Die GLP ist unbestritten die momentan erfolgreichste Partei der Schweiz. Doch der Gründer Martin Bäumle kritisiert den zunehmend linken Kurs seiner Partei.
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Vize-Präsident und Parteigründer Martin Bäumle an der Delegiertenversammlung der Grünliberalen in 2019. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die GLP zählt seit ein paar Jahren zu den Überfliegern der Schweizer Parteipolitik.
  • In der Partei formt sich aber ein Graben zwischen den Delegierten und dem Parteigründer.
  • Letzterer, Martin Bäumle, verstehe seine Partei nicht mehr.

Der Überflieger der schweizerischen Parteipolitik ist unbestritten die Grünliberale Partei. Nach der letzten Volksabstimmung zum neuen Mainstream erklärt, sammelt sie in den kantonalen Wahlen Sitze wie sonst nur die Grünen. Doch innerlich brodelt es: Martin Bäumle, der Gründer der Grünliberalen, versteht seine Partei nicht mehr. Das berichtete CH Media gestern.

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Der ehemalige Parteipräsident Martin Bäumle (l.) und der in 2017 gewählte Präsident Jürg Grossen. - Keystone

Die Spannungen hätten eigentlich nicht an die Öffentlichkeit gelangen sollen. Und doch sickerte die persönliche Botschaft von Bäumle an die 160 Delegierten nach der Versammlung am Samstag durch.

«Ich verstehe meine Partei immer weniger… tut weh als Gründer», schreibt Bäumle, Zürcher Nationalrat. Die Delegiertenversammlung sprach sich für die Konzern-Initiative und gegen die E-ID aus, ganz zur Unzufriedenheit des Vizepräsidenten.

Konzern-Initiative und E-ID spalten

Bäumle gründete 2004 die GLP, bis 2017 war er Präsident. Seither ist er Vize, das Präsidenten-Amt übernahm der Berner Nationalrat Jürg Grossen.

Der 56-Jährige Bäumle bezeichnet sich selber als «wirtschaftsliberal» und findet dementsprechend, die Konzern-Initiative gehe zu weit. Die Ja-Parole sei «aus grünliberaler Sicht eindeutig falsch», wie er in einem Interview mit Tamedia erklärt.

Doch etwas Grösseres vertieft den Graben zwischen Bäumle und der Mehrheit «seiner» Partei. Die Frage der E-ID und Digitalisierung des Staats war von Anfang an ein Konfliktpunkt für die Informatik-Kennerinnen und -Kenner.

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Martin Bäumle mit Fraktionskollege Beat Flach (AG) im Nationalrat. - Keystone

Im Zentrum des Problems für die Gegner der E-ID, wie sie jetzt im Gesetz stünde, ist die Einbeziehung von Privatunternehmen. Diese würden für die technische Lösung verantwortlich sein und die E-ID herausgeben. Doch aus Datenschutz-Gründen soll der Staat diese Aufgaben übernehmen, lautet die Gegenmeinung.

Unstimmigkeiten bei Fraktion und Delegierte

Den Gegnern gelang es, gegen das Gesetz das Referendum zu ergreifen. Angeführt von der SP und Grünen sowie verschiedenen Vereinen, sind auch Grünliberale im Komitee. Zum Beispiel der Programmierer Jörg Mäder, der seit 2019 im Nationalrat sitzt.

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GLP-Nationalrat Jörg Mäder (unten links) an der Einreichung der Unterschriften für das Referendum gegen die E-ID. - Keystone

Mäder könnte gut für die Nein-Parole an der Delegiertenversammlung verantwortlich sein. Die GLP-Fraktion im Parlament hatte sich ursprünglich einstimmig für das Gesetz ausgesprochen, es schien damit abgeschlossen zu sein.

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Der frischgewählte Nationalrat Jörg Mäder (ZH) (l.) und Martin Bäumle feiern nach den Wahlen in 2019. - Keystone

Für Bäumle kam die Nein-Parole als eine Überraschung. «Wir könnten punkto Digitalisierung wirklich aufholen, und das erst noch mit einer Lösung von Privatunternehmen», so Bäumle zu Tamedia. «Ich bin überzeugt, der Staat schafft das nicht.» Er mache sich bereits Gedanken über einen Reformflügel der Grünliberalen – aber nicht schon wieder eine neue Partei.

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