Zahl der Krebserkrankungen wird sich laut globaler Studie erhöhen
Weltweit steigen Krebsneuerkrankungen bis 2050 auf über 30 Millionen – fast 42 Prozent der Todesfälle wären vermeidbar.

Das Wichtigste in Kürze
- Weltweit steigen Krebsfälle bis 2050 von 18,5 auf 30,5 Millionen durch Alterung.
- Rund 42 Prozent der Krebstodesfälle sind auf vermeidbare Risikofaktoren zurückzuführen.
- In ärmeren Ländern erhöht HPV-Infektion das Risiko für Gebärmutterhalskrebs stark.
Die Zahl der weltweiten Krebsneuerkrankungen wird sich einem grossen Report zufolge bis Mitte des Jahrhunderts stark erhöhen. Zudem kam die Studie zum Schluss, dass rund vier von zehn Krebstodesfällen vermeidbar wären.
Die Anzahl weltweiter Krebsneuerkrankungen liegt 2023 bei 18,5 Millionen Fällen. Bis 2050 steigt sie auf 30,5 Millionen, berichtet «The Lancet». Allerdings hat das hauptsächlich mit der Alterung der Gesellschaften zu tun, denn ältere Menschen sind anfälliger für Krebs. Wird mit einer standardisierten Altersstruktur gerechnet, sinkt die relative Häufigkeit von 2024 bis 2050 um 5,7 Prozent.
Fast 42 Prozent der 10,4 Millionen Krebstodesfälle 2023 sind vermeidbar. Sie gehen auf Faktoren zurück, die potenziell verändert werden können. Das berichtet die Forschungsgruppe um Lisa Force von der University of Washington.
Globale Trends und Prognosen zu Krebsneuerkrankungen
Die Forschenden nutzten das Rahmenwerk des Projekts «Global Burden of Disease». Damit erstellten sie Schätzungen für den Zeitraum 1990 bis 2023.
Sie erstellten zudem eine Prognose für die weitere Entwicklung von 2024 bis 2050. Die Entwicklung war bislang weltweit sehr unterschiedlich: Von 1990 bis 2023 sank die altersstandardisierte Zahl der Krebsneuerkrankungen in Ländern mit hohem Einkommen um 3,4 Prozent. In Ländern mit höherem mittlerem Einkommen verringerte sie sich um 8,8 Prozent.
In Ländern mit niedrigerem mittlerem Einkommen stieg die Zahl der Krebsfälle um 28,6 Prozent. In Ländern mit niedrigem Einkommen nahm sie um 23,6 Prozent zu.
Vermeidbare Risikofaktoren für Krebs
Krebs bleibt ein bedeutender Faktor der globalen Krankheitslast. Die Studie zeigt, dass die Erkrankungen in den kommenden Jahrzehnten stark zunehmen werden. Besonders betroffen sind Länder mit begrenzten Ressourcen, in denen das Wachstum überproportional ausfällt.
Der grösste vermeidbare Risikofaktor für Krebs ist Tabakkonsum. In den meisten Ländern gehen 21,4 Prozent der Krebstodesfälle darauf zurück.
In Ländern mit niedrigem Einkommen stellt ungeschützter Sex das grösste Krebsrisiko dar. Dabei können Humane Papillomviren (HPV) übertragen werden. HPV ist der Hauptverursacher von Gebärmutterhalskrebs.
Krebs in der Schweiz und Prävention
In der Schweiz empfiehlt das Bundesamt für Gesundheit (BAG) eine HPV-Impfung für alle 11- bis 14-Jährigen. Auch die Eidgenössische Kommission für Impffragen unterstützt diese Empfehlung. Das BAG empfiehlt, die HPV-Impfung vor Beginn der sexuellen Aktivität durchzuführen. So kann eine Infektion mit HPV wirksam verhindert werden.
Krebs ist ein Sammelbegriff für über hundert verschiedene Krankheiten. In der Schweiz ist er laut Bundesangaben die zweithäufigste Todesursache. Hierzulande ist die Krankheit laut dem BAG für einen Viertel der Todesfälle verantwortlich.
Pro Jahr sterben in der Schweiz laut der Dachorganisation Krebsliga 17'200 Menschen an Krebs. Die folgenden Arten führen demnach am häufigsten zum Tod: Lungenkrebs, Dickdarmkrebs, Brustkrebs, Prostatakrebs und Bauchspeicheldrüsenkrebs.
Stärken, Schwächen und Handlungsmöglichkeiten
Qingwei Luo und David Smith von der University of Sydney kommentieren die Studie in «The Lancet». Sie heben den globalen Ansatz und die systematische Analyse als Stärken hervor. Als Schwäche werten sie die mangelnde Datenqualität und -verfügbarkeit in vielen Ländern.
Vier von zehn Krebstodesfällen sind auf etablierte Risikofaktoren zurückzuführen. Dazu zählen Tabakkonsum, schlechte Ernährung und hoher Blutzucker. Co-Autor Theo Vos betont, dass Länder dadurch die Chance haben, Krebserkrankungen vorzubeugen und Leben zu retten.