Keine falschen Namen und Daten-Pannen: Bern will wissen, wer, wann wo mit wem ein Bier trinkt. Gastrosuisse begrüsst das und plädiert für eine nationale Lösung.
Gastrosuisse Präsident Casimir Platzer
Der Wirteverband Gastrosuisse um Präsident Casimir Platzer will Gästedaten direkt an den Staat liefern. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Der Kanton Bern will eine Datenbank mit den genauen Daten von Restaurant-Gästen.
  • Der Wirte-Verband Gastrosuisse begrüsst dies und pocht auf eine nationale Lösung.
  • Die Informationen würden nur zur Pandemie-Bekämpfung verwendet, versprechen die Akteure.

Seit zehn Tagen sind Restaurant-Terrassen wieder offen – und die Schweiz blüht auf. Trotz einem Regel-Chaos um die «neue» Maskenpflicht sind die Corona-Zahlen weiterhin stabil bis rückläufig.

Wenig Beachtung in der öffentlichen Debatte fand bis jetzt indes die Registrierungspflicht in den neueröffneten Garten-Beizen. Diese ist für das Contact Tracing allerdings zentral: Im Herbst wurden immer wieder bizarre Fälle publik.

Kanton Bern will Gäste-Infos in Datenbank

So gaben Gastro-Gäste falsche Namen an, einige Bars kümmerten sich schlicht nicht darum. Und wenn es hart auf hart kam, waren Inhaber der Restaurants nicht erreichbar.

Der Kanton Bern geht deshalb in die Offensive. Ab dem 10. Mai müssen sämtliche Gastro-Betriebe die Kontaktdaten ihrer Gäste direkt dem Staat weiterleiten.

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Ein Zettel für die Gäste-Regstrierung liegt in einem Restaurant auf einem Tisch. - dpa-infocom GmbH

Das soll via bereits existierenden Apps geschehen. Welche, spielt keine Rolle. «Die Restaurationsbetriebe sind verpflichtet, die Übermittlung an die zentrale Datenbank sicherzustellen», hält der Bundesstadt-Kanton aber unmissverständlich fest. Offenbar liefen die Drähte zwischen Behörden und Beizern heiss.

Gastrosuisse: «Das ist zu begrüssen»

Denn: Der nationale Dachverband Gastronsuisse zeigt sich offen für die Berner Lösung. «Die Datenbank ist zu begrüssen, sofern sie die Rückverfolgung von Ansteckungsketten verbessert und der Schutz der Gästedaten sichergestellt ist», sagt Sprecherin Daniela Kimmich auf Anfrage von Nau.ch.

Offensichtlich bei einer solchen Lösung sind Datenschutz-Bedenken. Der Kanton Bern hält jedoch fest, dass die Daten verschlüsselt aufbewahrt würden. Und: Es werde nicht jeder Beamte wissen, wer zu welcher Zeit wo mit wem gegessen habe.

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Eine Angestellte eines Contact-Tracing-Teams führt wegen des Coronavirus Telefonate durch. (Symbolbild) - Keystone

Die heiklen Daten könnten «einzig und allein durch die für das kantonale Contact Tracing verantwortlichen Personen abgerufen werden, wenn ein konkreter epidemiologischer Grund vorliegt», verspricht der Kanton in seiner Mitteilung.

Darob zeigt sich auch Gastrosuisse beruhigt. «Wir haben keine Zweifel daran, dass der Kanton Bern dem Datenschutz umfassend Rechnung tragen wird», so Sprecherin Kimmich zu Nau.ch. Der Verband hat indes andere Bedenken.

Wirte fürchten Zusatzaufwand für Betriebe

So dürfe die Daten-Übermittlung an die Behörden «nicht zu zusätzlichen Aufwänden bei den Betrieben führen», so die Gastrosuisse-Sprecherin. Ob diese Anforderung erfüllt werde, lasse sich noch nicht beurteilen.

Sicher ist: Gerade im Kanton Bern erfassen vielen Restaurants die Kontaktdaten ihrer Gäste weiterhin auf Papier, ohne die Angaben zu überprüfen. Für diese Gaststätten sieht der Kanton eine Lösung vor. «Eine manuelle Übermittlung bleibt in Einzelfällen möglich», lassen die Berner verlauten.

Was halten Sie davon, dass die Kontaktdaten direkt dem Staat übermittelt werden sollen?

Gemäss Nau.ch-Informationen sorgt die neue Regelung im Kanton Bern unter Wirten dennoch bereits für angeregte Diskussionen. Und die Debatte dürfte sich ausweiten. Denn der Dachverband hält fest: «Klar ist für Gastrosuisse, dass eine nationale Lösung vorteilhafter wäre.»

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