Wladimir Putin zahlt schwangeren Schülerinnen 100'000 Rubel
Russland kämpft mit einer historisch tiefen Geburtenrate. Wladimir Putin plant deshalb Prämien für schwangere Schülerinnen, um Geburten zu fördern.

Das Wichtigste in Kürze
- Russland kämpft gegen einen historischen Tiefpunkt bei der Geburtenrate.
- Ab März 2026 soll deshalb ein Register für schwangere Frauen ausgeweitet werden.
- In einigen Regionen sollen gar schwangere Schülerinnen und Studentinnen Geld erhalten.
- Kritiker befürchten, dass Abtreibungen künftig direkt sanktioniert werden könnten.
Russlands Bevölkerung schrumpft. Die Geburtenrate ist nach Angaben der Weltbank im vergangenen Jahr auf 1,22 Kinder pro Frau gefallen. Sie liegt damit auf dem Niveau des historischen Tiefpunkts Ende der 1990er Jahre.
Experten sehen den Ukraine-Krieg und der damit verbundenen wirtschaftlichen Unsicherheit als wesentliche Gründe für den Abwärtstrend. Für Wladimir Putin und den Kreml gilt dieser Rückgang als ernsthafte Gefahr für die Zukunft des Landes.
Wladimir Putin setzt daher verstärkt auf staatliche Kontrolle und Druck. Ab dem 1. März 2026 soll in Russland ein Register für schwangere Frauen eingeführt werden. Es soll Daten über werdende Mütter, Schwangerschaftsverläufe und die Gesundheit von Neugeborenen zusammenfassen.
Bestrafungen bei «Herbeiführung einer Abtreibung»
Laut offizieller Kreml-Version geht es darum, die medizinische Betreuung zu verbessern und Daten über die demografische Lage zu sammeln. Kritische Medien sehen darin jedoch ein Instrument zur Überwachung und eine weitere Einschränkung der reproduktiven Rechte russischer Frauen.
Schon jetzt lässt sich nämlich beobachten, wie die Führung in Moskau den Zugang zu Abtreibungen erschwert. In mehreren Regionen werden Kliniken sowie Ärztinnen und Ärzte unter Druck gesetzt. Für die «Herbeiführung einer Abtreibung» wird man bestraft, für die Verhinderung von Schwangerschaftsabbrüchen belohnt.
Dabei treibt das Vorgehen gegen Abtreibungskliniken und Ärzte vielerorts kuriose Blüten: Laut «Novaya Gazeta» trampelte in Jekaterinburg ein Mitarbeiter des regionalen Gesundheitsministeriums demonstrativ auf einer Werbung für Verhütung herum. In der Region Swerdlowsk sollen Gynäkologen nun sogar geschult werden, um ungewollt Schwangere zum Austragen zu überreden.
Wladimir Putin: «Freude der Mutterschaft finden»
Wladimir Putin selbst versucht, den Kurs als einfühlsame Familienpolitik darzustellen. Die Entscheidung für ein Kind sei eine persönliche Angelegenheit jeder Familie, sagt er in den vergangenen Tagen.
«In diesem Bereich kann und sollte es keinen Druck geben.» Die Politik müsse jedoch dazu beitragen, dass «junge Menschen aufrichtig danach streben, die Freude der Mutterschaft zu finden».

Welche Mittel dafür eingesetzt werden sollen, zeigt sich in Berichten von «Novaya Gazeta»: In einigen Gebieten sollen schwangere Studentinnen und mitunter auch Schülerinnen eine Belohnung erhalten, wenn sie sich gegen eine Abtreibung entscheiden. Die Rede ist von rund 100'000 Rubel – etwa 1000 Franken.
Abtreibungen könnten sanktioniert werden
Demografische Steuerung gehört in Russland seit Jahren zur politischen Agenda. Doch die aktuellen Massnahmen greifen tief in die persönlichen Rechte ein und könnten die Freiheit russischer Frauen entscheidend beschneiden.
Das neue Register dürfte den Behörden ermöglichen, Schwangerschaften lückenlos nachzuverfolgen. Kritiker warnen, dass damit ein System geschaffen wird, das Abtreibungen nicht nur gesellschaftlich stigmatisiert, sondern künftig auch direkt sanktionieren könnte.
















