Coronavirus: Wie wichtig sind die Fallzahlen noch?

Die Fallzahlen des Coronavirus galten lange als Mass der Dinge für Massnahmen-Entscheide. Doch mit Omikron habe sich dies definitiv geändert, sagen Experten.

Zürcher stehen beim Triemli-Spital für einen Corona-Test an. Die Fallzahlen des Coronavirus steigen wegen Omikron in neue Höhen. - keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Die Corona-Fallzahlen werden täglich vom BAG publiziert.
  • Trotz neuen Rekord-Höhen werden die Massnahmen bis anhin nicht verschärft.
  • Ein Grund: Die Fallzahlen sind nicht mehr so aussagekräftig wie zu Beginn der Pandemie.

Die Corona-Fallzahlen in der Schweiz schiessen nach den Feiertagen in neue Höhen. An Silvester diskutierte der Bundesrat in einer kurzfristig einberufenen Telefonkonferenz über die Situation in der Schweiz. Und entschied am Ende, weiterhin auf die bestehenden Massnahmen zu setzen.

Einige mögen sich deshalb verwundert fragen, wie viel die Fallzahlen des Coronavirus überhaupt noch über das Infektionsgeschehen aussagen.

Coronavirus: Fallzahlen nur bedingt hilfreich

Die Antwort ist: Weniger als noch zu Beginn der Pandemie. Viele Experten, darunter etwa US-Immunologe Anthony Fauci oder sein Amtskollege aus Kanada, Robert Strang, sind der Meinung, dass Fallzahlen nur noch bedingt hilfreich sind.

Anthony Fauci, US-Virologe und Experte des Coronavirus, am 27. Dezember im Weissen Haus. - keystone

Fauci erklärte kürzlich gegenüber dem US-Sender «ABC»: «Je weiter man fortschreitet und je weniger schwerwiegend die Infektionen sind, desto wichtiger ist es, sich auf die Spitalaufenthalte zu konzentrieren und nicht auf die Gesamtzahl der Fälle.»

Denn: Die Omikron-Variante gilt zwar als ansteckender, doch sie verläuft häufiger mild. Die Spitaleinweisungen steigen nicht im gleichen Mass, auch die Zahl der Todesfälle steigt nicht an. Dies sagt zum Beispiel der britische Medizinprofessor Sir John Bell von der Universität Oxford. «Omikron scheint weniger schwerwiegend zu sein», so Bell gegenüber «BBC Radio 4».

Coronavirus: Hospitalisationen wichtiger Indikator

Auch in der Schweiz fand zwar ein Umdenken statt. Der Bundesrat hatte im Sommer entschieden, die Massnahmen insbesondere auf die Entwicklung der Hospitalisationen und die Auslastung der Intensivstationen auszurichten.

Eine Person lässt sich gegen das Coronavirus impfen. - keystone

Trotzdem weist das BAG die Fallzahlen täglich prominent aus. Warum eigentlich?

Die Anzahl der Fälle könne nicht vollständig von der Entwicklung in den Spitälern abgekoppelt werden, schreibt das BAG dazu auf Anfrage. «Dies insbesondere auch deswegen, weil es in der Schweiz noch immer viele Personen gibt, die keinen Immunschutz aufweisen.»

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Sprich: Solange nicht mehr Personen geimpft oder genesen sind, bleiben die Fallzahlen für das Bundesamt für Gesundheit ein relevanter Indikator.