Papst Leo nutzt Amtseinführung für Kapitalismus-Kritik
Der neue Papst Leo XIV., das neue Oberhaupt der katholischen Kirche, nutzt seine Amtseinführung für eine deutliche Kritik am Kapitalismus.

Der neue Papst Leo XIV. hat die feierliche Messe zu seiner Amtseinführung zu deutlicher Kritik am Kapitalismus genutzt. In seiner ersten Predigt vor etwa 150.000 Menschen auf dem Petersplatz beklagte das neue Oberhaupt der katholischen Kirche, die Ärmsten der Welt dürften nicht noch weiter an den Rand gedrängt werden. Zugleich mahnte er zu einem verantwortungsvolleren Umgang mit Natur und Umwelt.
Als einen der ersten Staatsgäste empfing der 69-Jährige den ukrainischen Präsidenten Wolodymyr Selenskyj zur Audienz. Für US-Vizepräsident JD Vance hatte der erste Papst mit amerikanischer Staatsbürgerschaft dagegen zunächst keine Zeit.
Der bisherige Kardinal Robert Francis Prevost war vor eineinhalb Wochen überraschend schnell zum Nachfolger von Papst Franziskus gewählt worden: Das Konklave dauerte nicht einmal 24 Stunden.
Am Sonntag bekam Leo alle Insignien seines Amtes, auch den Fischerring. Damit wird an den Apostel und ersten Papst Petrus erinnert, der Fischer war.
Papsts Position gegenüber Armut und Umweltschutz
Der US-Amerikaner machte in seiner Predigt deutlich, dass er sich in der Linie seines argentinischen Vorgängers Franziskus sieht, der sich besonders für Menschen am Rande der Gesellschaft eingesetzt hat.
Wörtlich sagte Papst Leo: «In unserer Zeit erleben wir noch immer zu viel Zwietracht, zu viele Wunden, die durch Hass, Gewalt, Vorurteile, Angst vor dem Anderen und durch ein Wirtschaftsmodell verursacht werden, das die Ressourcen der Erde ausbeutet und die Ärmsten an den Rand drängt.»

Damit nahm er explizit andere Positionen ein als US-Präsident Donald Trump. Für Deutschland waren Bundeskanzler Friedrich Merz und Vizekanzler Lars Klingbeil (SPD) dabei.
Leos Demut und seine Vision
In seiner auf Italienisch gehaltenen Predigt zeigte sich Leo demütig. «Ich wurde ohne jegliches Verdienst ausgewählt und komme mit Furcht und Zittern zu Euch», bekannte er.
Aus seiner Zeit als Missionar und Bischof in Peru hat Leo auch die Staatsbürgerschaft des südamerikanischen Landes. Mit US-Vize Vance wird es vermutlich am Montag noch ein Treffen geben.
Als Kardinal hatte Leo den Umgang der US-Regierung mit Migranten offen kritisiert. Der Trump-Stellvertreter war der letzte ausländische Besucher bei Papst Franziskus.
Einheitliche Kirche – Leos grösster Wunsch
Nachfolger Leo hob als grössten Wunsch die Einheit der Kirche hervor: «Liebe Brüder und Schwestern, ich würde mir wünschen, dass dies unser erstes grosses Verlangen ist: eine geeinte Kirche.» Leo selbst gilt als Brückenbauer (wörtlich: Pontifex), der zwischen den Lagern vermitteln kann.
Erste Runde im Papamobil
Vor Beginn der Messe hatte der neue Papst erstmals eine Runde im Papamobil durch die Menschenmenge auf dem Petersplatz gedreht.
Im Unterschied zu Franziskus stand er aufrecht. In der Menge waren zahlreiche US-Flaggen zu sehen, aber auch peruanische Fahnen. Nach der Amtseinführung begrüsste er die zahlreichen Ehrengäste mit Handschlag. Einen seiner Brüder.
Leo ist der 267. Papst in zwei Jahrtausenden Kirchengeschichte. Der katholischen Glaubenslehre zufolge ist er Nachfolger des Apostels Petrus und Stellvertreter von Jesus Christus auf Erden. Zudem ist er Bischof von Rom, Primas von Italien und Staatsoberhaupt des Vatikans. Grosse weltliche Macht hat er nicht. Er ist aber für viele Menschen eine moralische Autorität.