Wawrinka

Stan Wawrinka war der Star, den wir nie verdient haben

Ronny Reisch
Ronny Reisch

Lausanne,

Stan Wawrinka beendet 2026 seine Karriere. Für seine Erfolge wurde er in der Schweiz zu wenig gewürdigt – Roger Federer stand ihm vor der Sonne. Ein Kommentar.

Roger Federer Stan Wawrinka
Roger Federer war aus Schweizer Sicht stets im Fokus, Stan Wawrinka rückte trotz grosser Erfolge (zu) oft in den Hintergrund. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Stan Wawrinka beendet im nächsten Jahr seine Tennis-Karriere.
  • Der 40-Jährige holte Olympia-Gold, drei Grand-Slam-Titel und gewann den Davis-Cup.
  • Trotzdem war der Schweizer Blick auf Roger Federer gerichtet – Wawrinka blieb im Schatten.

Ein letztes Hurra für Stan Wawrinka. Der Schweizer Tennis-Star wird seine Karriere 2026 beenden. Via Social Media schreibt er: «Ich freue mich, noch ein letztes Mal vor euch zu spielen.»

Stan Wawrinka
In seinem Abschiedspost teilt Wawrinka auch ein Bild aus seiner Kindheit. - Instagram / @stanwawrinka85

Und diesmal sollten wir auch wirklich hinschauen, das sind wir ihm schuldig. Denn: Stan Wawrinka hat hierzulande viel zu wenig Aufmerksamkeit bekommen. Zu lang war der Schatten, den der grosse Roger Federer warf.

Als Wawrinka als erst vierter Schweizer in die Top 10 der Welt vorstiess, war das höchstens eine Randnotiz. Alle Augen waren auf unseren Wunder-Federer gerichtet, die Wawrinka-Leistungen wurden höchstens am Rande des Sichtfelds wahrgenommen.

Plötzlich wurde Wawrinka Grand-Slam-Champion

Doch der unerbittliche Arbeiter wurde immer besser. Spätestens 2014 brachte er die Schweizer Tennisfans dazu, den Blick kurzzeitig von Fedi abzuwenden und den Kopf zu drehen. Mit einem Grand-Slam-Sieg!

Im Viertelfinal der Australian Open stoppte Wawrinka Novak Djokovic – der das Turnier zuvor dreimal in Folge gewonnen hatte. In seinem ersten Major-Final bezwang er Angstgegner Rafael Nadal – nach zuvor zwölf Niederlagen – zum ersten Mal.

Stan Wawrinka
2014 wurde Stan Wawrinka in Melbourne zum Grand-Slam-Sieger. In den Folgejahren gewann er auch in Paris und New York. - Keystone

Im Jahr darauf folgte der Sieg an den French Open. Den zu diesem Zeitpunkt eigentlich unantastbaren Djokovic fegte er im Final mit einer unglaublichen Leistung vom Platz. 2016 folgte der US-Open-Titel: wieder ein Viersatz-Finalsieg gegen den Serben.

Wawrinka trotzte Big 3 – Schweiz feierte Federer

In der wohl besten Tennis-Ära aller Zeiten schnappte Wawrinka den «Big 3» drei Grand-Slam-Titel weg. In einer Zeit mit Djokovic, Nadal, Federer und Murray erreichte er die Nummer 3 der Weltrangliste.

Novak Djokovic
Besonders Grand-Slam-Rekordsieger Novak Djokovic erlitt gegen Stan Wawrinka viele schmerzhafte Pleiten. - Keystone

Trotz all dieser Erfolge: Die Schweiz schaute in erster Linie Federer zu. Er war «Everybody's Darling» und setzte neue Massstäbe. «King Roger» stand dem Romand vor der Sonne – Wawrinka blieb der Platz im Schatten.

Glaubst du, dass Stan Wawrinka während seiner Karriere zu wenig Anerkennung bekam?

Dabei wäre Federers Karriere ohne Kumpel Stan unvollständig geblieben. Seine einzige Olympia-Goldmedaille holte er 2008 im Doppel mit Wawrinka. 2014 führten die beiden die Schweiz dann zum ersten Davis-Cup-Triumph!

Roger Federer Stan Wawrinka
Nicht nur bei ihrem legendären Olympia-Jubel zeigten Roger Federer und Stan Wawrinka, wie gut sie sich untereinander verstehen. - Keystone

Roger Federer wurde (zu Recht) für seine Erfolge gefeiert. Stan Wawrinka aber war der Star, den wir nicht verdient haben. Umso mehr hat er für seinen Schlussakt 2026 jetzt aber unseren Support und unsere ungeteilte Aufmerksamkeit verdient.

Ronny Reisch
Ronny Reisch ist bei Nau.ch Sport-Redaktor und Tennis-Experte. - Nau.ch

Kommentare

User #1393 (nicht angemeldet)

Wawrinka verbaut zumindest den Menschen am Genfersee weder Durchgang noch Aussicht durch den Bau überdimensionierter Bootshäuser.

User #1393 (nicht angemeldet)

Wawrinka ist der menschlich bessere Federer. Wäre er Teilhaber einer Schuhfirma, würden die Mitarbeiter/-innen in der Produktion gerade in Schwellenländern fair entschädigt.

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