Neu im Grossen Rat (1): Der Kandersteger Hotelier René Maeder

Die Politik kennt Mitte-Mann René Maeder als Gemeindepräsident bereits. Im Interview sagt er, was er im Grossen Rat erreichen will und worauf er sich freut.

René Maeder Mikrovone
Diese Mikrofone im Berner Rathaus warten nun darauf, dass sich auch Neo-Grossrat René Maeder zu Wort meldet. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • René Maeder sitzt neu für die Mitte-Partei im Grossen Rat.
  • Maeder ist Hotelier und Gemeindepräsident von Kandersteg.
  • Welche Themen ihn bewegen & wie er allen eine Freude machen will, verrät er im Interview.

Weil Matthias Matti zum Regierungsstatthalter des Verwaltungskreises Obersimmental-Saanenland gewählt wurde, rückt nun René Maeder nach: Der Gemeindepräsident von Kandersteg wird per 1. September Grossrat der Mitte-Partei.

Maeder ist Hotelier und hat in Kandersteg das Waldhotel Doldenhorn und den Landgasthof Ruedihus aufgebaut. Im Interview verrät er, was seine politischen Ziele sind und worauf sich seine Grossrats-Gschpänli freuen dürfen.

René Maeder Gastronom
Ganz in seinem Element: Gastronom René Maeder auf einem Bild aus jüngeren Jahren. - Screenshot facebook.com

BärnerBär: Sie sind Hotelier, Gemeindepräsident und jetzt auch noch Grossrat: Ihnen wird die Arbeit nicht ausgehen. Geht das alles aneinander vorbei?

René Maeder: Ich habe es mir schon grad einen Moment lang überlegen müssen. Ich bin ja auch noch als Laienrichter am Strafgericht Bern Mittelland tätig. Eine tolle Aufgabe, die ich aber als Grossrat abgeben müsste.

Mitte-Grossrat René Maeder
Ein Wahlkampfbild von Mitte-Grossrat René Maeder. - Screenshot maederrene.ch

Ich habe mich dann aber doch für den Grossen Rat entschieden. Ich habe meinen Sohn die operative Führung übergeben können. Dann bleibt natürlich noch das Gemeindepräsidium. Aber ich habe das mit meiner Familie abgesprochen – jetzt machen wir halt eher kurze statt lange Ferien.

Ich habe die Gemeindearbeit jetzt über Jahrzehnte gemacht. Mir hat eine ehemalige Regierungsrätin gesagt: «Du bringst die Gemeinde-Erfahrung und die Altersweisheit mit». Wenn ich die Grossrats-Debatten anschaue, verträgt es da durchaus etwas.

Spitze Stei Kandersteg
Die instabile Flanke des «Spitze Stei» am Oeschinensee oberhalb von Kandersteg BE. Das Dorf ist durch einen möglichen Erdrutsch am «Spitze Stei» bedroht, was zu erheblichen Einschränkungen für Hotels und Geschäfte führen könnte. - keystone

BärnerBär: Als Kandersteger sind Sie direkt konfrontiert mit den Naturgefahren. Ein Thema, das uns je länger je mehr beschäftigt. Was kann der Kanton Bern diesbezüglich noch besser machen?

René Maeder: Da bin ich ganz klar der Meinung, dass der Kanton handeln muss. Das ist kein Phänomen ausschliesslich von Kandersteg, sondern in der ganzen Bergregion. Ich würde sogar sagen, auch für Gemeinden an Seen und Flüssen.

Der Worst Case gilt als unwahrscheinlich, aber wir müssen vorbereitet sein. Zum Beispiel auch bei der Gebäudeversicherung, die vorgibt, wie viel sie noch versichert, wenn in gefährdetem Gebiet gebaut wird. Da muss man halt im Berggebiet auch andere Aspekte miteinbeziehen, wenn man nicht die Täler entsiedeln will.

Tourismus Kandersteg Oeschinensee
Touristen wandern im Gebiet Oeschinensee ob Kandersteg BE (Symbolbild). - keystone

Ein weiteres Anliegen wird aber auch der Tourismus sein: die Airbnb-Problematik zum Beispiel. Daneben es gibt natürlich Themen wie das Gesundheitswesen, bei denen ich weniger im Bild bin und ich mich einarbeiten muss.

Die «Problematik» ist halt, dass ich nach drei Sessionen bereits wieder in den Wahlkampf für die Wiederwahl muss. Das ist natürlich ein grosser Aufwand, der auch noch auf mich zukommt.

Grosser Rat Bern
Debatte im Grossen Rat während der Frühlingssession, am 8. März 2023 im Berner Rathaus. - keystone

BärnerBär: Auf was freuen Sie sich besonders?

René Maeder: Ich werde höchstwahrscheinlich in einem Monat Grossvater – darauf freue ich mich! Aber Spass beiseite: Ich freue mich darauf, mich mit anderen Leuten austauschen zu können.

Das kenne ich als Hotelier mit Gästen aus anderen Ländern und Kulturen: Das habe ich immer gern gemacht, das war immer spannend. Darum freue ich mich auf hoffentlich viele Kontakte mit Menschen, die ich neu kennenlerne.

Doldenhorn Häppchen
Hat da jemand Häppchen gesagt? So soll werden – gemäss Website – Teller im Hotel Doldenhorn in Kandersteg arrangiert. - Screenshot doldenhorn-ruedihus.ch

BärnerBär: Sie sind nicht nur gelernter Koch, sondern waren auch Prüfungsexperte. Gibt es bald exquisite Apéros an den Grossratssitzungen?

René Maeder: Das ist fast logisch. Auch beim Regionalgericht bin ich bekannt dafür, dass ich ab und zu ein Häppchen aus dem Betrieb mitgebracht habe. Das ist für mich mit meinem politischen Werdegang konsequent:

Man muss gut miteinander auskommen und Kompromisse aushandeln. Ich würde mich als eher rechts der Mitte, aber mit einem sozialen Engagement bezeichnen.

Albert Rösti Adolf Ogi
Bundesrat Albert Rösti (links) und Alt Bundesrat Adolf Ogi anlässlich der Feierlichkeiten zu Röstis Wahl in den Bundesrat, am 15. Dezember 2022, in Kandersteg BE. - keystone

BärnerBär: Als Kandersteger Politiker kann man es bekanntlich weit bringen, man denke bloss an Adolf Ogi und Albert Rösti. Was sind Ihre Ambitionen über das Amt als Grossrat hinaus?

René Maeder: Grosse Ambitionen habe ich nicht mehr – ausser wiedergewählt zu werden. Aber irgendwann muss man auch sagen: Mit 71 ist es dann bald mal genug.

Wobei wir «Alten» durchaus auch ein Recht auf ein Sprachrohr haben müssen. Gerade angesichts der zunehmend alternden Bevölkerung. So alt wie die Herren in Amerika bin ich ja auch noch nicht.

Kommentare

User #2714 (nicht angemeldet)

"Ratgeber, gib mir einen Rat,". - "Ok, aber guter Rat ist teuer und grosser Rat noch viel teurer, im Fall."

User #8349 (nicht angemeldet)

Der große Rat der Alten und Weisen. Wer im Alter nicht weis was er machen soll lässt sich noch in den Grossrat wählen. Wer wählt denn solche Leute? Gibt es keine jüngeren?

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