Im Interview mit Nau.ch spricht National League CEO Denis Vaucher über die bisherige Saison, die TV-Verträge und die Ausländerfrage.
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Denis Vaucher, CEO der National League AG. - Keystone

Das Wichtigste in Kürze

  • Bald ist die Hälfte der Regular Season gespielt, Nau hat mit Liga-CEO Vaucher gesprochen.
  • Mit dem Start der Saison ist er sehr zufrieden, die Liga sei ausgeglichen und spannend.
  • Den Entscheid, die Anzahl Ausländer zu erhöhen, findet der Berner richtig.
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Nau.ch: In der neuen Saison ist bald die Hälfte der Regular Season gespielt, Ihr Zwischenfazit?

Denis Vaucher: Die Liga ist gut gestartet und bietet spannende Unterhaltung. Einmal mehr ist die Liga sehr ausgeglichen, und jeder kann jeden schlagen.

Nau.ch: Das wirkt sich auch positiv auf die Zuschauerzahlen aus …

Denis Vaucher: Ja, wir sind froh, dass die Zuschauer so zahlreich in die Stadien strömen. Fast 6900 im Schnitt über alle bisherigen Spiele und Clubs. Die National League funktioniert gut.

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Fans des SCB in der ausverkauften Postfinance-Arena in der National League. - Keystone

Nau.ch: Und sportlich? Wer überrascht Sie am meisten?

Denis Vaucher: Ajoie ist stabiler geworden, das ist sicher erwähnenswert. Dass die ZSC Lions, Zug und Fribourg stark sind, ist wenig überraschend. Darum sage ich Ambri, das aktuell auf Platz vier steht. Die Mannschaft spielt attraktiv, setzt viele junge Spieler ein, und das Stadion ist zu 95 Prozent ausgelastet.

Nau.ch: Apropos Fans. Auch das kritisierte «Spiel der Woche» am Sonntagabend ist beliebt?

Denis Vaucher: Wir sind mit den Zahlen am TV zufrieden. Und es stimmt, gewisse Fans haben teilweise keine Freude, doch es sind trotzdem jeweils viele im Stadion.

Man braucht ein bisschen Geduld, bis die Neuerungen akzeptiert werden. Gleichzeitig spielt jeder Club an nur einem einzigen Sonntag um 20 Uhr zu Hause. Wir analysieren die Situation laufend, werden Ende Saison Bilanz ziehen und uns über allfällige Anpassungen Gedanken machen.

Nau.ch: Es gab auch immer wieder Kritik an den TV-Verträgen, insbesondere, dass auf SRF kein Liga-Eishockey mehr zu sehen ist.

Denis Vaucher: Der Entscheid wurde getroffen, die Gesamtrechte liegen bei Sunrise, und dann gibt’s Abmachungen mit den Partnern im Free-TV. Wir hätten gerne mit der SRG gearbeitet, aber es hat einfach nicht gepasst.

Nationale League Ajoie
Die Spieler von Ajoie jubeln. - keystone

Nau.ch: Sie sind schon in der achten Saison als CEO der National League tätig …

Dennis Vaucher: Ich glaube, dass wir in dieser Zeit die National League stetig weiterentwickeln konnten. Kommerziell und sportlich. Corona war eine ganz schwierige Zeit, und der Bund hat uns glücklicherweise unterstützt.

Gewisse Reformen sind uns gelungen. Zum Beispiel war der Entscheid richtig, dass es während Corona keine Absteiger gab. Auch dass wir die Liga auf 14 Mannschaften aufgestockt haben, war meiner Meinung nach richtig. Denn wir wollten den Swiss League Clubs eine Aufstiegsperspektive geben, Ajoie und Kloten haben die Chance gepackt.

Nau.ch: Dafür steht die Swiss League ohne ihre Zugpferde vor grossen Problemen …

Dennis Vaucher: Die Swiss League ist ein wichtiges Thema. Dort gilt es künftig eine gute Lösung zu finden. Es wird schwierig, wir werden die National League nicht reduzieren, das ist nicht realistisch.

