Proteste in Israel gegen Kriegspolitik wachsen an
Proteste in Israel: Hunderttausende gehen gegen die Kriegspläne der Regierung auf die Strasse. Sie fordern ein Kriegsende und die Freilassung der Hamas-Geiseln.

In Israel gibt es seit Sonntag grosse Proteste hunderttausender Menschen gegen die Kriegspläne der Regierung im Gazastreifen. Es ist eine der grössten Solidaritätskundgebungen seit Beginn des Krieges in Gaza im Oktober 2023, wie das «SRF» berichtet.
Die Demonstranten blockierten im ganzen Land mehrere Autobahnen, besonders die Hauptverbindung zwischen Tel Aviv und Jerusalem. Viele Cafés und Restaurants blieben geschlossen, während einige Unternehmen und Kommunen sich dem Streik anschlossen.

Die Proteste richten sich vor allem gegen den militärischen Plan, den Gazastreifen komplett einzunehmen, wie die «dpa» berichtet. Die Demonstranten fordern ein Ende des Krieges sowie die Freilassung der seit fast zwei Jahren von der Hamas festgehaltenen Geiseln.
Proteste in Israel weiten sich aus
Die Proteste waren besonders in den vergangenen Wochen grösser geworden, vor allem aufgrund der humanitären Lage in Gaza. Die Veröffentlichung von Videos einiger Geiseln hat das Bewusstsein verstärkt und viele Menschen wachgerüttelt, erläutert das «SRF».
Die Organisatoren kündigten an, das Land am Sonntag mit Streiks und Blockaden zum Stillstand zu bringen. Über 200'000 Menschen versammelten sich am Abend im Zentrum von Tel Aviv.
Grösster Protest in Israel seit zwei Jahren
Die Demonstranten schwenkten israelische Flaggen und gelbe Fahnen als Zeichen der Solidarität mit den Geiseln. Polizei und Behörden reagierten mit Festnahmen und dem Einsatz von Wasserwerfern, vor allem in Jerusalem.

Gewerkschaften zeigen gemischte Reaktionen, einige unterstützen zwar den Streik nicht, verstehen aber die Forderungen.
Netanjahu verteidigt seine Strategie
Premierminister Benjamin Netanjahu kritisiert die Demonstranten scharf: Er behauptet, die Proteste stärken die Hamas und wirft ihnen vor, auf deren Seite zu stehen.
Trotz des gewachsenen Drucks auf der Strasse zeigt sich Netanjahu bisher unnachgiebig und will den Kurs trotz der Proteste fortsetzen. Das spiegelt sich in seiner Offenheit wider, dass ihm die Demonstrierenden nicht als Wähler gelten, so das «SRF».
Die Regierung bereitet die nächste Phase der Offensive im Gazastreifen weiterhin vor: darunter die Umsiedlung der Zivilisten, wie der «BR» berichtet.