Vom Badeort Scharm El-Scheich kann man in eines der weltweit am besten geschützten Korallenparadiese abtauchen. Hier möchte man selbst Fisch sein...
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Unterwasserparadies: Bunte Fischschwärme ziehen durch die Korallenwelt vor Scharm El-Scheich und begeistern Taucher. - Renata Romeo/Ocean Image Bank/The Ocean Agency/dpa-tmn
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Das Wichtigste in Kürze

  • Im Badeort Scharm El-Scheich, Ägypten, tauch man buchstäblich in andere Welten ein.
  • Die Korallen hier verfügen über besondere Abwehrkräfte gegen höhere Temperaturen.
  • Damit sind sie nicht nur für Taucher, sondern auch für Klimaforscher interessant.

Auf der ägyptischen Sinai-Halbinsel liegt in Scharm El-Scheich ein echtes Paradies für Taucher, Schnorchler und Klima-Interessierte.

Denn: Neben bunten Fischen und beeindruckenden Unterwasser-Säugetieren liegt hier ein ganz besonderes Korallenriff.

Psychoaktive Schwämme und versteinerte Gehirne

«Die Karibik ist mehr oder weniger ausgerottet», sagt Prof. Anders Meibom, Forscher des Transnational Red Sea Center, über die dortigen Korallen.

Auch um die Malediven im Indischen Ozean stehe es «sehr schlecht». Das Korallendreieck um Indonesien und dessen Nachbarn sei ebenfalls «enorm unter Druck durch Verschmutzung und Abwasser».

Die Erwärmung der Meere beschleunigt das Ausbleichen und macht auch an Australiens berühmtem Great Barrier Reef nicht Halt.

Rotes Meer transparent Wasser Frau Steine Ufer
Die Lage am Roten Meer lockt viele Touristen nach Scharm el Scheich. - Gehad Hamdy/dpa/dpa-tmn

Auch im Golf von Akaba, eine Art Neben-Badewanne des Roten Meeres mit Scharm El-Scheich am Stöpsel, stehen Korallen unter Stress.

Doch hier verfügen sie über besondere Abwehrkräfte gegen höhere Temperaturen. Der Grund dafür war wohl die letzte Eiszeit vor rund 18'000 Jahren, nach deren Ende sich die Korallen langsam hierher verbreiteten.

Weil auf ihrem Weg Gebiete mit höheren Temperaturen lagen, überlebten die sehr hitzebeständigen Exemplare.

Steinkoralle Taucher Unterwasser Meer
Die Steinkorallen im Meer rund um Scharm El-Scheich gelten als besonders widerstandsfähig. - Cinzia Osele Bismarck/Ocean Image Bank/The Ocean Agency/dpa-tmn

«Diese Art von Widerstandsfähigkeit gegen Erwärmung existiert nirgendwo sonst», erklärt Meibom, der vor einigen Monaten mit einem Team im Golf von Akaba unterwegs war.

Die faszinierenden Gebilde wirken wahlweise wie leuchtende Sträucher, Blumenwiesen, Brokkoli-Felder, psychoaktive Schwämme und versteinerte Gehirne. Einige entstanden vor mehr als 50 Millionen Jahren.

Putziger und schädlicher Pauschaltourismus

Man mag kaum glauben, dass sich dieses uralte Unterwasserwachstum betrachten lässt, indem man einfach in einer Badehose zum Steg spaziert. Ist aber so.

In Scharm El-Scheich und weiter nördlich in Dahab und Nuwaiba lässt sich das Schnorchel- und Taucherlebnis vom Ufer aus buchstäblich zu Fuss beginnen.

Selbst der manchmal abschreckende Pauschaltourismus kommt neben dieser Szenerie irgendwie niedlich daher.

Riff Korallen Fische Taucher Meer
Choreografie in leuchtendem Orange: Fahnenbarsche tummeln sich am Riff. - Renata Romeo/Ocean Image Bank/The Ocean Agency/dpa-tmn

Von unten aus dem Wasser betrachtet wirkt am Hotel-Riff auch der Feriengast putzig, dem die blaue Badehose gemütlich überm Bauch hängt und der langsam strampelnd mit seinen Mitschwimmern plaudert.

Schweren Schaden hinterlassen hat der Tourismus natürlich auch hier. Zusammen mit der Belastung durch Öl und Schwermetall sowie der Bebauung von Küsten zähle der Tourismus für Korallen zu den grössten Stressfaktoren, sagt Jessica Bellworthy.

Sie forscht am Labor für Korallen-Biomineralisation und -Physiologie an der israelischen Haifa-Universität.

«Wenn wir den örtlichen Schaden an unseren Korallenriffen nicht begrenzen können, und zwar schnell, wird deren herausragende Hitzebeständigkeit keine Rolle spielen», sagt Bellworthy.

Berge, gemalt mit Weichzeichner

Bei solch düsteren Bildern wünscht man sich, alle Badeorte wären so ursprünglich geblieben wie Nuwaiba weiter im Norden mit seinen Strohhütten-Camps.

Ein Ort, an dem Besuchern warme Wüstenluft ins Gesicht bläst. An dem die Pastellfarben der Bergkette alle paar Stunden zwischen Braungrau und Beige wechseln, je nachdem, wie die Sonne steht.

Anemone Fisch Clownfisch Korallen Unterwasser
Ein Clownfisch versteckt sich in einer Anemone. - Cinzia Osele Bismarck/Ocean Image Bank/The Ocean Agency/dpa-tmn

Das Gebirge sieht abends aus wie mit Weichzeichner in den diesigen Horizont gemalt.

Spätestens beim dritten Tauchgang ist man hier überzeugt, Alltag und Gefühlswelt der Meeresbewohner verstanden zu haben.

Halten sich die gelb und schwarz gestreiften Rotmeer-Wimpelfische nicht deshalb immer in Paaren auf, weil sie etwas Wichtiges besprechen müssen?

Schmunzelt der Papageifisch nicht vor allem, weil er einen guten Witz, den er gerade hörte, gleich seinen Kumpels erzählen will? Man will hier unten bleiben, ein Stück seines Lebens ein Fisch sein.

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