Insider: Donald Trump empfand Keller-Sutter als «oberlehrerhaft»
Kurz vor dem Zollhammer telefonierte Karin Keller-Sutter noch mit Donald Trump. Nun kommen Details zum Telefonat ans Licht.

Das Wichtigste in Kürze
- Trump verhängte 39 Prozent Strafzölle nach einem Telefonat mit Keller-Sutter.
- Keller-Sutter erklärt das Handelsdefizit und Trump fühlte sich belehrt.
- Die Schweiz steht nach dem Zollhammer weiter unter Schock.
Beim Versuch, ein Handelsabkommen mit den USA in letzter Minute zu retten, stiess Karin Keller-Sutter bei Donald Trump auf Granit. Das Resultat: 39 Prozent Strafzölle für die Schweiz.
Kurz vor Ablauf der Frist telefonierte die Bundespräsidentin mit dem US-Präsidenten. Nun kommen neue Details ans Licht.
Laut der «Sonntagszeitung» hatte Keller-Sutter kein neues Angebot und auch kein offizielles Mandat des Gesamtbundesrates. Trotzdem rief sie Trump am 31. Juli persönlich an. Ein Telefonat, das über 30 Minuten dauerte und laut US-Kreisen fast eskalierte.
Trump habe sich «oberlehrerhaft» belehrt gefühlt, heisst es aus seinem Umfeld. Die Bundespräsidentin versuchte dem US-Präsidenten zu erklären, wie das Handelsdefizit zustande komme. Doch Trump wurde zunehmend ungehalten.
Am Ende soll ein SMS aus Trumps Entourage an SECO-Chefin Helene Budliger Artieda gewarnt haben. Die Botschaft: Das Gespräch soll umgehend beendet werden – sonst werde alles noch schlimmer.
Donald Trump fühlte sich gekränkt
Laut «Bloomberg» fühlte sich Trump persönlich gekränkt. Als Keller-Sutter sich weigerte, bedeutende Zugeständnisse bei Handelshemmnissen zu machen, habe sich Trump brüskiert gefühlt. Daraufhin habe er sich kurzerhand für Strafzölle in Höhe von 39 Prozent entschieden. Offenbar mehr oder weniger willkürlich.
Eine Quelle aus dem Umfeld Keller-Sutters widerspricht gegenüber dem «SonntagsBlick» der Eskalations-Schilderung. Das Gespräch sei nicht eskaliert. Dennoch habe Keller-Sutter rasch gespürt, dass es da nichts zu gewinnen gebe.
Der Präsident habe keinen Zweifel daran gelassen, dass ein Zollsatz von 10 Prozent für ihn nicht reiche. Laut dem Insider stand die Bundespräsidentin stand vor vollendeten Tatsachen.
Monatelang hatte Keller-Sutter den Draht zu Trump gesucht. Nach dem ersten Telefonat im April wurde sie gelobt, sie habe «den Zugang zu Trump gefunden».
Bundesrat will weiter mit Donald Trump verhandeln
Donald Trump präsentierte bereits im April eine Zollforderung von 31 Prozent präsentierte. Mit einem Pappschild an seinem sogenannten «Liberation Day».

In der Folge verhandelten SECO und Keller-Sutters Team monatelang an einem Deal mit 10-Prozent-Zoll. Doch Trumps Unterschrift kam nie – und nun gibt es für die Schweiz sogar 39 statt 31 Prozent Zölle.
Am Montag soll der Bundesrat in einer virtuellen Sondersitzung beraten, wie es weitergeht. Eine SECO-Taskforce arbeitet bereits unter Hochdruck an Optionen. Diskutiert werden auch unbequeme Themen: etwa die OECD-Mindeststeuer, der Goldhandel oder pharmazeutische Exporte.
Ausland erstaunt über Zollhammer für Schweiz
Auch im Ausland ist der überraschend hohe Zollsatz gegen die Schweiz Thema. Zahlreiche Zeitungen berichten darüber.
Die BBC schreibt, die Schweiz habe «bis zur letzten Minute» auf einen Deal gehofft. Doch die Hoffnung löste sich nach einem letzten Telefonat mit Donald Trump in Luft auf.
Das Hauptproblem des US-Präsidenten sei, dass die Schweiz den USA mehr verkauft, als sie abkauft.
«Aber die bittere Realität ist, dass die Schweizer Dinge produzieren, welche die USA brauchen, aber nicht herstellen. Darunter vor allem bestimmte Werkzeugmaschinen und Medikamente», heisst es in dem Bericht.
«Übertrifft schlimmste Befürchtungen: Schweiz nach Zoll-Hammer unter Schock», titelt der deutsche «Focus».
Das Nachrichtenunternehmen «Politico» schreibt: «Washington setzt noch eins drauf, indem es himmelhohe Zölle verhängt – und dann der Alpenrepublik zu ihrem Nationalfeiertag gratuliert.»