Trump-Kritiker «Anonymus» gibt seine Identität preis
Ein Ex-Mitarbeiter des US-Heimatschutzministeriums hat sich als mysteriöser «Anonymus» zu erkennen gegeben. Er sorgte mit scharfer Kritik an Trump für Aufsehen.

Das Wichtigste in Kürze
- Im Jahr 2018 sorgte ein Mitarbeiter der US-Regierung als «Anonymous» für Aufsehen.
- Mit verborgener Identität beschrieb er eine Widerstands-Bewegung gegen Trump.
- Nun ist die Katze aus dem Sack: Es ist der frühere Ministeriums-Stabschef Miles Taylor.
Der frühere Ministeriums-Stabschef Miles Taylor erklärte am Mittwoch, er sei der Autor eines 2018 erschienenen Gastbeitrags in der «New York Times» und des im folgenden Jahr veröffentlichten Buches «Warnung aus dem Weissen Haus».
Taylors Beitrag in der «New York Times» war im September 2018 eingeschlagen wie eine Bombe. Mit verborgener Identität und unter dem Titel «Ich bin Teil des Widerstands innerhalb der Trump-Regierung» lieferte er Innenansichten aus dem Weissen Haus.
Donald Trump is a man without character. It’s why I wrote “A Warning”...and it’s why me & my colleagues have spoken out against him (in our own names) for months. It’s time for everyone to step out of the shadows. My statement: https://t.co/yuhTgZ4bkq
— Miles Taylor (@MilesTaylorUSA) October 28, 2020
Er zeigte sich als überzeugter Republikaner schockiert über Trumps Amtsführung und schilderte, wie er selbst und andere Mitarbeiter versuchen, die «schlimmsten» Auswüchse des Präsidenten zu verhindern.
«Anonymus» schrieb Buch nach Austritt aus der Regierung
Im folgenden Jahr schrieb derselbe «Anonymus» das auch ins Deutsche übersetzte Buch «Warnung aus dem Weissen Haus: Ein hochrangiger Trump-Mitarbeiter packt aus.» Das Buch beschreibt Trump als zutiefst unmoralisch, schildert ausführlich Missstände im Weissen Haus und schliesst mit dem Aufruf, Trump im November 2020 aus dem Amt zu wählen.

Taylor hatte die Regierung bereits verlassen, als er das Buch schrieb. Über die Identität von «Anonymus» wurde viel spekuliert.
Im vergangenen Sommer trat Taylor dann als Trump-Kritiker öffentlich in Erscheinung - ohne aber preiszugeben, dass er «Anonymus» ist. Der frühere Regierungsmitarbeiter bestritt dies sogar. Er hat sich vor der Präsidentschaftswahl am kommenden Dienstag hinter Trumps Herausforderer Joe Biden gestellt.
Trump-Lager: «Er ist ein absoluter Verlierer»
Das Trump-Lager reagierte am Mittwoch verächtlich auf Taylor. Eine Sprecherin des Weissen Hauses bezeichnet ihn als «absoluten Verlierer».
Ein Wahlkampfsprecher Trumps erklärte, Taylor sei nichts als eine «Standardausgabe des arroganten, Washington-Sumpf-Typen», der Trump so lange «geliebt» habe, bis er festgestellt habe, dass er mit Angriffen auf den Präsidenten Geld verdienen könne.
Both President Donald Trump and Trump Campaign Press Secretary dismiss the revelation that former DHS Chief of Staff Miles Taylor penned an anonymous op-ed for the Times, with both claiming they’ve never even heard of Taylor before. pic.twitter.com/cikQWeudiO
— DJ Judd (@DJJudd) October 28, 2020
Und Donald Trump selber schrieb auf Twitter: «Wer ist Miles Taylor. Ich kenne ihn nicht und habe noch nie von ihm gehört. Das ist einfach ein weiterer Betrug der New York Times».
Trump zeigte sich aber auch wütend über Taylor und bezeichnete ihn als Widerling: «Dieser Kerl sollte meiner Meinung nach strafrechtlich verfolgt werden». Seine Berichte und sein Buch seien nur ein weiterer «Schwindel» des politischen Establishments.
That’s too bad. I remember you, all too well. And I will continue shining a light on your failed presidency through the election—and beyond. https://t.co/ARzUQ9oss2 pic.twitter.com/JEgBCxdSss
— Miles Taylor (@MilesTaylorUSA) October 28, 2020
Miles Taylor reagierte auf die Kritik des Präsidenten auf Twitter und veröffentlichte zwei Fotos, die ihn mit Donald Trump zeigen. «Schade, dass Du mich nicht kennst. Ich mag mich an Dich nur zu gut erinnern. Und ich werde weiterhin - auch nach der Wahl - das Scheinwerferlicht auf Deine gescheiterte Präsidentschaft werfen».
Kritiker an kontroversen Entscheidungen beteiligt gewesen
Taylor war als Stabschef von Heimatschutzministerin Kirstjen Nielsen an der Umsetzung kontroverser Entscheidungen der Trump-Regierung beteiligt.
Dazu gehören das Einreiseverbot für Bürger aus sieben mehrheitlich muslimischen Ländern und die Trennung von Kindern illegaler Einwanderer von ihren Eltern an der US-Grenze.
In einem Twitter-Post vom Dienstag schrieb Miles Taylor, dass Trump die Mitarbeiter des Heimatschutzministeriums darum bat, im Kampf gegen Migranten an der Grenze das «Vergasen, Elektrisieren und Erschiessen» zu prüfen.
Reminder to those who haven’t yet voted: Trump wanted us to explore gassing, electrifying, and shooting migrants at the border. Is that who we are? Vote him out.
— Miles Taylor (@MilesTaylorUSA) October 28, 2020
Trumps Sprecherin Kayleigh McEnany bezeichnete Taylor am Mittwoch als «ineffizient und inkompetent» in seinem Job, weswegen er schnell entlassen worden sei.
Taylor schrieb am Mittwoch: «Ich bin ein Republikaner und ich wollte, dass dieser Präsident Erfolg hat.» Trump habe aber immer wieder bewiesen, dass er «ein Mann ohne Charakter» sei. Seine Ansicht sei von vielen in den höchsten Regierungsetagen geteilt worden.
In den vergangenen Wochen hatten auch diverse andere frühere Mitarbeiter aus Trumps Regierung ihre Unterstützung für Herausforderer Joe Biden in der Präsidentenwahl am Dienstag bekundet.