Schluss mit Tiktok für Kinder – Petition wird eingereicht

Bettina Zanni
Bettina Zanni

Bern,

Eine Petition verlangt zum Schutz der Kinder eine Altersgrenze für Social Media. Innert Kürze kamen viele Unterschriften zusammen.

Kinder
Kinder soll Social Media nicht mehr an den Bildschirm fesseln können. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Jugendliche sollen erst ab 16 Jahren Social Media nutzen können.
  • Demnächst reicht SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel die Petition in Bern ein.
  • Linke Politikerinnen äussern Skepsis.

Der Ruf nach einer Altersgrenze für Social Media ist in der Schweiz gross. Die im Frühling lancierte Petition zählt bereits über 60'000 Unterschriften.

«Und es kommen täglich neue Unterschriften dazu», sagt Mitinitiantin und SVP-Nationalrätin Nina Fehr Düsel. «Am 18. September werden wir unsere Petition dem Innendepartement übergeben.»

Die Petition fordert, dass Apps wie Tiktok, Instagram und Snapchat für Jugendliche erst ab 16 Jahren zugänglich sind.

«Digitale Zigarette»

Über die Hälfte der 11- bis 15-jährigen Mädchen und Buben nutzt täglich Social-Media-Apps. Dies zeigt die aktuelle Kinder- und Jugendgesundheitsstudie (HBSC).

Dieses Jahr schlug ein Bericht der Kinderschutzorganisation Kidsrights Alarm. Jeder siebte Jugendliche im Alter zwischen zehn und 19 Jahren leidet wegen Social Media an psychischen Problemen.

Braucht es eine Altersgrenze für Social Media?

«Social Media ist die neue Sucht, die digitale Zigarette, geworden», sagt Nina Fehr Düsel. Für Alkohol und Tabakwaren gebe es eine Altersgrenze. Angesichts der Gefahren dieser Apps sei dort eine solche genauso nötig.

Als grosses Problem auf den Plattformen sieht die Juristin Cybermobbing. «Früher beschränkte sich Mobbing auf den Pausenplatz. Heute ist Mobbing rund um die Uhr möglich.» Eine Altersgrenze solle Kinder zudem vor gewalttätigen Inhalten, Fake-Profilen und propagierten Schönheitsidealen schützen.

Handykonsum der Kinder belastet Eltern

Viele Eltern waren laut der Politikerin sofort bereit, die Petition zu unterschreiben.

Sie führt dies auch auf die Handyverbote an Schulen zurück, die das Thema sehr aktuell machen.

Gleichzeitig belaste der Handykonsum der Kinder viele Eltern, so Fehr Düsel. «Sie sagen, dass es immer ums Handy und Social Media gehe, wenn sie mit ihren Kindern Streit hätten.»

Bundesrat analysiert Situation

Die Petition richtet sich an Innenministerin Elisabeth Baume-Schneider und die Bundesversammlung. Nina Fehr Düsel rechnet damit, dass die Petition bei der Bundesrätin Anklang findet. «Elisabeth Baume-Schneider ist dem Ansinnen wohlgesinnt», sagt sie.

Grünen-Ständerätin Maya Graf spurte vor. In der Frühlingssession bat sie den Bundesrat um einen Bericht. Darin solle er aufzeigen, wie er Kinder und Jugendliche vor übermässigem und schädlichem Konsum von sozialen Medien schützen könne.

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Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider sieht bei den Social-Media-Plattformen Handlungsbedarf. - keystone

Elisabeth Baume-Schneider bezeichnete dies als Problem, das nun politische Aufmerksamkeit erfordere. Der Bundesrat zeigte sich bereit, in einem Bericht die Situation genauer zu analysieren.

Nina Fehr Düsel glaubt, dass eine Altersgrenze zum Schutz der Kinder auch im Parlament Rückhalt findet. «Ich habe den Eindruck, dass eine Altersgrenze im Sinne des Jugendschutzes ein überparteiliches Anliegen ist.» Wo genau diese liege, werde sich noch zeigen.

Schweiz habe alleine keine Chance

Anders sieht das SP-Nationalrätin Farah Rumy. Sie arbeitet als Berufsschullehrerin mit Jugendlichen zusammen. «Viele Jugendliche öffnen morgens oft als Erstes eine App», sagt sie. Social Media sei Teil der gesellschaftlichen Entwicklung.

«Mit Altersgrenzen fördert man das Gefühl, nicht Teil dieser Entwicklung zu sein.» Zudem sei es der falsche Weg, diese Herausforderung anzugehen.

Verbringst du viel Zeit auf Social Media?

Statt eine Altersgrenze einführen, würde Rumy mehr Ressourcen für einen gesunden Umgang mit den Plattformen investieren. Dies zum Beispiel in der Bildung.

Eine Altersgrenze für Kinder erachtet die Nationalrätin ohnehin als chancenlos. Bei Instagram und Tiktok habe es die Schweiz mit grossen Konzernen zu tun. «Um eine Altersgrenze durchzusetzen, müssten wir uns allfälligen EU-Bestimmungen anschliessen.» Alleine könne sich die Schweiz nicht mit einem «globalen Milliardenkonzern» anlegen.

«Dennoch finde ich es spannend, dass aus der SVP der Ruf nach einem Verbot und Regulierung kommt», sagt Rumy. Normalerweise wehre sich die Partei gegen solche Vorhaben.

«Wie lässt sich das Alter verifizieren?»

Grünen-Nationalrätin und Nau-Kolumnistin Meret Schneider forderte kürzlich mehr Regulierungen in den sozialen Medien. «Die Petition würde ich jederzeit unterzeichnen und auch miteinreichen», sagt sie.

Skepsis äussert sie jedoch, was die Umsetzung der Alterskontrolle betrifft.

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Kein Social Media für Kinder? Grünen-Nationalrätin Meret Schneider befürwortet dies, fragt sich aber, wie sich Alterskontrollen umsetzen lassen. - keystone

«Wie lässt sich das Alter verifizieren, ohne extrem sensible Identitätsdaten an die Plattformen zu liefern?», fragt sie. Eine Möglichkeit könne die E-ID bieten. Über diese stimmt die Schweiz demnächst ab.

«Kann man jedoch vortäuschen, 16 Jahre alt zu sein, betreiben wir reine Symbolpolitik», sagt Schneider. Nach wie vor drängt sie darauf, dass die Schweiz die Plattformen mehr in die Pflicht nimmt. «Die Plattformen sollen gewisse Inhalte für Minderjährige nicht zugänglich machen.» Auch verlangt sie von den Plattformen zu reagieren, wenn Inhalte als illegal gemeldet werden.

2023 gab der Bundesrat bekannt, grosse Plattformen gesetzlich regulieren zu wollen. Im Frühling dieses Jahres verschob er den Entscheid dazu erneut. Meret Schneider fordert: «Der Bundesrat sollte bei der Plattformulierung nicht weiter zögern.»

Kommentare

User #6544 (nicht angemeldet)

Weshalb kann der Artikel zum Thuner Hotel nicht kommentiert werden? Ist es Feigheit?!

User #2379 (nicht angemeldet)

Vorher im Lidl, ein Kind sitzt im Kinderwagen mit dem Handy der Mutter in der Hand. Die Mutter wollte das telefon vom Kind nehmen, weshalb immer, ein riesen Geschrei, die heldenhafte Mutter gab schnell nach und Kind bekommt was nicht gut für es ist.

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