Harsche Reaktionen auf Wiedereinsetzung von Lecornu in Frankreich
Kurz nach seinem Rücktritt als Premier hat Frankreichs Präsident Macron Sébastien Lecornu zurück ins Amt befördert. Die Reaktionen fallen wenig begeistert aus.

Frankreichs Präsident Emmanuel Macron hat Sébastien Lecornu überraschend erneut zum Premierminister ernannt. Lecornu war erst vor vier Wochen nach internen Spannungen zurückgetreten, heisst es im Élysée-Palast.
Lecornu sehe laut der Nachrichtenagentur «Reuters» in der Wiederernennung eine Chance für Stabilität. Zugleich fordere er ein Ende der politischen Zermürbung und betone die Bedeutung der Sanierung öffentlicher Finanzen für Frankreichs Zukunft.
Empörung aus der Opposition
Die politische Opposition reagiert scharf auf die Entscheidung Macrons. Der Präsident des rechtsextremen Rassemblement National, bezeichnet die Regierung Lecornu II als «schlechten Witz» und eine Demütigung für die Franzosen.
Die linke LFI sprach von einer «Farce» mit Macron als Protagonisten und kündigte laut «Marketscreener» konsequenten Widerstand an. Man werde weiterhin für eine Alternative zum Präsidentenlager und zum Rechtspopulismus kämpfen.
Die Vorsitzende der Grünen zeigte sich empört, dass Macron «einen seiner engen Freunde» wiedereinsetze. Vielmehr solle er die Linken und Ökologen regieren lassen.
«Zeit, an die Arbeit zu gehen»
Das Präsidentenbündnis Ensemble zeigt sich derweil vorsichtig optimistisch und unterstützt Lecornu öffentlich als Garant von Stabilität. Vertreter betonen die Notwendigkeit, trotz der schwierigen Lage den Regierungsweg weiterzugehen und die geplante Reformagenda umzusetzen.

Aus der Nationalversammlung kommen gemäss «Reuters» gespaltene Reaktionen auf den Wiedereinsatz. Präsidentin Braun-Pivet mahnte die Abgeordneten, ihre Aufgaben wahrzunehmen, es sei dringend an der Zeit, an die Arbeit zu gehen.
Hintergrund der Wiederernennung ist die schwerste politische Krise Frankreichs seit Jahrzehnten. Beobachter gehen davon aus, dass der unter Druck stehende Präsident Macron mithilfe Lecornus einen Ausweg ohne Neuwahlen suche.