Anders als in anderen Sportarten lässt sich eSports im Motorsport gut auf die reale Welt umlegen. Formel 1 und Co. machen sich das in der Corona-Krise zunutze.
eSports Formel 1 Coronavirus
Während der Corona-Krise setzt die Formel 1 wie viele andere Rennserien auf eSports. - Codemasters / F1 2019
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Das Wichtigste in Kürze

  • Die Formel 1 weicht während der Corona-Krise auf die virtuelle Rennstrecke aus.
  • Das digitale Bahrain-Rennen mit zahlreichen Stars hatte Hunderttausende Zuseher.
  • Auch andere Motorsport-Serien nutzen eSports als Alternative in der Zwangspause.

Gut 200'000 Live-Zuseher hatte die Formel 1 bei ihrem ersten virtuellen Grand Prix allein auf Youtube. Hinzu kamen Übertragungen in zahlreichen nationalen TV-Sendern, etwa auf Sky F1. Sportlich war das Rennen mit Teilnehmern wie Real-Madrid-Torhüter Thibaut Courtois und Golfer Ian Poulter wenig ernsthaft. Aber die Königsklasse zeigt, wie der Motorsport in der Corona-Krise in Sachen eSports umdenkt.

Bisher hat die Formel 1 ihren virtuellen Ableger eher stiefmütterlich behandelt. Erst seit dem Jahr 2017 gibt es eine offizielle eSports-Serie zur Weltmeisterschaft. Aber erst mit dem Coronavirus bedingten völligen Stillstand der echten Formel 1 gewinnt die virtuelle Version an Relevanz. Das liegt auch daran, dass Rennfahrer wie Nico Hülkenberg, Nicholas Latifi oder Sonntagssieger Guanyu Zhou mit dabei sind.

Der Start zum Bahrain #VirtualGP der Formel 1 war chaotisch.

Aber auch abseits der Formel 1 profitiert der virtuelle Motorsport, das Simracing, massiv von der Corona-Krise. Die Nürburgring-Langstreckenmeisterschaft trug am Samstag ein Vier-Stunden-Rennen auf der digitalen Nordschleife aus. Die nordamerikanische IMSA-Meisterschaft gastierte virtuell in Sebring. Die echten Rennen waren jeweils dem Coronavirus zum Opfer gefallen.

Ernster als die Formel 1

Anders als das Formel-1-Invitational waren die beiden letztgenannten Events durchaus professionell besetzt. Den Sieg in Sebring trug mit Bruno Spengler ein Motorsport-Veteran und ehemaliger DTM-Champion davon. Auf dem Nürburgring siegte das eSports-Team Redline, für das auch Formel-1-GP-Sieger Max Verstappen gelegentlich startet.

Team Redline gewinnt die Vier Stunden auf dem Nürburgring.

Der digitale Motorsport profitiert von zwei Faktoren: Zum einen sind zahlreiche Top-Fahrer in ihrer Freizeit gern virtuell unterwegs. McLaren-Pilot Lando Norris etwa meldet sich regelmässig auf dem Livestream-Dienst Twitch. Der Brite hat dort fast 300'000 Follower und fährt gelegentlich Rennen mit – oder gegen – Max Verstappen.

Lando Norris dreht Max Verstappen bei einem iRacing-Rennen in Daytona in die Mauer.

Zum anderen lässt sich virtueller Motorsport – anders als die meisten anderen Sportarten – gut auf das reale Pendant umlegen. In den letzten Jahren schafften einige Simracer den Sprung zum echten Motorsport. Andere, wie eben Verstappen und Norris, nutzen die Simulatoren zu Hause in der Freizeit zum Training.

Ein weiterer Vorteil ist, dass Simracing auch für die Fans greifbar ist. Eine Jahresmitgliedschaft beim Klassenprimus iRacing kostet aktuell nur rund 55 Franken. Günstige Heim-Simulatoren sind um ein paar hundert Franken zusammengestellt. Das ist nicht für jedermann, aber zumindest für viele Fans durchaus leistbar.

Lückenfüller während der Corona-Pause

Der globale Motorsport liegt angesichts der Corona-Krise wohl noch für Monate auf Eis. Die Formel 1 wird frühestens Mitte Juni auf die Rennstrecke zurückkehren. Bis dahin sind Ersatz-Events wie jenes für den Bahrain-GP geplant. Auch die anderen Serien, insbesondere Langstrecken-Meisterschaften, setzen weiterhin auf eSports.

Übrigens: Auch auf zwei Rädern ist offensichtlich ein Ersatz für den ausgefallenen MotoGP-Saisonstart geplant. Aprilia-Pilot Aleix Espargaro liess etwas in diese Richtung auf Twitter anklingen.

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