In Düsseldorf (D) gelang Ärzten eine Sensation. Sie konnten einen Patienten durch eine Stammzellentransplantation von HIV und Krebs heilen.
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Ein Arzt. (Symbolbild) - Pexels
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Das Wichtigste in Kürze

  • Ärzten des Universitätsklinikums Düsseldorf gelang ein medizinischer Durchbruch.
  • Ein Patient wurde mit einer Stammzellentherapie von Krebs und HIV geheilt.
  • Eine Genmutation scheint der Schlüssel zu sein.

Mediziner des Universitätsklinikums Düsseldorf berichteten im Fachblatt «Nature Medicine», dass sie einen krebskranken HIV-Patienten von beiden Erkrankungen heilen konnten. Dies gelang mithilfe einer Stammzellentransplantation. Diese Sensation ist nun schon zum dritten Mal weltweit gelungen.

Das Forschungsteamm hofft nun auf Behandlungsmöglichkeiten für HIV-Infizierte ohne Krebs. Dabei wird auf gentherapeutische Ansätze gesetzt. Eine derartige Therapie, wie sie in Düsseldorf erfolgreich war, konnte bereits beim «Berliner Patienten» und beim «Londoner Patienten» angewandt werden.

hiv krebs
An der Düsseldorfer Uni-Klinik gelang Ärzten erstmals eine Heilung von Krebs und HIV bei der gleichen Person.
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Krebserkrankungen nehmen laut der Gesundheitsstatistik seit 2019 auch in der Schweiz zu.. (Symbolbild)
HIV krebs
HIV Virionen unter dem Elektronen-Mikroskop.
Patient Hi Virus HIV
HIV-1 (Retroviren) in einer kolorierten Ultradünnschnitt-Aufnahme eines Transmissions-Elektronenmikroskops.

Bei dem «Düsseldorfer Patienten» war 2011 drei Jahre nach seiner HIV-Diagnose eine akute myeloische Leukämie (AML) festgestellt worden. Das ist eine Form von Blutkrebs. 2013 erhielt er eine Stammzellentransplantation.

«Ziel der Transplantation war von Beginn an, sowohl die Leukämie als auch das HI-Virus in den Griff zu bekommen.» Erklärte Guido Kobbe von der Uniklinik Düsseldorf, der den Eingriff durchführte.

Seltene Genmutation: Nur bei Mittel- und Nordeuropäern

Die Stammzellen verfügten über eine spezifische Genmutation namens CCR5Δ32 (CCR5-Delta32). Diese seltene Mutation kommt vor allem bei Menschen aus Nord- und Mitteleuropa vor. Sie sorgt für das Fehlen einer Andockstelle für HIV auf den Immunzellen.

Ohne eine solche Andockstelle findet das Virus keine Eintrittspforte und kann die Zellen nicht infizieren. Dies macht Träger der Mutation nahezu resistent gegen den Erreger.

Tatsächlich führte die Transplantation zu einer Remission der HIV-Symptome, sodass das Behandlungsteam 2018 entschied, die antivirale HIV-Therapie abzusetzen.

53-Jähriger von HIV und Krebs geheilt

Die folgende mehrjährige Überwachung des Patienten belegte den anhaltenden Erfolg: Heute sprechen die Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler von einer vollständigen Heilung des mittlerweile 53-Jährigen.

Björn Jensen, Teil des internationalen Ärzteteams, bilanzierte: Sie können nach ihrer intensiven Forschung bekräftigen, dass es grundsätzlich möglich sei die Vermehrung des HI-Virus nachhaltig zu unterbinden. Dies sei durch Kombination von zwei wesentlichen Methoden möglich.

Kennen Sie jemanden, der von Krebs geheilt wurde?

Das sei einerseits die weitgehende Entleerung des Virus-Reservoirs in langlebigen Immunzellen. Zum anderen die Übertragung der HIV-Resistenz des Spender-Immunsystems auf den Empfänger. «So hat das HI-Virus keine Chance, sich erneut zu vermehren.»

Eine solche Therapie ist derzeit allerdings nur für wenige Patienten möglich: Zum einen, weil die Zahl geeigneter Spender mit der Mutation so gering ist. Zum anderen, weil eine Stammzellentransplantation aufgrund der Risiken nur bei der Behandlung lebensbedrohlicher Erkrankungen wie eben Krebs eingesetzt werden kann.

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