Mehr Bevölkerungswachstum in Russland? Waisenhaus statt Abtreibung
Die orthodoxe Kirche in Russland hat Frauen dazu aufgerufen, auf Abtreibungen zu verzichten und ihre Kinder stattdessen in kirchliche Einrichtungen zu geben. «Gebären Sie das Kind und übergeben Sie es uns, der Kirche, und wir werden alles tun, um es zu erziehen und auf die Beine zu bringen», sagte das Oberhaupt der russisch-orthodoxen Kirche, Patriarch Kirill, am Donnerstag in einer Videoansprache. Mit diesem Vorschlag will er zugleich das Demografie-Problem des grössten Landes der Welt lindern helfen.

Das Wichtigste in Kürze
- «Wir sind ein grosses Land, und wir müssen mehr werden», sagte der Patriarch von Moskau und ganz Russland.
Ein Mittel dazu seien weniger Schwangerschaftsabbrüche. Erst kürzlich hatte Kremlchef Wladimir Putin mehr Hilfe für Familien gefordert. Niedrige Einkommen sieht er als ein Hindernis, dass wieder mehr Kinder geboren werden.
Im vergangenen Jahr war die Einwohnerzahl Russlands auch wegen vieler Todesfälle in der Corona-Pandemie um eine halbe Million auf 146,2 Millionen geschrumpft. Seit Jahren sinken die Zahlen wegen der schwierigen wirtschaftlichen Lage vieler Familien.
Parallel dazu ging aber auch die Zahl registrierter Abtreibungen zurück. Wurden nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion 1992 noch etwa 3,5 Millionen Abbrüche vorgenommen, sank die Zahl 2020 auf etwa eine halbe Million. Diese Entwicklung hängt nicht zuletzt mit einem besseren Zugang zu Verhütungsmitteln zusammen.
Patriarch Kirill versicherte den Frauen, die sich gegen eine Abtreibung entscheiden: «Wir nehmen jeden auf, unabhängig von Religion und Staatsbürgerschaft.» Die Kirche habe zwischen Kaliningrad und Kamtschatka 77 Krisenzentren für schwangere Frauen in Schwierigkeiten eingerichtet.