Femizid-Rekord: Hunderte nehmen in Zürich an Protest teil
Hunderte protestierten in Zürich gegen Femizide und geschlechtsspezifische Gewalt. Die Demo verlief weitesgehend friedlich.

Das Wichtigste in Kürze
- Am Dienstagabend demonstrierten Hunderte in Zürich gegen Gewalt an Frauen.
- Sie gedachten der 27 Femizid-Opfer des laufenden Jahres.
- Die friedliche Demonstration soll auf das anhaltende Problem aufmerksam machen.
Am Montagabend versammelten sich Demonstrierende an der Kreuzung Pelikan- und Bahnhofstrasse in Zürich. Die Kundgebung zum internationalen Tag gegen Gewalt an Frauen zog durch die Strassen in Richtung Kreis 4.
Organisiert wurde sie von feministischen Gruppen und Menschenrechtsorganisationen wie «Amnesty International». Der Protestzug bewegte sich friedlich durch die Stadt, während Parolen gegen geschlechtsspezifische Gewalt erklangen.

Die Polizei begleitete die Demonstration mit Präsenz, verhielt sich jedoch zurückhaltend und vermied jegliche Konfrontation. Ein Polizeimotorrad geriet zu Fall, der Beamte blieb jedoch unverletzt und schwebte zu keinem Zeitpunkt in Gefahr.
Sprayereien prägten die Demonstrationsroute
Entlang des Demonstrationszugs hinterliessen Aktivistinnen ihre Botschaften mittels Graffiti an zahlreichen Gebäudefassaden. Zu Zerstörungen oder gewalttätigen Auseinandersetzungen kam es nicht, der Protest blieb insgesamt gewaltfrei.

Die Kundgebung bildete den Auftakt zur jährlichen Kampagne «16 Tage gegen Gewalt an Frauen».
Diese internationale Aktionsperiode erstreckt sich vom 25. November bis zum 10. Dezember, wie die Organisation «Frieda» erklärt. In der ganzen Schweiz finden während dieser Zeit Veranstaltungen statt, die geschlechtsspezifische Gewalt ins Zentrum rücken.
Erschreckender Rekord bei Femiziden alarmiert
2025 wurden bereits 27 Frauen und Mädchen getötet, mehr als im gesamten Vorjahr. Das Rechercheprojekt «Stop Femizid» dokumentierte diese erschreckende Bilanz.
Die Täter stammen meist aus dem engsten Umfeld: Ehemänner, Ex-Partner, Brüder oder andere männliche Familienangehörige.

Während andere Tötungsdelikte in den letzten 30 Jahren stark zurückgingen, blieben Tötungen von Männern an Frauen konstant hoch. Forschende betonen, dass traditionelle Geschlechterrollen die Täter prägen. Herkunft oder sozialer Status spielten dabei eine untergeordnete Rolle.
Behörden reagieren mit konkreten Massnahmen
Bereits im ersten Halbjahr 2025 wurden 18 Frauen und Mädchen getötet, teilte das Eidgenössische Büro für Gleichstellung mit. Bund, Kantone und Gemeinden einigten sich auf dringliche Massnahmen.
Der Ausbau von Schutz- und Notunterkünften sowie verstärkte Gewaltprävention stehen dabei im Fokus.

Die Istanbul-Konvention fordert ausreichend Schutzplätze für Opfer häuslicher Gewalt. Die Schweizer Frauenhäuser verfügen jedoch laut dem «Annabelle»-Magazin über lediglich ein Viertel der benötigten Kapazität.
Trennungen seien für Frauen besonders gefährlich, etwa ein Drittel der Tötungen passiere während oder kurz danach.
Bundesrätin lanciert nationale Präventionskampagne
Bundesrätin Elisabeth Baume-Schneider kündigte eine nationale Präventionskampagne an, wie das «SRF» meldete. Parallel dazu veröffentlichte der Bund erstmals detaillierte Daten zu den Hintergründen von Tötungsdelikten.
Kriminologin Nora Markwalder warnte, dass strafrechtliche Massnahmen häufig zu spät kämen.

SP-Nationalrätin Tamara Funiciello plant laut dem «Annabelle»-Magazin eine Volksinitiative gegen Femizide. Sie verlas kürzlich die Daten aller 27 Femizide des laufenden Jahres vor ihrer Partei.
In der Schweiz ereignete sich 2025 durchschnittlich alle zwei Wochen ein Femizid.
Demo legt den Finger in die Wunde
Die Demonstration machte deutlich, wie dringlich das Thema Gewalt an Frauen die Gesellschaft beschäftigt. Mit ihrem Protestzug setzten die Teilnehmenden ein sichtbares Zeichen gegen die anhaltend hohe Zahl an Femiziden.
Die kommenden 16 Aktionstage sollen den Druck auf Politik und Gesellschaft weiter erhöhen.










