Die Behörden im Libanon gehen nach den verheerenden Explosionen nicht von einem Anschlag aus – US-Präsident Donald Trump hingegen schon.
Donald Trump Explosion Beirut
Donald Trump sagte bei einer PK im Weissen Haus, seine Generäle hätten ihm gesagt, die Explosion deute nicht auf einen Unfall hin. - Keystone/Twitter
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Das Wichtigste in Kürze

  • Bei Explosionen in Beirut kamen mindestens 73 Menschen ums Leben.
  • Die Behörden im Libanon glauben nicht an einen Anschlag oder politischen Hintergrund.
  • Dieser Darstellung widerspricht US-Präsident Donald Trump.

Die verheerende Explosion in der libanesischen Hauptstadt Beirut scheint US-Präsident Donald Trump zufolge, ein Anschlag gewesen zu sein. «Es sieht wie ein furchtbarer Angriff aus», sagte Trump am Dienstag bei einer Pressekonferenz im Weissen Haus.

Auf Nachfrage führte der Präsident aus, seine Generäle hätten ihm gesagt, dass es sich allem Anschein nach nicht um einen Unfall, sondern um einen Angriff gehandelt habe.

«Es war eine Art von Bombe, ja», sagte Trump. Ein Sprecher des US-Verteidigungsministeriums wollte die Äusserungen des Präsidenten auf Anfrage zunächst nicht kommentieren. Konkrete Belege, um seine Aussage zu untermauern, lieferte Trump ebenfalls nicht.

Er nannte aber die Art der Explosion als Begründung. Auch waren seine Formulierungen teils sehr bestimmt, teils aber sehr vage: «Ich habe einige unserer grossartigen Generäle getroffen, und sie schienen das Gefühl zu haben, dass es das (ein Angriff) war», sagte Trump. «Das war, es scheint ihnen zufolge zu sein - und sie wissen es besser als ich - aber sie scheinen zu glauben, dass es ein Angriff war.»

Beamte widersprechen Trump

Laut der Nachrichtenseite CNN widersprachen drei Beamte des US-Verteidigungsministeriums dem US-Präsidenten. Demnach habe es bis am Dienstagabend (Ortszeit) keine Hinweise auf einen Anschlag gegeben. Man wisse nicht, wovon Trump spricht, so die Beamten, die CNN nicht mit Namen erwähnt.

Einer der Beamten wies zudem darauf hin, dass ein Hinweis auf einen Angriff dieser Grössenordnung automatisch zu einer Erhöhung des Schutzes der US-Truppen und Vermögenswerte in der Region geführt hätte.

Detonation wegen Ammoniumnitrat?

Bei der Explosion sind nach libanesischen Angaben mindestens 73 Menschen getötet und rund 3700 verletzt worden. Die Hintergründe der Explosion blieben zunächst unklar. Hinweise auf einen Anschlag oder einen politischen Hintergrund gab es zunächst nicht.

Am Dienstagabend gab es Spekulationen, wonach die Explosion auf eine im Hafen von Beirut gelagerte grosse Menge Ammoniumnitrat zurückzuführen sein könnte.

Die Zersetzung des als Düngemittel eingesetzten Stoffs - der auch zur Herstellung von Sprengsätzen dienen kann - führt bei höheren Temperaturen zu Detonationen.

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Diese Einschätzung teilte auch der libanesische Ministerpräsident Hassan Diab. Es sei «unvertretbar», dass eine Ladung von schätzungsweise 2750 Tonnen der Substanz in einer Halle am Hafen gelagert worden sei, sagte Diab in der Nacht zum Mittwoch dem Präsidialamt zufolge.

Der Stoff sei dort sechs Jahre lang ohne Sicherheitsvorkehrungen gelagert worden.

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