: Der Gemeindepräsident von Kandersteg wird per 1. September Grossrat der Mitte-Partei.
Maeder ist Hotelier und hat in Kandersteg das Waldhotel Doldenhorn und den Landgasthof Ruedihus aufgebaut. Im Interview verrät er, was seine politischen Ziele sind und worauf sich seine Grossrats-Gschpänli freuen dürfen.

BärnerBär: Sie sind Hotelier, Gemeindepräsident und jetzt auch noch Grossrat: Ihnen wird die Arbeit nicht ausgehen. Geht das alles aneinander vorbei?
René Maeder: Ich habe es mir schon grad einen Moment lang überlegen müssen. Ich bin ja auch noch als Laienrichter am Strafgericht Bern Mittelland tätig. Eine tolle Aufgabe, die ich aber als Grossrat abgeben müsste.

Ich habe mich dann aber doch für den Grossen Rat entschieden. Ich habe meinen Sohn die operative Führung übergeben können. Dann bleibt natürlich noch das Gemeindepräsidium. Aber ich habe das mit meiner Familie abgesprochen – jetzt machen wir halt eher kurze statt lange Ferien.
Ich habe die Gemeindearbeit jetzt über Jahrzehnte gemacht. Mir hat eine ehemalige Regierungsrätin gesagt: «Du bringst die Gemeinde-Erfahrung und die Altersweisheit mit». Wenn ich die Grossrats-Debatten anschaue, verträgt es da durchaus etwas.

BärnerBär: Als Kandersteger sind Sie direkt konfrontiert mit den Naturgefahren. Ein Thema, das uns je länger je mehr beschäftigt. Was kann der Kanton Bern diesbezüglich noch besser machen?
René Maeder: Da bin ich ganz klar der Meinung, dass der Kanton handeln muss. Das ist kein Phänomen ausschliesslich von Kandersteg, sondern in der ganzen Bergregion. Ich würde sogar sagen, auch für Gemeinden an Seen und Flüssen.
Der Worst Case gilt als unwahrscheinlich, aber wir müssen vorbereitet sein. Zum Beispiel auch bei der Gebäudeversicherung, die vorgibt, wie viel sie noch versichert, wenn in gefährdetem Gebiet gebaut wird. Da muss man halt im Berggebiet auch andere Aspekte miteinbeziehen, wenn man nicht die Täler entsiedeln will.

Ein weiteres Anliegen wird aber auch der Tourismus sein: die Airbnb-Problematik zum Beispiel. Daneben es gibt natürlich Themen wie das Gesundheitswesen, bei denen ich weniger im Bild bin und ich mich einarbeiten muss.
Die «Problematik» ist halt, dass ich nach drei Sessionen bereits wieder in den Wahlkampf für die Wiederwahl muss. Das ist natürlich ein grosser Aufwand, der auch noch auf mich zukommt.

BärnerBär: Auf was freuen Sie sich besonders?
René Maeder: Ich werde höchstwahrscheinlich in einem Monat Grossvater – darauf freue ich mich! Aber Spass beiseite: Ich freue mich darauf, mich mit anderen Leuten austauschen zu können.
Das kenne ich als Hotelier mit Gästen aus anderen Ländern und Kulturen: Das habe ich immer gern gemacht, das war immer spannend. Darum freue ich mich auf hoffentlich viele Kontakte mit Menschen, die ich neu kennenlerne.

BärnerBär: Sie sind nicht nur gelernter Koch, sondern waren auch Prüfungsexperte. Gibt es bald exquisite Apéros an den Grossratssitzungen?
René Maeder: Das ist fast logisch. Auch beim Regionalgericht bin ich bekannt dafür, dass ich ab und zu ein Häppchen aus dem Betrieb mitgebracht habe. Das ist für mich mit meinem politischen Werdegang konsequent:
Man muss gut miteinander auskommen und Kompromisse aushandeln. Ich würde mich als eher rechts der Mitte, aber mit einem sozialen Engagement bezeichnen.

BärnerBär: Als Kandersteger Politiker kann man es bekanntlich weit bringen, man denke bloss an Adolf Ogi und Albert Rösti. Was sind Ihre Ambitionen über das Amt als Grossrat hinaus?
René Maeder: Grosse Ambitionen habe ich nicht mehr – ausser wiedergewählt zu werden. Aber irgendwann muss man auch sagen: Mit 71 ist es dann bald mal genug.
Wobei wir «Alten» durchaus auch ein Recht auf ein Sprachrohr haben müssen. Gerade angesichts der zunehmend alternden Bevölkerung. So alt wie die Herren in Amerika bin ich ja auch noch nicht.