China-Putzroboter übernehmen in unseren Supermärkten
Chinesische Roboter rollen jetzt durch Schweizer Supermärkte. Und sie sind alles andere als nur Spielzeug.
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Das Wichtigste in Kürze
- Schweizer Supermärkte testen neuerdings Putzroboter.
- Denner hat sogar schon eine der grössten Flotten der Welt.
- Die Händler versprechen: Die Roboter sollen das Personal entlasten, nicht ersetzen.
Nau.ch-Leser Gabriel K.* traut seinen Augen kaum, als er im Coop die Einkäufe für die Festtage erledigt.
Zwischen Kaffeerahm und Raclettekäse zieht plötzlich ein unerwarteter Helfer seine Bahnen. «Plötzlich flitzt ein Putzroboter an mir vorbei», erzählt er.
«Pudu» heisst das Gerät, das in der Berner Filiale den Boden reinigt. Er stammt ursprünglich aus China.
Beim Vorbeifahren klimpert er auch noch freundlich mit den Augen, als wolle er sagen: Bitte nicht stören, ich arbeite.
China-Roboter hilft bei Coop mit
Der verdutzte Kunde hakt beim Verkaufspersonal nach. Die Antwort kommt nüchtern und beruhigend zugleich: «Ja, der ist neu. Er hilft mit.»
Und falls jemand Sorge um seine Zehen hat, gleich noch der Hinweis: «Aber keine Angst, dank seiner Sensoren weicht er aus.»
Auf Anfrage von Nau.ch bestätigt Coop-Sprecherin Rabea Brantschen den Eindruck: «Es handelt sich um ein Pilotprojekt, das seit Kurzem in vereinzelten Coop-Supermärkten in der gesamten Schweiz läuft.»
Die Roboter seien dabei nicht etwa als Ersatz gedacht, sondern als Assistenz: «Die Reinigungsroboter stehen unterstützend zur Arbeit der Reinigungsunternehmen im Einsatz.»
Coop-Verkäufer putzen nicht selbst
Heisst konkret: Die Mitarbeitenden bei Coop schwingen den Putzlappen normalerweise nicht selbst. Gereinigt wird extern – und neuerdings eben auch automatisiert.
Nur, wenn etwas ausleert, sind die Verkäuferinnen und Verkäufer weiterhin gefragt.
Bleibt die Frage: Entlasten die Roboter nun tatsächlich das Verkaufspersonal?
Natalie Imboden von der Gewerkschaft Unia winkt ab – zumindest teilweise. «Dadurch würde allenfalls das Reinigungspersonal entlastet», sagt sie zu Nau.ch.

«Da hingegen Putzroboter kaum ein Joghurt oder ein Glas Konfitüre aufputzen kann, scheint so keine Entlastung für das Verkaufspersonal möglich.»
Erste Tests liefen bereits 2024. «Die putzigen Helfer werden seit Sommer 2025 in die 200 grössten Denner Filialen ausgerollt. Dort, wo die Platzverhältnisse den Einsatz erlauben», heisst es auf Anfrage.
Sprecher Thomas Kaderli zeigt sich gegenüber Nau.ch entsprechend stolz: «Denner war Vorreiter im Schweizer Detailhandel und gehört heute zu den Unternehmen mit den grössten Flotten an Putzrobotern weltweit.»
Denner hat die siebtgrösste Putzroboter-Flotte
Ein Blick ins Ranking des Roboter-Softwareunternehmens «Fieldsbots» gibt ihm recht: Denner landet mit insgesamt 200 Robotern auf Platz sieben weltweit. Ganz vorne liegt der US-Riese Walmart – mit stolzen 1850 Maschinen.

Im Bericht heisst es: «Der Einstieg von Denner spiegelt den zunehmenden Robotik-Schwung im europäischen Discount-Einzelhandel wider.»
Besonders bemerkenswert sei, dass der Schweizer Discounter trotz Herausforderungen wie dezentralen Eigentümerstrukturen und unterschiedlichen Filialformaten mithält.
Denner schaltet Werbung auf Roboter-Screen
Denner setzt auf dasselbe Modell, das nun auch Coop testet. Der Roboter sei aufgrund seiner Grösse gut sichtbar, erklärt Kaderli. Und der Frontscreen lasse sich obendrein für Werbung nutzen – Sauberkeit mit Zusatznutzen.
«Als Lebensmittelverkäufer hat Hygiene und Sauberkeit für Denner oberste Priorität», betont er. Ziel sei es, Arbeitsprozesse zu vereinfachen und den Einkauf «noch attraktiver» zu machen.

Um die Einsparung von Personalkosten gehe es nicht, versichert Kaderli. Der Roboter sei vielmehr eine «wertvolle Unterstützung». «Weil er nichts lieber macht, als die Böden zu schrubben, haben die Filialteams mehr Zeit. Für die Beratung der Kundinnen und Kunden oder die Kontrolle und Pflege von Frischeprodukten.»
Und offenbar kommt der kleine Helfer gut an. Kaderli spricht von einer wachsenden «Fangemeinde». Nicht nur die Mitarbeitenden seien begeistert. «Auch unsere Kundinnen und Kunden haben ‹Pudu› bereits ins Herz geschlossen.»
Migros, Aldi und Lidl warten noch zu
Zurückhaltender zeigt sich die Migros. Dort kommen Putzroboter bislang nur vereinzelt und testweise zum Einsatz.
Auch Lidl und Aldi haben mit den rollenden Reinigern experimentiert. «Dabei ging es nicht um ein allfälliges Einsparen von Personalkosten, sondern um eine Entlastung der Mitarbeitenden», betont Aldi Suisse.
Das Echo sei positiv gewesen – sowohl von der Kundschaft, als auch vom Personal. Doch entschieden ist noch nichts.
«Ein definitiver Entscheid über einen weiteren Einsatz von Putzrobotern ist noch nicht getroffen», heisst es von Aldi. Bei Lidl bleibt die Frage ebenfalls offen.
* Name von der Redaktion geändert.











