Wenn YB und Lugano aufeinandertreffen, geht's oft drunter und drüber – mit viel Wind, Schnee, merkwürdigen Schiris und zwei Stadionabbrüchen.
YB Lugano
YB gegen Lugano: Wer jubelt am Sonntag nach dem Cup-Final? - keystone
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Das Wichtigste in Kürze

  • Vor dem Cup-Final YB-Lugano vom Sonntag macht Nau.ch eine historische Rückblende.
  • Bei den Partien zwischen YB und Lugano ging es oft drunter und drüber.
  • Zum Beispiel mit Wetterkapriolen, Schiri-Skandalen und dem dümmsten Corner aller Zeiten.

Am Sonntag stehen sich um 14 Uhr Meister YB und Titelverteidiger FC Lugano im Cup-Final gegenüber. Die Begegnung zwischen den beiden Clubs in den letzten 90 Jahren immer wieder für Drama gesorgt.

Nau.ch hat einige denkwürdige Begegnungen zusammenstellt.

Wer gewinnt den Cup-Final?

1933: Viel Wind und ein Racheakt

Oktober 1933: erstes Spiel zwischen YB und Lugano in der neugegründeten Nationalliga A. Ein böiger Wind im Wankdorf lässt «Hochbälle wie Raketen steigen», wie der «Bund» schreibt*.

Lugano
Nationalspieler Aldo Poretti (3.v.r.) trifft 1933 gegen YB (Archivbild). - keystone

Kurz nach der Pause schiebt Nati-Spieler Aldo Poretti gegen den «festgenagelten» YB-Hüter ein. Zur Strafe wird er bös gelegt. Er ist «zuerst etwas sturm, spielt dann aber unverletzt weiter». Per Penalty schaffen die Gelbschwarzen den Ausgleich und bleiben Leader.

1935: Nervöser Schiri

Fünf Zentimeter Schnee («die Angreifer kommen nicht rasch genug vorwärts») und ein schwacher Schiri sind diesmal die Begleitumstände beim 4:0-Heimsieg der Young Boys. «Der Schiedsrichter ist sehr nervös und gibt diverse Fehlentscheide, die von Publikum und Spielern nicht freundlich aufgenommen werden.»

1941/42: Nebel und Sägemehl

Meister Lugano und 14‘000 Zuschauer empfangen YB im Tessin – bei «typischem Londoner Nebel» und mit einem «reichlich mit Sägemehl ausgebesserten Spielfeld». Die Partie endet 1:1. Im Rückspiel 1942 gewinnen die Luganesi erstmals auf Berner Boden. «Auf echt südländische Art» und «wie der Wirbelwind sausen sie über das Feld und feuern aus allen Rohren». Sie drehen einen 0:2-Rückstand in einen 3:2-Sieg, «wobei sich leider auch kleine Gehässigkeiten einschleichen».

1951: Stadionabbruch 1

Im Saisonschlussspiel im Juni 1951 siegt Aufsteiger YB zuhause 2:1 und überholt Lugano in der Tabelle (Rang 7). Danach wird die alte Tribüne des ersten Wankdorfstadions von 1925 abgebrochen – für das WM-Stadion 1954. In der NLA spielten damals vier Tessiner Clubs: Lugano Bellinzona, Vizemeister Chiasso und Locarno.

Wankdorf
Das alte Wankdorf (hier beim Cup-Final zwischen Locarno und La Chaux-de-Fonds) wird ab 1951 für die WM 1954 umgebaut. - keystone

1956: Sing (39) muss ran

Oktober 1956: YB hat die ersten sechs Saisonspiele gewonnen, zwei davon mit 5:1. Nun kommt ein weiterer 5:1-Sieg gegen Lugano hinzu – es ist der Start zur Meister-Serie 1957 bis 1960.

YB
YB-Meistertrainer Albert Sing (†91). - keystone

Dabei sah es vor dem Spiel schlecht aus: Wegen Militärabsenzen muss Trainer Albert Sing, damals 39, im Sturm aushelfen. Er führt die Berner zusammen mit Geni Meier zu ungefährdeten zwei Punkten, die es damals für einen Sieg gab.

1958: «Ueli der Knecht» trifft

Hoher Schnee und viel Wind behindern drei Tage vor Weihnachten den Spielfluss. Luganos Hannes Schmidhauser, besser bekannt als Schauspieler («Ueli der Knecht»), trifft mit einem 30-Meter-Freistoss. Dank einer klassischen YB-Viertelstunde (Minute 87 und 90) drehen die Berner das Spiel: 3:1.

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Hannes Schmidhauser (oben) war nicht nur Schauspieler sondern auch Fussballer. - keystone

1964: Beinbruch im Schnee

Und wieder ist Dezember und wieder hat es viel Schnee. In der Nacht vor dem Spiel werden 20 Zentimeter weggeräumt, damit der Cup-Achtelfinal stattfinden kann. YB-Stürmerstar Geni Meier ist verletzt. Dafür können die zahlreichen Zuschauer den neu verpflichteten Holländer Bert Theunissen (später YB-Trainer) bewundern.

