Mutation des Coronavirus: Europa rüstet sich gegen die dritte Welle
Das Wichtigste in Kürze
- Die Schweiz steht mit der Massnahmen-Verschärfung nicht alleine da.
- In ganz Europa blickt man mit Besorgnis auf die Verbreitung der britischen Mutation.
- Auch in den Nachbarländern werden daher neue Massnahmen ergriffen.
Die neue Mutation des Coronavirus aus Grossbritannien breitet sich mit hoher Geschwindigkeit in Europa aus. Wie gross das Gefahrenpotential der neuen Variante des Coronavirus ist, zeigt sich bereits auf den britischen Inseln.
Überall in Europa wird die neue Variante gefunden. Damit ist klar: Die dritte Welle, welche Grossbritannien und Irland im Griff hat, wird wohl auch den Rest Europas treffen. Europaweit rüsten die Länder mit neuen Massnahmen gegen die ansteckendere Variante auf.
Grossbritannien und Irland: Schwerste Welle, härtester Lockdown
Auf den britischen Inseln hat sich die neue Variante «B117» bereits weitgehend durchgesetzt: Aufgrund ihrer höheren Infektiosität stecken sich Menschen schneller an dieser an, als an bisherigen Varianten den Coronavirus. Die Folge ist die schwerste Welle seit Pandemiebeginn – und ein neuer harter Lockdown.
Noch schwerer trifft es Irland, wo die neue Variante ebenfalls einige Wochen früher auftrat als im Rest Europas. Vor wenigen Tagen verzeichnete Irland sechsmal höhere Fallzahlen als zum Höhepunkt der zweiten Welle Ende Oktober. Die irische Regierung rief «Level 5» des Lockdowns aus: Persönliche Treffen sind beinahe ausnahmslos verboten, nur Arbeitnehmer in essentiellen Berufen dürfen noch ausser Haus arbeiten.
Neue Variante verbreitet sich in ganz Europa
Wie viele Infektionen sich in Europa genau auf die neue Variante zurückführen lassen, ist gar nicht so leicht zu ermitteln: Um den für eine Infektion verantwortlichen Virenstamm zu ermitteln, muss die Probe aufwändig im Labor untersucht werden. Dies geschieht nur in wenigen Fällen. Doch der Anteil der Proben, in welchen die Variante gefunden wird, nimmt eindeutig zu.
Epidemiologin Emma Hodcroft zeigt den Trend auf Twitter: Die britische Variante, hier «S:N501» (pink), ist in den meisten Ländern für einen wachsenden Anteil der Infektionen verantwortlich.
Unterschiedliche Reaktionen auf Mutation des Coronavirus in Europa
Viele Länder verschärfen angesichts der sich ankündigenden Situation die Massnahmen. Frankreich, welches sich bereits im Lockdown befindet, verschärft diesen weiter: Neuerdings gilt die Ausgangssperre bereits ab 18 Uhr. Wer danach ohne triftigen Grund ausserhalb seiner Wohnung angetroffen wird, riskiert saftige Bussen.
Doch es herrscht nicht völlige Einigkeit: Auch Spanien, wo sich die neue Variante ebenfalls ausbreitet, verzeichnete vor wenigen Tagen einen neuen Infektionsrekord. Diesen führt die Regierung jedoch nicht auf die neue Variante zurück, sondern auf die Kontakte zu Weihnachten. Ein Trend, der sich in der Schweiz nicht feststellen liess.
Ob der neue Rekord nun auf die neue Variante zurückzuführen ist oder nicht: Auch Spanien hat mit einer Verschärfung der Massnahmen auf den neuen Zahlenanstieg reagiert.
Schweiz als Vorreiter im deutschsprachigen Raum
Im deutschsprachigen Raum hat die Schweiz für einmal zuerst reagiert. Doch in den Nachbarländern laufen die Diskussionen um einen Ausbau der Massnahmen auf Hochtouren.
Der «Tagesspiegel» zitierte am Freitag Regierungsquellen, nach welchen die deutsche Regierung neue Massnahmen plant. Kanzlerin Angela Merkel sei «in grosser Sorge», so CDU-Generalsekretär Paul Ziemiak. Anders als in der Schweiz ist bereits ein Lockdown in Kraft – die Verschärfung könnte für Deutschland beispiellos werden.
Im Gespräch ist unter anderem, den öffentlichen Verkehr herunterzufahren. Noch am Wochenende will die deutsche Regierung darüber beraten. Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier rief am Freitag bereits zu mehr Homeoffice auf.
Ähnlich verhält es sich in Österreich, wo die Regierung ebenfalls dieses Wochenende über die Verlängerung des Lockdowns entscheidet. Am Freitag wurden bereits die Regeln für Einreisende verschärft.