Long Covid: Politik sieht «dringenden Handlungsbedarf»
Von Long Covid Betroffene fühlen sich vom Staat im Stich gelassen. Politische Forderungen liegen indes vor und stossen auf Zustimmung.

Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Long-Covid-Betroffene wissen kaum mehr weiter.
- Im Parlament stossen Vorstösse zum Thema zwar auf Zustimmung.
- Doch es dauert: Jetzt sei «dringender Handlungsbedarf», so Mitte-Nationalrat Lorenz Hess.
Von Long Covid Betroffene haben es nicht leicht. Zuerst mussten sie darum kämpfen, dass man überhaupt eine Covid-Erkrankung mit ihren Symptomen in Verbindung brachte: Erschöpfung (Fatigue), Atembeschwerden, diverse Arten von Schmerzen und vieles mehr. Dann war die Pandemie vorbei und alle froh, möglichst nichts im Zusammenhang mit Covid hören zu müssen.
So gerieten die an Long Covid weiterhin Leidenden beinahe in Vergessenheit. Und dies, obwohl Schätzungen von 18'000 Betroffenen allein bei den Minderjährigen ausgehen.
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Das Kinderspital Zürich schloss seine Long-Covid-Sprechstunde für Kinder. Unter anderem darum weiss die von Nau.ch interviewte Deborah S., deren Tochter Olivia an Long Covid leidet, kaum mehr weiter.
Mitte-Nationalrat Hess: «Dringender Handlungsbedarf»
Eine IV oder andere Unterstützung gibt es kaum, weil niemand die Diagnose «Long Covid» stellen will – oder kann: Denn nach wie vor existiert keine einheitliche medizinische Definition von Long Covid. Das hat das Parlament zwar schon vor Jahren erkannt, doch viel passiert ist unterdessen nicht.

Unter anderem darum sagt Nationalrat Lorenz Hess (M/BE): «Nicht nur für die Betroffenen besteht dringender Handlungsbedarf. Auch für unser Gesundheitssystem steht eine Herausforderung bevor, auf die wir ungenügend vorbereitet sind.»
Hess hat Ende letzten Jahres eine Motion eingereicht, die eine nationale Strategie fordert. So soll es unter anderem eine rechtzeitige Diagnostik, Zugang zu Therapien und Arzneimitteln sowie Unterstützung durch die Sozialversicherungen geben. Sowohl der Bundesrat wie der Nationalrat haben dem bereits zugestimmt – jetzt ist die zuständige Kommission an der Arbeit.
Forschung zu Long Covid: Es dauert
Schon etwas älter ist ein anderer Vorstoss zu Long Covid. Eingereicht hat ihn die Gesundheitskommission des Nationalrats schon im März 2021 – also noch mitten in der Pandemie.
Er verlangt, dass genügend Geld gesprochen werde für die Erforschung und Begleitung von Long-Covid-Fällen. Oder, wie es damals noch hiess: «sogenannten» Long-Covid-Fällen.
Der Bundesrat empfahl den Vorstoss zur Annahme, National- und Ständerat haben ihm im gleichen Jahr noch zugestimmt. Seither gilt er als «überwiesen an den Bundesrat» – doch getan hat sich seither nicht viel.
Immerhin haben es beide Räte letztes Jahr abgelehnt, dass der Vorstoss wieder abgeschrieben wird. Der Bundesrat muss also dranbleiben. Denn, mahnt Mitte-Nationalrat Lorenz Hess: «Die beiden Motionen sind dringend zu behandeln und die Massnahmen umzusetzen.»