Dafür müsste man während zweier Saisons einen direkten Absteiger haben. Der wirtschaftliche Gap zwischen einem Spitzenteam in der Swiss League und einem «kleinen» Team in der National League ist inzwischen sehr gross. Da reden wir von Faktor zwei.

Nau.ch: Geht es eher in die Richtung, dass Swiss League und «MySports»-League zusammengelegt werden?

Denis Vaucher: Auch hier gibt es verschiedene Ideen. Aber dazu möchte ich mich nicht konkret äussern. Das ist nicht meine Aufgabe.

Nau.ch: Vor einem Jahr wurde die neue Regelung mit den sechs Ausländern eingeführt, welche Bilanz ziehen Sie hier?

Denis Vaucher: Der Entscheid war richtig. Die Ausländerzahl wurde anhand der Anzahl Teams der National League beschlossen. Bei zwölf Teams wären es vier Ausländer geblieben, bei 13 Teams fünf und bei 14 Teams sechs Ausländer.

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Beispiel Chris DiDomenico: Die Clubs der National League dürfen sechs Ausländer unter Vertrag nehmen. - keystone

Nau.ch: Gibt es keine Nachteile für junge Schweizer Spieler?

Denis Vaucher: Durch die Aufstockung der National League gibt es etwa 50 zusätzliche Arbeitsplätze für Eishockeyprofis. Und insgesamt können 28 zusätzliche Ausländer eingesetzt werden, es bleiben aber mehr als 20 Plätze für ambitionierte Schweizer. Nur mit Spielern aus der Swiss League hätte man das sportliche Niveau unserer Liga nicht halten können.

Künftig wird zudem der Status «wie Schweizer» für Ausländer, die fünf Jahre im Schweizer Nachwuchs ausgebildet wurden, abgeschafft. Der Status quo ist garantiert, doch neu wird er nur noch in den nächsten zwei Saisons vergeben. Wenn künftig ein Ausländer, der im Schweizer Nachwuchs spielt, 23 Jahre alt wird, hat er zwei Möglichkeiten. Entweder er lässt sich ordentlich einbürgern, oder er belastet das Ausländerkontingent.

Finden Sie die Aufstockung auf sechs Ausländer richtig?

Nau.ch: Die Regelung, die Anzahl Ausländer zu erhöhen, wurde auch mit der Begründung eingeführt, die Kostenspirale zu unterbrechen. Einige Insider sagen, die Kosten seien eher gestiegen ?

Denis Vaucher: Das war mir von Anfang an klar. Wenn man Kosten sparen will, muss man ganz öffnen. Die Löhne steigen, weil das Angebot an guten, auf dem Spielermarkt verfügbaren Schweizern sehr beschränkt ist.

Es ist ein Gesetz der Wirtschaft, wenn ein Angebot beschränkt ist, steigt der Preis. Ein guter Schweizer Spieler kann immer noch sehr gut verdienen. Der Druck auf die Löhne der Schweizer würde nur steigen, wenn wir die Liga für Ausländer komplett öffnen würden.

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Der Liga-CEO ist mit dem Saisonstart der National League zufrieden. - keystone

Nau.ch: Gibt es sonst noch Möglichkeiten für Clubs, die Lohnspirale zu unterbrechen oder sonst die Einnahmen zu steigern?

Denis Vaucher: Im Gegensatz zum Fussball können die Schweizer Hockeyclubs mit eigenen Talenten kein Geld verdienen, weil es im Eishockey keine Transfersummen gibt. Wenn ein Spieler in die NHL wechselt, kriegt der Club im Normalfall 250'000 Dollar.

Aber es gibt die Idee eines «Financial Fairplay» mit einem Lohndeckel pro Club. Wer diesen überschreitet, bekäme dann weniger aus dem Topf der TV-Gelder. Die Weko sagt allerdings, dass dies kartellrechtlich nicht zulässig ist.

Also müssen wir den Weg über die Politik suchen. Da laufen erste Sondierungsgespräche. An eine Umsetzung ist also höchstens mittelfristig zu denken … Die nächsten Jahre wird es wohl so weiterlaufen wie bisher.

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