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Bert Theunissen (rechts) im Einsatz für YB. - bscyb.ch

Er trifft per Kopf und führt YB zum 2:1-Sieg. Überschattet wird der Cup-Match vom Beinbruch des Lugano-Spielers Rodolfo Rezzonico. Im «Bund»-Spielbericht heisst es: «Wir wünschen dem Tessiner recht baldige und vollständige Genesung.»

1970: Tor per Bodycheck

Zu einem Schiri-Skandal kommt es beim Meisterschaftsspiel YB-Lugano im Oktober 1970. Schiedsrichter Marcel Schneuwly aus Fribourg verliert in der Schlussphase beim Stand von 2:2 die Kontrolle: Er toleriert eine Tätlichkeit des Lugano-Internationalen Rolf Blättler. Dieser schiesst kurz darauf in der 87. Minute den Führungstreffer. Das Publikum ist empört.

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Lugano-Goalie Prosperi steht 1970 gegen YB im Mittelpunkt. (Archivbild). - keystone

Jetzt hat YB etwas zu gut: Als Mittelstürmer Walter Müller in der letzten Minute Luganos Goalie-Legende Mario Prosperi mitsamt Ball ins Tor checkt, wertet dies Schneuwly als 3:3-Ausgleich. Der «Bund» schreibt, Schneuwly habe «das Endergebnis verfälscht», der Treffer Müller sei «fraglos unkorrekt» gewesen.

1993: Verwirrter SRF-Reporter beim Penaltyschiessen

Achtelfinal im Wankdorf: In der Verlängerung schiesst YB-Stürmer Mini Jakobsen den 1:1-Ausgleich, rennt über das ganze Feld und macht in der eigenen Platzhälfte einen Salto. Das Penaltyschiessen geht dann allerdings mit 4:5 verloren. «Ausgerechnet Captain Martin Weber war es, der den zehnten Elfmeterball in Richtung Papiermühlestrasse jagte.» Glück für Weber: Der SRF-Reporter, der beim Penaltyschiessen plötzlich live zugeschaltet wird, verwechselt die Mannschaften.

1998: Aufstieg und Prügel

Mit einem 2:1-Sieg steigt YB im letzten Spiel der Auf-/Abstiegsrunde im Cornaredo auf. Hinter der Haupttribüne verprügeln sich die militanten Fans. Die jahrelange Feindschaft stammte aus dem Eishockey.

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1998 feiert der Berner Anhang in Lugano. - keystone

Vier junge Berner supporten auf der Tribüne lautstark die Young Boys und riskieren, von den Zuschauern verprügelt zu werden. Nach ein paar Drohungen werden sie leiser. Gefeiert wird der Aufstieg dann im Stau auf der Autobahn mit einer Polonaise.

2001: Stadionabbruch 2

7. Juli 2001: Erstes NLA-Spiel von YB nach einem weiteren Aufstieg. Und das letzte im alten Wankdorf. Denn wieder wird das Stadion nach einem Lugano-Spiel abgebrochen, siehe 1951. Kugelstösser Werner Günthör kommt nach dem Abpfiff mit der ganz grossen Schaufel aufs Feld und startet den Abriss. Letzter YB-Torschütze beim 1:1 ist Reto Burri.

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2001 wird gegen den FC Lugano das Stadion Wankdorf verabschiedet. - keystone

2006: Varela kann auch Tore

Viertelfinal in Lugano auf vereistem Terrain. Carlos Varela holt nicht nur die obligate Gelbe Karte, sondern schiesst YB mit zwei Toren innert sieben Minuten in den Halbfinal.

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Carlos Varela (3.v.l.) wird für seinen Doppelpack gefeiert. - keystone

2019: Dümmster Corner aller Zeiten

Lugano drückt in letzter Minute auf den Sieg und wirft beim Corner alles nach vorne. Der Ball wird abgewehrt, YB kontert in eklatanter Überzahl und Jean-Pierre Nsame trifft zum Sieg.

Ab 3.50 wird Lugano nach einem Eckball ausgekontert.

2021: 3:0-Sieg vor viertem Titel

April 2021: YB könnte nach einer weiteren Corona-Saison den vierten Titel holen, sieben Runden vor Schluss. Als der Mannschaftscar losfährt, feiern die Fans auf der Strecke zwischen Hotel Ambassador und Stadion. Nsame schiesst im leeren Wankdorf alle drei Tore zum 3:0.

2021: YB-Out mit Ersatz-Goalie

Oktober 2021: Achtelfinal im Cornaredo. Goalie David von Ballmoos muss nach gehaltenem Penalty mit schwerer Schulterverletzung vom Platz. Sein Ersatz-Ersatz Abdullah Laidani, damals 18, wird bei Luganos Siegestreffer auf Höhe der Mittellinie überlaufen.

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2021 muss Nachwuchs-Goalie Laidani ran (rechts), er kann das Aus von YB aber nicht verhindern. - keystone

*Alle alten Zitate stammen aus dem Online-Archiv des «Bund» (e-newspaperarchives.ch).

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