Eigenmietwert: Werden Häuser nach dem Aus jetzt noch teurer?
Das Schweizer Stimmvolk hat entschieden: Der Eigenmietwert wird abgeschafft. Experten sind sich uneinig, ob der Entscheid steigende Hauspreise zur Folge hat.

Das Wichtigste in Kürze
- 57,7 Prozent der Schweizer Stimmberechtigten haben für das Eigenmietwert-Aus gestimmt.
- Experten glauben, dass dies steigende Immobilienpreise zur Folge haben könnte.
- Hauseigentümer-Chef Gregor Rutz glaubt dagegen, dass die obere Grenze schon erreicht sei.
Im fünften Anlauf hat es geklappt: Die Schweizer Stimmbürger haben den Eigenmietwert gebodigt. Nach 91 Jahren wird die Steuer gekappt, die viele als unfair empfunden haben.
Doch was sind die Folgen des Votums? Klar ist: Der Staatskasse wird künftig Geld fehlen.
Spekuliert wird auch, dass Häuser künftig weniger saniert werden, weil bei den Steuern keine Abzüge mehr geltend gemacht werden können.
UBS glaubt beim Eigenmietwert an Preisanstieg
Und dann ist da noch die Frage nach der Entwicklung der Kosten für Eigenheime. Verschiedene Institutionen wie die UBS oder der Immobilienbewerter Wüest & Partner warnten im Vorfeld vor steigenden Preisen.
So warnte die Grossbank in einem Immobilienbericht vor der Abstimmung über den Eigenmietwert: «Die Annahme dieses Systemwechsels würde einen nicht unbedeutenden Preisanstieg mit sich bringen – insbesondere in einem Tiefzinsumfeld».
Die Begründung der UBS ist von finanztechnischer Natur: «Bei einem durchschnittlichen Hypothekarzins von 1,3 Prozent dürften die laufenden Nutzungskosten eines durchschnittlichen Eigenheims um fast fünf Prozent sinken.»
Nachfrage nimmt zu, wenn die Finanzierung einfacher wird
Oder anders gesagt: Wenn potenzielle Käufer weniger für die Finanzierung ausgeben müssen, nimmt die Nachfrage zu. Was wiederum zu höheren Preisen führt.
Rund 13 Prozent höhere Eigenheimpreise könnten Käufer bei gleichbleibenden Nutzungskosten zahlen, rechnet die Bank vor.
In die gleiche Richtung geht die Analyse der Immobilienbewerter Wüest & Partner.
«Ohne Eigenmietwert sinken – bei moderaten Zinsen – die laufenden Wohnkosten vieler Eigentümerhaushalte. Die Zahlungsbereitschaft für selbstgenutztes Wohneigentum steigt tendenziell», schreibt das Unternehmen auf Anfrage von Nau.ch.
Im Gegensatz zur UBS zeigt sich Wüest & Partner bei seinen Berechnungen aber deutlich konservativer: «Der preistreibende Effekt dürfte nur im unteren einstelligen Prozentbereich liegen, ist aber nicht punktgenau bezifferbar.»
Entscheidend ist dabei auch das Alter der Immobilie.
Denn: Weil keine Abzüge mehr geltend gemacht werden können, sind sanierungsbedürftige Immobilien auf dem Markt weniger interessant. Moderne Liegenschaften dagegen dürften deutlich teurer werden.
Rutz glaubt nicht an steigende Preise
Nicht dieser Meinung ist dagegen Gregor Rutz. Der Zürcher SVP-Nationalrat ist als Präsident des Hauseigentümerverbands der grosse Sieger des Abstimmungssonntags.
Rutz erklärte in einem Interview mit «Tamedia», dass er nicht an steigende Hauspreise glaube: «Die Hauspreise sind schon an der oberen Grenze. Sie werden primär durch Angebot und Nachfrage bestimmt, nicht durch die Steuern.»
Entscheidend für die Preisgestaltung sei die Nachfrage, die sich durch die Zuwanderung verschärft habe.
Rutz: «Aber auch schon heute gibt es zum Beispiel im Kanton Zürich teure Objekte, die kaum weggehen und lange ausgeschrieben bleiben.»
Angesprochen auf die Berechnungen von UBS und Wüest & Partner sagt Rutz: «Ich teile diese Einschätzung nicht.»
Zusammengefasst: Ob die Hauspreise tatsächlich steigen werden, ist schwierig einzuschätzen.
Ob der Eigenmietwert überhaupt einen Einfluss hat, wird sich ohnehin erst in einigen Jahren zeigen: Die Umsetzung der Initiative dürfte erst im Jahr 2028 erfolgen.