SVP-Fehr-Düsel will OP zu Frau oder Mann verbieten
Minderjährige sollen künftig keine geschlechtsangleichenden Operationen mehr machen können. Dies fordert ein neuer Vorstoss.

Das Wichtigste in Kürze
- Minderjährige können heute mit einer OP ihr Geschlecht angleichen lassen.
- SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel reicht eine Motion ein, die dies verbieten will.
- Das sei Angstmacherei auf Kosten der Betroffenen, sagt SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser.
Der Lippenstift, die kinnlangen Haare und die Röcke sind verschwunden. Bereits die raspelkurzen Haare lassen vermuten, dass Nadia Brönimann heute anders fühlt. Sie bereut ihre Geschlechtsanpassung vom Mann zur Frau. 2024 ging die bekannte Schweizer trans Frau damit an die Öffentlichkeit und löste viel Wirbel aus.
Auch SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel beschäftigt Brönimanns Geschichte. «Es darf nicht so weit kommen, dass noch mehr trans Menschen ihre Geschlechtsanpassung bereuen«, sagt sie. Doch dieses Risiko bestehe, wenn sich Minderjährige vom Mann zur Frau oder umgekehrt operieren liessen.
Um zu heiraten, müsse man auch volljährig sein, sagt die Juristin. Geschlechtsanpassungen seien irreversibel. «Bei einem solch einschneidenden Schritt im Leben braucht es unbedingt auch ein Mindestalter von 18 Jahren.»
«Er ist froh, OP nicht gemacht zu haben»
Fehr Düsel hat Nau.ch einen entsprechenden Vorstoss vorab zur Verfügung gestellt. Darin fordert sie, dass geschlechtsangleichende Operationen erst mit Volljährigkeit möglich sind.
Bedenken bereiten ihr auch die Zahlen geschlechtsangleichender Operationen. «Diese haben sich bei Jugendlichen seit 2018 vervierfacht.»
Allerdings ist es eine tiefe zweistellige Zahl, wie Daten des Bundesamts für Statistik zeigen.
Die Erfahrung eines Jugendlichen bestärkt die Nationalrätin in ihrem Vorstoss. Dieser habe ihr erzählt, als Teenager mit dem Gedanken einer Transition gespielt zu haben. «Heute ist er froh, es nicht gemacht zu haben.»
«Vorstoss verkennt Zurückhaltung»
Den Vorstoss wird die Nationalrätin in den nächsten Tagen einreichen. Auf Sympathien sei sie bisher bei ihrer Partei, der FDP und der Mitte gestossen, sagt Fehr Düsel.
Vorgespurt in Zürich hat SVP-Gesundheitsdirektorin Natalie Rickli. Im Sommer forderte sie ein nationales Verbot solcher Operationen für Minderjährige.
SP-Nationalrätin Anna Rosenwasser macht da nicht mit. «Die Forderung ist Angstmacherei auf dem Buckel von trans Kindern und trans Jugendlichen», sagt sie.
Das Gesundheitssystem kläre solche Fälle sehr sorgfältig ab, sagt Rosenwasser. «Der Vorstoss verkennt die Zurückhaltung, die hier angewendet wird.» Die verschwindend tiefen Zahlen der Operationen bei Jugendlichen seien Beleg genug dafür. «Professionell begleitete Transitionen verbessern die psychische und physische Gesundheit von trans Menschen.»
«Reine Empörungsbewirtschaftung»
Rosenwasser betont, als LGBTQI-Aktivistin seit mehr als 15 Jahren mit trans Menschen zusammenzuarbeiten. Dann überlegt sie einen kurzen Moment und schüttelt den Kopf. «Nein, ich kenne wirklich keine Person, die sich minderjährig einer geschlechtsangleichenden Operation unterzogen hat.»
Auch habe sie abgesehen von Nadia Brönimann von keiner Person erfahren, die ihre Transition bereue. «In den wenigen Fällen, in denen trans Menschen ihre Transition rückgängig machen wollen, liegt es an der Gewalt.» Erfahren würden sie diese aufgrund ihrer Transidentität.
Für die Nationalrätin ist die Forderung «reine Empörungsbewirtschaftung». Zudem liege in der Bevölkerung oft ein Grundmissverständnis vor. «Dass trans Menschen weniger trans werden, wenn man es ihnen ausredet.» Anstatt, dass man ihre Identität respektiere – wie es jeder Mensch verdient habe.