Stephanie Gartenmann (SVP): Bald hoch zu Ross nach Bern?
Die Generalsekretärin der JSVP rückt in der Wintersession nach für den Brienzer Peter Zumbrunn. Im Interview spricht die «Eselbotschafterin» über ihre Pläne.

Das Wichtigste in Kürze
- Ab der Wintersession 2025 ist Stephanie Gartenmann (SVP) neu im Grossen Rat.
- Sie folgt auf Peter Zumbrunn, der zum Regierungsstatthalter gewählt wurde.
- Gartenmann will die Sicht einer jüngeren Generation einbringen.
Per Ende September ist Peter Zumbrunn (SVP/Brienz) aus dem Grossen Rat zurückgetreten. Er wird ab 2026 neuer Regierungsstatthalter im Verwaltungskreis Interlaken-Oberhasli. Für ihn rückt auf die Wintersession hin Stephanie Gartenmann (SVP/Lauterbrunnen) nach.
Gartenmann hat Jahrgang 2002, hat aber als Mitglied verschiedener Initiativ-Komitees unter anderem auch ihre «Arena»-Tauglichkeit bereits bewiesen.
Das Politisieren liegt bei ihr quasi in der Familie: Ihr Vater Werner ist Generalsekretär von «Pro Schweiz» und davor auch bei der Vorläuferorganisation AUNS.
Im Interview mit dem BärnerBär sagt sie, worauf sich das Kantonsparlament gefasst machen muss.
BärnerBär: Sie sind ja wahrlich kein Polit-Neuling, aber ab Ende November «endlich» auch im Amt als Volksvertreterin im Grossen Rat. Wie haben Sie reagiert, als Sie diese Neuigkeit erfahren haben?
Stephanie Gartenmann: «Endlich» ist es für mich nicht. Ich politisiere da, wo ich Verantwortung übernehmen darf. Als ich die Nachricht erhielt, habe ich vor allem Respekt und Demut gespürt.
Es ist eine grosse Ehre und noch grössere Verantwortung, meine Heimat im Grossen Rat vertreten zu dürfen. Genau darauf freue ich mich jetzt: Mich mit voller Energie für die Menschen im Berner Oberland, aber auch für den ganzen Kanton Bern einzusetzen.

BärnerBär: Sie sind zwar wie ihr Vorgänger Peter Zumbrunn eine Oberländerin, aber zum Beispiel weniger als halb so alt. Wie unterscheidet sich Ihre Politik von seiner?
Gartenmann: In der Sache nicht. Wir sind beide SVPler mit klaren Grundsätzen – für Freiheit, Eigenverantwortung und gesunden Menschenverstand.
Was uns unterscheidet, ist vielleicht die Perspektive: Ich bringe die Sicht einer jüngeren Generation ein, die in einer globalisierten Welt aufwächst, und gleichzeitig tief im Oberland verwurzelt bleibt.
Peter Zumbrunn hat eine sehr grosse Erfahrung aus einer Gemeindetätigkeit und im Grossen Rat. Und ich bin sehr beeindruckt von seinem Krisenmanagement während der verheerenden Hochwasser im letzten Jahr.

BärnerBär: Als Generalsekretärin der JSVP und Mitglied in verschiedenen Initiativkomitees haben Sie sich eher mit nationalen Themen auseinandergesetzt: Neutralität, direkte Demokratie, EU-Verträge. Welche Themen wollen Sie in den Grossen Rat tragen?
Gartenmann: Gerade die Diskussion um ein EU-Vertragswerk ist für mich auch ein kantonales Thema – weil es direkt unsere Region trifft: das Gewerbe, den Tourismus, die Landwirtschaft und den Föderalismus, also die Mitbestimmung der Kantone. Als angehende Juristin stört mich diese endlose Regulierungswut, die Innovation und Fortschritt verhindert.
Der Kanton Bern ist heute leider noch zu unattraktiv – mit hoher Steuerlast für den Mittelstand und wenig industrieller Dynamik. Das will ich ändern: nicht durch kurzfristiges «Geldhereinpumpen», sondern mit nachhaltigen Strukturen, die langfristig Zukunft schaffen.

BärnerBär: Und jetzt der Grosse Rat als Sprungbrett für den Nationalrat 2027? National bekannt sind Sie ja bereits – und kandidiert haben Sie 2023 auch schon, auf der Liste der Jungen SVP.
Gartenmann: Nein. Der Grosse Rat ist für mich kein Sprungbrett, sondern eine Verantwortung. Ich will mich hier voll reinknien – das bin ich meiner Heimat, meiner Region, meinem Kanton und meinen Wählerinnen und Wählern schuldig.
Gerade im Grossen Rat kann ich den Föderalismus stärken und so konkret für die Region wirken. Alles andere wird sich zeigen, wenn die Zeit reif ist.

BärnerBär: Sie sind Eselbotschafterin der «Eselmüller-Stiftung» und passionierte Reiterin. Wann kommen Sie das erste Mal hoch zu Ross – oder auf einem Esel – zur Grossratssitzung?
Gartenmann: Sie dürfen gespannt sein! Wahrscheinlich eher hoch zu Ross – und den Esel nehme ich an der Hand mit (den Rücken gilt es zu schonen).
Nachgerückt
Der BärnerBär stellt die neuen Mitglieder im Grossen Rat vor, die noch vor Legislatur-Ende für ihre zurücktretenden Partei-Gschpänli nachrücken. Bereits erschienen sind:
Der Kandersteger Hotelier René Maeder (Mitte)
Der Adelbodner Gemeindeobmann Willy Schranz (EDU)
Die Berner Psychologin Valentina Achermann (SP)
Das passt auch symbolisch ganz gut: Das Pferd steht für Tempo und Kraft, der Esel für Bodenhaftung, Trittsicherheit auch im schwierigen Gelände und Ausdauer. Beides brauche ich in der Politik.