Fans von Donald Trump stürmten das Kapitol wegen des angeblichen Wahlbetrugs der Demokraten. Doch einzelne des Trump-Mob gingen gar nicht wählen.
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Ein Wähler gibt bei den US-Wahlen seine Stimme ab. Einige der Fans von Donald Trump gingen erst gar nicht an die Urne. - Keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Tausende Trump-Fans stürmten am 6. Januar das Kapitol in Washington.
  • Sie sprachen von Wahlbetrug, einzelne von ihnen gingen aber gar nicht wählen.
  • Ein Experte sieht eine bedrohliche Erosion des Vertrauens in die amerikanische Demokratie.

Es ist wohl einer der traurigsten Momente in der Geschichte der amerikanischen Demokratie: Am 6. Januar 2021 stürmten tausende Trump-Fans das Kapitol in Washington D.C. – dem Sinnbild für die älteste Demokratie der Welt.

Ein wütender Mob drang in das Parlamentsgebäude ein und unterbrach die Sitzung von Senat und Repräsentantenhaus für mehrere Stunden. Sieben Menschen starben infolge der Ereignisse – zahlreiche wurden verletzt.

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Trump-Unterstützer versuchen eine Absperrung vor dem Kapitol zu durchbrechen. Die Kongresssitzungen wurden daraufhin unterbrochen. - dpa

Das Ziel der Kapitol-Stürmer war es, die formale Bestätigung des Ergebnisses der Präsidentschaftswahlen zugunsten von Joe Biden zu verhindern. Nach ihrer Ansicht sei die Wahl gestohlen und Donald Trump weiterhin der legitime US-Präsident.

Donald Trump lehnte Bidens Wahlsieg kategorisch ab

Donald Trump hatte sich zuvor kategorisch geweigert, den Wahlsieg von Joe Biden anzuerkennen und stachelte damit den Mob an. Trump und seine Gefolgschaft warfen ihren Gegnern «Wahlbetrug» vor.

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Auf Ex-US-Präsident Donald Trump. Bei The Trump Organization kommt weiterer Gegenwind auf ihn zu. - dpa

Doch nun zeigt sich, einige des Kapitol-Mobs hatten gar nicht versucht, Donald Trump auf demokratische Weise im Amt zu halten. Sie blieben der Wahl am 3. November gänzlich fern.

Einer davon ist Donovan Crowl, wie «CNN» schildert. Der 50-Jährige war Ex-Marine und ist Mitglied einer Miliz. Er hatte vor dem Sturm seiner Mutter erklärt, sie würden «die Regierung übernehmen, wenn sie versuchen, Trump die Präsidentschaft wegzunehmen».

Nun bestätigt eine «CNN»-Quelle, dass der angeklagte Crowl seit 2013 in Ohio als Wähler registriert war. Gewählt habe er aber nie, woraufhin er Ende 2020 von der Wählerliste gestrichen wurde.

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Anhänger von Ex-US-Präsident Donald Trump stürmten am 6. Januar das Kapitol, wo die Abgeordneten den Sieg des gewählten Präsidenten Joe Biden bei der Wahl im November bestätigen sollten. - sda

Ein weiterer ist Jack Griffith. Der 25-Jährige aus Tennessee ging 2016 und 2018 wählen. Bei den Wahlen im November 2020 jedoch nicht.

Mindestens acht aus Trump-Mob gingen nicht wählen

Das sind zwei von mindestens acht der selbsternannten «Patrioten», die sich demnach nicht an der Wahl im November beteiligten. «CNN» hat dafür das Wahlverhalten von über 80 wegen des Sturms auf das Kapitol angeklagten Personen untersucht.

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Ein Mitarbeiter der Kapitolspolizei mit zwei Stürmern im Kapitol. - AFP

Extremismusforscherin Jessica Stern von der Boston Universität sieht dafür eine Reihe von Faktoren. Einerseits könnten sie geglaubt haben, das System sei manipuliert – aus dieser Sicht mache eine Wahl keinen Sinn. Andererseits könnten sie von der Gewalt oder Aufmerksamkeit, die der Kapitol-Sturm mit sich brachte, angezogen worden sein.

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Stern spekuliert, dass wahrscheinlich eine Kombination dieser Gründe diese Leute vom Wählen abhielten. Damit jemand tatsächlich abstimme, müsse man an die «Ethik des Wählens» glauben und als moralische Verpflichtung sehen.

Ideologische Gruppen könnten Wahlbeteiligung reduzieren

Auch Arie Perliger, Experte für Inlandterror an der Universität Massachusetts, zeigt sich nicht überrascht. Vor allem bei Milizmitgliedern wie Crowl sei das Misstrauen gegenüber den Institutionen tief verwurzelt. Doch es zeige auch eine bedrohliche Erosion des Vertrauens in den amerikanischen demokratischen Prozess.

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Wähler in den USA geben ihre Stimme ab. - AFP/Archiv

Es sei gefährlich, wenn bedeutende ideologische Gruppen aufhören würden, sich am demokratischen Prozess zu beteiligen. Es könne bedeuten, dass sie nach anderen Wegen der Beteiligung suchen. Und: «Diese anderen Wege könnten gewalttätiger sein». Darum sollte man besorgt sein, wenn eine «wachsende Zahl von ideologischen Gruppen ihre Beteiligung an der Wahlpolitik reduziert», so Perliger.

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