Donald Trump: Darum punkten Rolex-Chef & Co. – und Bundesrat nicht
Schweizer Wirtschaftsgrössen starten eine Charme-Offensive rund um die Zölle von Donald Trump – offenbar erfolgreich. Der Bundesrat konnte weniger punkten.

Das Wichtigste in Kürze
- Eine Delegation aus sechs Top-Wirtschaftsvertretern reiste letzte Woche nach Washington.
- Ziel des Treffens: Die Senkung des US-Zollsatzes von 39 Prozent.
- Das Treffen scheint erfolgreich gewesen zu sein – die Schweiz stehe kurz vor einem Deal.
- Macht die Wirtschaft so den Bundesrat überflüssig? Zwei Experten ordnen ein.
Die Schweiz zeigt sich von ihrer unternehmerischen Seite: Eine Delegation aus sechs Top-Wirtschaftsvertretern reiste letzte Woche nach Washington – mit einem klaren Ziel: den US-Zollsatz von 39 Prozent zu kippen.
Mit im Gepäck: handfeste Angebote – und Geschenke. US-Präsident Donald Trump erhielt eine Rolex-Uhr und einen Goldbarren mit eingravierter Widmung.
Charme-Offensive scheint gefruchtet zu haben
Offenbar kam die Geste an. Auf seiner Plattform Truth Social lobte Trump die Schweizer: Sie hätten einen guten Job gemacht.
Und tatsächlich, laut der Nachrichtenagentur «Bloomberg» steht die Schweiz im Zollstreit mit den USA kurz vor einem Deal. Eine Einigung könnte schon in den nächsten zwei Wochen fallen. Die Zölle könnten so von 39 auf 15 Prozent sinken.
Zur Delegation gehörten Schwergewichte der Schweizer Wirtschaft: Diego Aponte (MSC), Jean-Frédéric Dufour (Rolex) und Alfred Gantner (Partners Group). Dazu Daniel Jaeggi (Mercuria), Johann Rupert (Richemont) und Marwan Shakarchi (Chef MKS bis 2024).
Bei dem Treffen habe es sich um eine private Initiative gehandelt. Das betont das Departement von Wirtschaftsminister Guy Parmelin gegenüber «Blick».
Der Bundesrat sei jedoch informiert gewesen – und habe bei der Vorbereitung mitgeholfen.
Doch warum konnten die Wirtschaftsführer offenbar besser bei Donald Trump punkten als zuvor der Bundesrat?
Im Ausland unbekannter Bundesrat macht Trump wenig Eindruck
Reinhard Heinisch von der Universität Salzburg erklärt gegenüber Nau.ch: «Im Ausland und in der Trumpschen Welt zählen persönliche Beziehungen oder ideologische Affinität. Nichts davon trifft auf die Schweiz zu.»
Der Schweizer Politik fehle es im Ausland an «Standing»: «Man kennt niemanden der Schweizer Regierung im Ausland.»
Die Schweizer Wirtschaftsbosse hingegen können bei Trump Gehör finden: «Das ist nicht verwunderlich. Denn sie sprechen eine ähnliche Sprache.»

Der Experte ist sich sicher, dass die Schweiz sich entsprechend einstellen wird: «Man wird versuchen, die Karten über Schweizer Wirtschaftskontakte zu spielen. Man muss eben das Klavier und nicht die Musik ändern.»
Rolex-Gschänkli für Donald Trump «wird nicht geschadet haben»
Dass die prunkvolle Rolex und der Goldbarren Eindruck hinterlassen haben, bezweifelt Heinisch nicht: «Geschadet wird es nicht haben.»
Elisa Volpi von der Franklin University in Lugano ist überzeugt: «Die Rolex spielt zweifellos auf Herrn Trumps bekannte Vorliebe für Gold und Inszenierung an. Als Bühnenbild ist das gut gewählt und kann Stimmung und Zugang begünstigen.»
Inhaltlich würden solche Geschenke jedoch selten die Zollpolitik an sich bewegen. Kurz: «Gute Optik, geringer Einfluss.»
Privater Kontakt birgt auch Risiken
Volpi sieht die Mission als Form wirtschaftlicher Diplomatie: «CEOs nutzen ihren Zugang, um die Schweizer Position zu vertreten.»
Doch Zölle seien für Donald Trump primär ein politisch-ideologisches Instrument: «Ein Hebel, um ‹bessere Deals› von Verbündeten zu erzwingen.»
Aber Volpi warnt: «Unkoordinierte Kontakte bergen das Risiko, als Überschreitung der Führungsrolle des Bundesrates in der Aussenwirtschaftspolitik wahrgenommen zu werden.»

Eine Senkung der Zölle auf 15 Prozent hält sie für realistisch – auch, weil für EU-Staaten derselbe Satz gilt.
«Sie sprechen seine transaktionale Sprache»
Dass Donald Trump auf die Schweizer Wirtschaftsgrössen anspringt, ist auch für Volpi logisch: «Weil sie seine transaktionale Sprache sprechen – Zusagen zu US-Arbeitsplätzen, Investitionen und Lieferketten. Und weil ihre Unternehmen eine starke Präsenz in den USA haben.»
Doch die kleine Delegation birgt ein weiteres Risiko: Sie repräsentiert nur einen Ausschnitt der Schweizer Wirtschaft.
Besonders die Pharmaindustrie habe am Tisch gefehlt: «Das erhöht das Risiko sektoraler Deals, die wenigen Branchen nützen, während Kosten auf andere verlagert werden.»
Volpi fordert daher klare Strukturen: «Bern sollte wieder eine einheitliche, mandatierte Verhandlungsführung herstellen und alle wichtigen Sektoren, einschliesslich Pharma, einbinden.»
Die anfängliche Handhabung sei ungewöhnlich gewesen: Man habe das Dossier als «abgeschlossen» betrachtet, nachdem drei Bundesräte unterschrieben hatten. Und führte dann im Juli ein Folgegespräch ohne offizielles Verhandlungsmandat für Karin Keller-Sutter.
«Dieses Vorgehen provozierte gemischte Signale im Inland und in Washington», so Volpi.





















