Gewerbe-Allianz und Linke wollen beim Eigenmietwert bleiben

Keystone-SDA
Keystone-SDA

Bern,

Bürgerliche, Gewerbe und Linke haben sich zu einer Allianz gegen die Abschaffung des Eigenmietwertes zusammengeschlossen.

Eigenmietwert
Berner Regierungsrat rechnet mit Steuereinbussen von insgesamt 162,4 Millionen Franken, sollte der Eigenmietwert abgeschafft werden. (Symbolbild) - keystone

Eine Allianz von Bürgerlichen, Gewerbe und Linken tritt gegen die Abschaffung des Eigenmietwertes an. Ohne Steuerabzug für Haussanierungen gebe es weniger Aufträge fürs Gewerbe, argumentieren sie und warnen vor Steuererhöhungen.

Abgestimmt wird am 28. September über eine Verfassungsänderung, die den Kantonen die Möglichkeit gibt, eine Steuer auf Ferienwohnungen einzuführen. Im Gegenzug soll der Eigenmietwert abgeschafft werden – aber nur, wenn Volk und Stände die Zweitwohnungssteuer annehmen.

Mit dem Eigenmietwert würden auch die meisten Steuerabzüge für Schuldzinsen fallen. Und für Unterhaltsarbeiten am Eigenheim könnten Hausbesitzer und -besitzerinnen – denkmalpflegerische Eingriffe ausgenommen – keine Abzüge mehr geltend machen.

Hier hakt die Gewerbe-Allianz «Nein zum Sanierungs-Stopp» mit ihrer Kritik ein. In der Allianz sind FDP, Mitte-Partei sowie Organisationen wie zum Beispiel der Dachverband der Wirtschaft für erneuerbare Energien und Energieeffizienz (Aeesuisse), Bauenschweiz, Suissetec und Swisscleantech vertreten.

Mit der Streichung der Sanierungsabzüge würden Investitionen in Gebäude zweit- oder drittrangig, sagte Christoph Schaer, Co-Präsident von Aeesuisse und Direktor von Suissetec, am Dienstag in Bern vor den Medien.

Klimaziele nicht gefährden

Die Spielregeln während der Umsetzung der Dekarbonisierung zu ändern, führe meistens zu einem Spielabbruch – oder im konkreten Fall eben zu einem Sanierungsstopp, sagte Schaer. Die Schweiz könne es sich nicht leisten, die Klimaziele zu verfehlen. Das Stimmvolk habe das Netto-Null-Ziel 2050 gesetzt.

Die Mehrheit im Parlament führe mit der Vorlage die Klimapolitik der Schweiz in eine Sackgasse, fügte Grünen-Parteipräsidentin Lisa Mazzone hinzu. Nicht zuletzt wegen der sommerlichen Hitzewellen müssten die Häuser rasch isoliert werden, zum Schutz der Menschen, die darin wohnten.

Ständerat Pascal Broulis (FDP/VD) warnte vor einer Zunahme der Schwarzarbeit. Ohne den Steuerabzug könnten Hauseigentümer versucht sein, Zahlungen unter der Hand zu akzeptieren, führte er zur Begründung aus. Experten schätzten, dass die Schwarzarbeit pro Jahr um rund eine halbe Milliarde Franken zunehmen würde.

Die Vorlage lenke das Geld in die falsche Richtung, doppelte Cristina Schaffner nach, die Direktorin von Bauenschweiz. Liegenschaftenbesitzer stünden vor der Wahl, ob sie die Hypothek abbezahlen oder investieren wollten. Anreize spielten eine Rolle beim Entscheid für eine Dämmung oder eine Heizungssanierung.

Finanzielle Folgen des Systemwechsels hängen vom Zinsniveau ab

Welche finanziellen Folgen der Systemwechsel haben wird, hängt vom Zinsniveau ab. In der aktuellen Situation rechnet der Bund mit 1,8 Milliarden Franken weniger Einnahmen für Bund, Kantone und Gemeinden.

Das ändert aber, sollten die Zinsen steigen. Ab einem Hypothekarzinsniveau von etwa drei Prozent werden gemäss den Schätzungen Mehreinnahmen erwartet.

Die Gewerbe-Allianz, aber auch SP und Grüne vom Komitee «Nein zum Systemwechsel Liegenschaftssteuern» befürchten wegen des erwarteten Ausfalls, dass ohne Eigenmietwert höhere Steuern für alle drohen. Beim Medienauftritt waren denn auch die Links-Parteien mit dabei.

Eigenmietwert-Wegfall führt zu Steueraufschlägen in Tessin und Zürich

SP-Co-Parteipräsident Cédric Wermuth kritisierte die Vorlage als «eine der grössten Umverteilungsaktionen der letzten Jahre». Um die Ausfälle durch den weggefallenen Eigenmietwert zu kompensieren, müssten die Kantone die Steuern erhöhen. Das Tessin rechne mit einem Aufschlag von 7,5 Prozent, in Zürich wären es rund 3 Prozent.

«Für die Bevölkerung bedeutet das rund 500 Franken mehr Steuern pro Haushalt und Jahr», rechnete Wermuth vor. Die Leidtragenden seien Familien, Mieterinnen und Mieter und alle jene mit knappen Budgets. Sie müssten draufzahlen, damit eine eher wohlhabende Minderheit steuerlich entlastet werde.

Das Entlastungspaket des Bundes enthalte unter anderem eine Streichung des Gebäudeprogramms, sagte Mazzone. Komme die Abschaffung des Eigenmietwerts, dürfte ein weiteres Sparpaket folgen. Broulis kritisierte die Vorlage als faulen Kompromiss, der namentlich zulasten der Berg- und Tourismuskantone gehe.

Kommentare

User #4469 (nicht angemeldet)

Ich stimme als Eigentümer NEIN.

User #3429 (nicht angemeldet)

Wusste ich auch nicht ! Bauernhaus mit Rentnerpaar, zahlen Jahr für Jahr Eigenmietwert für eine leere Wohnung der Oma, die schon Jahre verstorben ist, das Grab ist auch schon 3 Jahre aufgelöst, und ist wird so als Abstellraum verwendet,wenn man vermieten möchte, für Fremde, müsste ein grösserer Umbau gemacht werden, möchte man sie aber vom Eigenmietwert ausschlissen, müsste die Heizung raus und unbewohnbar gemacht werden ! Im Winter sollte aber aber die Zimmer ein wenig temperieren, wegen dem grauen und Pilzbefall, also was soll man jetzt machen : Eigenmietwert oder grauen lassen ?..........Zudem haben die in Bern Beamten angestellt, die den ganzen Tag nur überlegen, wie sie dem Volk das Geld aus der Tasche ziehen können, und nicht , wo können wir einsparen ? Das kleine Volk zahlt so oder so, die mit den dicken Kontos schauen schon zueinander, keine Angst !

Weiterlesen

Gregor Rutz Eigenmietwert
213 Interaktionen
Eigenmietwert

MEHR EIGENMIETWERT

Silvaplana
7 Interaktionen
Eigenmietwert weg
Eigenmietwert
159 Interaktionen
Experten uneinig
E-ID Referendum
22 Interaktionen
Über dem Mittel
Gregor Rutz Eigenmietwert
21 Interaktionen
Bern

MEHR AUS STADT BERN

Apropos Bär
1 Interaktionen
Apropos
Reto Nause Gastbeitrag Rede
5 Interaktionen
Reto Nause (Mitte)
SC BErn
1 Interaktionen
Befreiungsschlag
Falconeri
175 Interaktionen
Zu «ländlich»?