«Es bliebe mehr Geld im Portemonnaie»
Ungerecht, überholt, fiktiv: So wurde am HEV-Frühstücks-Anlass in der Berner Festhalle der Eigenmietwert zerlegt.

Rund 100 Mitglieder des HEV Bern und Umgebung folgten der frühmorgendlichen Einladung, wurden von ihrer Präsidentin Simone Richner begrüsst und liessen sich von Nationalrat Philipp Matthias Bregy und HEV-Vorstandsmitglied Adrian Haas insbesondere die Vorlage über die Abschaffung des Eigenmietwerts im Detail erklären.
Philipp Matthias Bregy zeigte mit deutlichen Worten auf, dass der Eigenmietwert nichts anderes als eine Steuer auf ein Einkommen sei, das es gar nicht gebe.
«Der Eigenmietwert ist eine fiktive Annahme einer Einnahme, die man mit dem Vermieten seines Eigentums erzielen könnte.» Wäre, hätte, würde – schon allein der Konjunktiv zeige, dass dies eine ungerechte Steuer sei.
«Und wenn die Gegner der Vorlage nun beklagen, dem Bund würden bei einer Annahme 180 Millionen Franken Steuern entgehen, sagen sie indirekt, dass die Eigentümerinnen und Eigentümer diese Summe bisher zu viel bezahlt haben.»

Stephan Ischi (Vorstand HEV) und Kurt E. Wagner (Vizepräsident HEV) - Daniel Zaugg
Weniger Steuern, mehr flüssige Mittel
Dieses Geld würde dementsprechend im Portemonnaie bleiben und mit diesen Einsparungen seien dann auch nach wie vor Sanierungen finanzierbar.
«Wenn Sie ein Jahr anschauen, in welchem Sie grössere Sanierungen durchgeführt haben, würden sie nach Abschaffung des Eigenmietwerts wohl etwas mehr Steuern bezahlen. Aber wenn sie die fünf Jahre davor und diejenigen danach dazunehmen, werden sie deutlich Steuern sparen», führte Philipp Bregy weiter aus.
Kein Geschenk
«Die Abschaffung des Eigenmietwerts ist denn auch keineswegs ein Geschenk an die Hausbesitzenden, sondern die Abschaffung einer Ungerechtigkeit», brachte es Bregy auf den Punkt. «Und denken Sie daran, eine Steuer kann immer wieder erhöht werden. Es ist also gar nicht sicher, dass dort, wo der Eigenmietwert heute eher tief ist, dieser auch in Zukunft tief bleiben wird.»
Immer wieder höre er auch das Argument, dass nach der Abschaffung des Eigenmietwerts die Steuern für alle erhöht werden würden.
«Das ist nichts als Polemik. Denn wenn man das Gesamtbudget eines Kantons anschaut, ist der wegfallende Eigenmietwert zu gering, als dass er eine Steuerhöhung rechtfertigen würde.»
Ausserdem könne eine Steuererhöhung nicht einfach eingeführt, sondern müsste vom Volk gutgeheissen werden.

Adrian Haas beleuchtete die Situation dann noch insbesondere aus Berner Optik. Hier gälte zusätzlich die spezielle Regelung für Energie- und Umweltmassnahmen, die man auch weiterhin, bis ins Jahr 2050 werde von den Steuern abziehen können.
Ebenso wie die Massnahmen im Zeichen des Denkmalschutzes. Wichtig sei insbesondere, dass mit dem geplanten Ersterwerber-Abzug gerade jungen Familien der Kauf einer Immobilie erleichtert werden solle.

Fazit: von der Abschaffung des Eigenmietwertes würden alle profitieren. Deshalb riet er den Anwesenden, besonders auch im Freundeskreis darüber zu sprechen und möglichst viele zu einem Urnengang zu bewegen.
Denn «es wird uns nur gemeinsam gelingen, diese ungerechte und fiktive Steuer ein für allemal zu eliminieren».
Nein zu den Mietformularen
Adrian Haas wies insbesondere auch nochmals auf die kantonalbernische Abstimmung zu den Mietformularen hin und betonte, dass man diese im Kanton Zürich bereits anwende und deshalb wisse, dass sie nicht zu tieferen Mieten führe, sondern schlicht nur die Bürokratie aufblähe. Deshalb sei diese Vorlage unbedingt abzulehnen.

Im Anschluss an die Referate und nach Beantwortung der Fragen aus dem Publikum ergaben sich an den Tischen angeregte Gespräche.
«Es hat sich sehr gelohnt, hierher zu kommen», waren sich die Anwesenden einig. «Nun haben wir noch ein paar gute Argumente mehr, um Bekannte, die noch unentschlossen sind, zu überzeugen.»