Wer das Rote Meer nur von oben kennt, ahnt kaum, welche fantastischen Welten es jenseits der Wasseroberfläche gibt. Tauchen ist hier fast ein Ferien-Muss.
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Ein Tourist schwimmt in Scharm El-Scheich durch einen Fischschwarm. - Gehad Hamdy/dpa/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Scharm El-Scheich am Südzipfel der Sinai-Halbinsel in Ägypten ist ein Taucher-Paradies.
  • Im Meeresschutzgebiet am Nationalpark Ras Mohammed ist grosse Artenvielfalt zu Hause.
  • Neben Fischen und Schildkröten gibt es vor allem prächtige Korallen.

Der Steinfisch ruht in 28 Metern Tiefe am Hang, wenig beeindruckt von den Tauchern, die von oben wie Astronauten herabschweben.

Erst als ein Schweizer seine Kamera zieht, regt er sich:

Der Lauerjäger, der dank seiner Tarnung eher an einen Klumpen Korallen erinnert, hebt sich kurz, dreht dann aber seitwärts und kehrt seinen Besuchern den Rücken zu. Sediment rieselt zu Boden.

Fischen und anderen Meerestieren scheinen die vielen Taucher ziemlich egal zu sein, die sich Tag für Tag mit ihrer klobigen Ausrüstung ins Rote Meer plumpsen lassen.

Sharm el-Sheikh
Ausgelegt auf Badeurlauber und Taucher: Sharm el-Sheikh in Ägypten ist bei Touristen beliebt. - dpa

Umso entzückter sind dagegen die Menschen, die hier in Ägypten einen Blick unter Wasser wagen. Bis heute tun sich dort fantastische Welten auf, stille Wälder voll bunter Schwärme, die durch Hunderte Jahre alte Korallen ihre Choreographien ziehen.

Ein Tauchgang hier sei, sagt ein Fotograf, als würde man «in einem Aquarium schwimmen».Der Haupteingang zu diesem «Aquarium» liegt in Scharm El-Scheich, touristisches Zentrum am Südzipfel der Sinai-Halbinsel.

Entwickelt wurde der Badeort schon in den 1980er-Jahren, noch unter Besatzung Israels. Nach deren Truppenabzug trieb Ägypten den Ausbau von Hotels kräftig voran, das Online-Reisebüro Expedia zählt heute rund 450 Unterkünfte.

Nicht wenige liegen neben Tauchshops oder haben eigene Anbieter im Haus. Sie bieten Pakete für Schnorchler, Taucher und solche, die es werden wollen.

Endlich abtauchen ins Unterwasser-Paradies

Die Morgensonne lässt das Meer weiss aufblitzen, als Tauchführer Saif seine Gäste am Hotel einsammelt. Dutzende Tauchboote liegen bereit, sie heissen «Captain Morgan», «Blue Planet», «Hamburg» und «Nemo».

Hier beginnt das Meeresschutzgebiet am Nationalpark Ras Mohammed, den die Arten- und Naturschutzorganisation IUCN als «Ägyptens Unterwasser-Paradies» beschreibt. Es zähle zu den am besten geschützten der Welt.

Das Riff, ein komplexes Ökosystem für unzählige Arten, ist das grösste Afrikas und erstreckt sich über 2000 Kilometer von Ägypten in den Sudan bis nach Eritrea.

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In der Naama Bay in Scharm El-Scheich muss man manchmal gar nicht tief tauchen, um farbenfrohe Gesellschaft zu bekommen. - Gehad Hamdy/dpa/dpa-tmn

Und dann endlich: abtauchen. Erste Züge aus der Druckluftflasche, Rundumblick nach unten, sinken lassen. Salzwasser läuft ins Neopren, wärmt sich auf und umhüllt den Körper.

Die sperrige Ausrüstung, mit der man eben noch ungelenk zum Bootsrand torkelte, verwandelt sich in eine geschmeidige Sommerjacke, die Flossen in Socken mit Antrieb. Schwerelos gleitet man davon.

Unter Muränen und Papageifischen

Bald hat man vier, sieben, dann zwölf Meter Wasser über sich. Clownfische spielen Verstecken. Meterlange Muränen schlängeln sich zwischen Felsen.

Ein pudelgrosser Papageifisch trägt seine Regenbogenfarben lässig am Grund spazieren, später gleitet ein anderthalb Meter langer Napoleon-Lippfisch vorbei, den die IUCN auf ihre Rote Liste gefährdeter Arten gesetzt hat.

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Auch Walhaie schwimmen durch die Gewässer des Nationalparks Ras Mohammed. - Cinzia Osele Bismarck/Ocean Image Bank/The Ocean Agency/dpa-tmn

Die Stars hier unten, so viel ist klar, sind die Fische und Schildkröten. Selbst Delfine, Walhaie und Weissspitzen-Hochseehaie treiben sich hier an guten Tagen rum.

Aber das Schauspiel wird erst komplett in der Kulisse prächtiger Korallen, die nach Worten von Prof. Anders Meibom weltweit inzwischen ihresgleichen suchen.

Der Forscher des Transnational Red Sea Center beschreibt sie sogar als «Hoffnung für die Menschheit», weil sie besonders widerstandsfähig seien in Zeiten des Klimawandels.

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