WM-Diskussionen in Bundesbern: Die Grünen möchten die Steuerprivilegien der Fifa ins Visier nehmen – Thomas Aeschi von der SVP hält wenig von dem Vorstoss.
SVP Maurer Katar
Finanzminister Ueli Maurer (links) und sein katarisches Gegenstück, Ali bin Ahmed Al Kuwari, am 28. November 2022 in Doha. Zum Abschluss einer Reise durch den Persischen Golf – die im Rahmen des Finanzdialoges mit den Golfstaaten stattfand – hatte der Bundesrat die Gelegenheit genutzt, um den Einladungen des Weltfussballverbands und des Schweizerischen Fussballverbands zu folgen und das WM-Gruppenspiel gegen Brasilien im Stadion mitzuerleben. - Twitter / @efd_dff (Eidgenössisches Finanzdepartement)
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Das Wichtigste in Kürze

  • Am Montag fand das Gruppenspiel gegen Brasilien statt, Bundesrat Ueli Maurer war vor Ort.
  • Bereits das Spiel gegen Kamerun erfreute sich prominenter SVP-Gäste im Publikum.
  • In Bundesbern löst die WM auch Diskussionen um die Steuerprivilegien der Fifa aus.

Am Montag bestritt die Schweizer Fussball-Nati ihr zweites WM-Gruppenspiel: Trotz der knappen Niederlage gegen Titelmitfavorit Brasilien kann sich das Team von Murat Yakin noch immer für die KO-Phase qualifizieren. Das Spiel in Doha fand auch vor prominenten Gästen statt – unter anderen wohnte Finanzminister Ueli Maurer der Partie bei. Der Entscheid des SVP-Bundesrates sorgte in Bern für reichlich rote Köpfe.

Insbesondere die Grünen hatten sich vom Bundesrat einen Boykott der Veranstaltung gewünscht. Jüngst hatte die Partei überdies einen parlamentarischen Vorstoss in Aussicht gestellt, der die Steuerprivilegien der Fifa ins Visier nehmen möchte.

Katar SVP Thomas Aeschi
Der Zuger Nationalrat Thomas Aeschi und zwei Parteikollegen aus der SVP hatten das WM-Gruppenspiel gegen Kamerun vor Ort verfolgt. (Archivbild) - Keystone

Bereits der 1:0 Auftaktsieg im Gruppenspiel gegen Kamerun fand vor Publikum aus der Volkspartei statt. Wie «20 Minuten» berichtet, waren am vergangenen Donnerstag gleich drei Grössen aus der SVP mit von der Partie: Toni Brunner, Thomas Matter und Thomas Aeschi waren für das Fussballspiel in den Golfstaat gereist. Für den Fraktionsvorsitzenden der SVP ist ein Boykott der WM in Anbetracht steigender Öl- und Gasimporte aus Katar «schlicht scheinheilig».

Thomas Aeschi von der SVP ist nicht einverstanden

Thomas Aeschi hält den geplanten Vorstoss der Grünen nicht für mehrheitsfähig. Der Fraktionsvorsitzende der SVP gibt zu bedenken: «In der Schweiz ist die Besteuerung von Firmen mit Ausnahme der direkten Bundessteuer eine kantonale Angelegenheit.» Bereits 2018 sei eine vergleichbare Vorlage im Zürcher Kantonsparlament deutlich gescheitert. Er geht davon aus, dass der Vorstoss auch auf nationaler Ebene keine Chance haben dürfte.

SVP Katar FIFA
Das Logo des Weltfussballverbands am Hauptgebäude in Zürich. Das Kantonsparlament in Zürich hatte sich im November 2018 dagegen entschieden, die Steuerprivilegien der Organisation aufzulösen. (Archivbild) - Keystone

Der Zuger Nationalrat hebt hervor, der Unternehmensstandort Schweiz müsse geschützt werden. Gerade in jüngster Vergangenheit sei derselbe immer wieder geschwächt worden. Mit der OECD-Steuerreform sei bereits die nächste Vorlage im Anzug, welche die Eidgenossenschaft im Vergleich zum Ausland schlechter stellen würde.

Sollte die Fifa Steuern zahlen wie ein Unternehmen?

«Wir müssen alles unternehmen, um die Konkurrenzfähigkeit der Schweiz zu erhalten.» Nur so könne der ausgebaute Sozialstaat und das hervorragende Gesundheitswesen auch in Zukunft finanziert werden. Eine Steuererhöhung für den Weltfussballverband könnte diesen zu einem Standortwechsel ins Ausland bewegen. Entsprechende Gerüchte kursierten bereits heute.

Amnesty International stellt Verbesserung fest

Thomas Aeschi betont: Gerade weil die Weltmeisterschaft in Doha stattfinde, habe sich die Menschenrechtslage in Katar seit der Turniervergabe 2010 kontinuierlich verbessert. Heute könne sich dieselbe mit derjenigen in früheren Gastgebernationen wie Russland, Brasilien oder Südafrika messen.

Laut Amnesty International hat Katar in Menschenrechtsfragen tatsächlich grosse Fortschritte gemacht: Die Regierung habe zahlreiche richtungsweisende Reformen eingeleitet, um die Arbeitsbedingungen im Land zu verbessern – auch aufgrund des politischen Drucks. Gleichzeitig betont die Organisation: Bis heute kämen weder Katar noch die Fifa ihrer Menschenrechtsverantwortung vollumfänglich nach.

WM 2022 Doha
Eine Untersuchung von «The Guardian» kam zum Schluss, dass mindestens 6500 Arbeitsmigranten im Zuge der Vorbereitungen auf die WM 2022 in Katar ums Leben kamen. (Symbolbild)
WM 2022 Doha
Obwohl diese Zahl sehr umstritten ist und genaue Zahlen schwer zu erheben sind, ist davon auszugehen, dass es zu zahlreichen ungeklärten Todesfällen kam. (Symbolbild)
WM 2022 Doha
Auch aus diesem Grund wollten viele Fans die WM 2022 boykottieren. (Symbolbild)
WM 2022 Doha
Gleichzeitig gibt es viele Stimmen, die den interkulturellen Austausch begrüssen, der auch dank grosser Sportveranstaltungen ermöglicht wird. (Symbolbild)

Obwohl die Menschenrechtsorganisation den Boykott als politisches Druckmittel respektierte, ruft sie im vorliegenden Fall nicht dazu auf: Amnesty International befürchtet, dass der Einsatz des Instruments bereits durchgesetzte Reformen schädigen oder sogar rückgängig machen könnte.

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