Forscher grenzen Ursprung der «Justinianischen Pest» weiter ein
Ein Forschungsteam hat mögliche Übertragungswege einer historischen Pandemie, die «Justinianische Pest», entdeckt.

Ein Forschungsteam hat den Ursprung einer der grössten Pandemien der Geschichtsschreibung näher eingegrenzt. Laut seiner neuen Studie könnten zwei Übertragungswege für die «Justinianische Pest» plausibel sein.
Entweder gelangte der Erreger über Handelsrouten und Indien nach Nordafrika oder wurde bereits Jahrhunderte zuvor nach Ostafrika eingeschleppt und entwickelte sich dort weiter. Das berichtete das Forschungsteam, zu dem auch Forscher der Universität Basel gehörten, in einer Studie in der Fachzeitschrift «Human Ecology».
Die «Justinianische Pest» wütete ab 541 über 200 Jahre lang in Nordafrika, Vorderasien und Europa und trug vermutlich zum Ende des Römischen Reiches und der Antike bei.
Schätzungen reichen von 20 bis 50 Prozent der Bevölkerung des Römischen Reiches, die damals ihr Leben verloren – mit entsprechenden gesellschaftlich-wirtschaftlichen Folgen.
Auf Spurensuche: Historische Aufzeichnungen durchforstet
Als Auslöser der historischen Seuche identifizierten vor wenigen Jahren Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler Pestbakterien (Yersinia pestis).
Für die neue Analyse hat das Forschungsteam nun alle bekannten historischen Aufzeichnungen auf der Suche nach Hinweisen auf den Pandemie-Ursprung durchforstet. Diese Informationen wurden von den Experten aus den USA, China und Europa mit archäologischen, klimageschichtlichen und genetischen Daten über jene Zeit verglichen.
Der früheste Nachweis von Y. pestis stammt demnach aus der zentralasiatischen Tian Shan-Region im heutigen Westchina. Das Erbgut des Erregers ist mit den Stämmen, die die erste Pandemie auslösten, aber nur relativ entfernt verwandt – der Träger verstarb überdies bereits rund 300 Jahre bevor die Seuche von Ägypten ihren Ausgang nahm.
Demnach dürfte der Erreger in Zentralasien bereits eine Zeit lang kursiert sein – vielleicht in einer weniger ansteckenden oder gefährlichen Variante.
Klimawandel als möglicher Katalysator
Weiter könnte der Erreger aber auch über Handelsrouten weiter gelangt sein. Menschen waren in jenen Jahrhunderten bereits durchaus mobil. Es gab Truppenbewegungen, Pilgerreisen, überregionalen Handel und Migration, schreiben die Autoren in ihrer Arbeit.
Zudem zeigen die Klimadaten, dass damals, unter anderem wegen eines Vulkanausbruchs, sehr unbeständige Klimabedingungen herrschten.
Diese Gemengelage mit unsicheren, sich ändernden klimatischen, sozialen, wirtschaftlichen und politischen Umständen erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass ein Erreger zuerst vom Tier auf Menschen überspringt und sich später überregional ausbreitet, heisst es in der Publikation.