EHC Thun: Meister Seewen ist eine Nummer zu gross
Schier unendlich fühlten sich die acht Monate an, seitdem der EHC Thun letztmals im Grabengut auflaufen durfte. Am Mittwochabend war es endlich wieder so weit.

Das Wichtigste in Kürze
- Der EHC Thun kann im Startdrittel zweimal in Führung gehen.
- Seewen gleicht jeweils sehr schnell aus und geht im Mitteldrittel erstmals in Führung.
- Am Ende setzt sich die Klasse und das Kollektiv des Meisters durch.
Die Kunsteisbahn Grabengut im Wandel: Seit Anfang April sah die Heimat des EHC Thun eher nach einer Baustelle als nach einer Sportanlage aus. Am Mittwoch wich das «Baustellenfeeling» endlich wieder ein wenig dem Eishockey.
Für die ersten beiden Heimspiele der Saison mussten die Thuner wegen der Sanierung nach Wichtrach ausweichen. Dies wird auch in der kommenden Saison wieder der Fall sein. Bis mindestens Ende 2026 wird im Grabengut nämlich weitergebaut.
Für den EHC Thun natürlich nicht die einfachste Situation. Dennoch wollte die Mannschaft am Mittwoch ein Ausrufezeichen setzen. Zu Gast war nämlich der Tabellenführer und amtierende Meister aus dem Kanton Schwyz, der EHC Seewen.
Die Berner Oberländer waren heiss darauf, dem Favoriten ein Bein zu stellen. Bei dieser Mission kehrte Kelian Fiebiger nach abgelaufener Sperre zurück ins Line-up.
Zum ersten Mal mit dabei war der 19-jährige Verteidiger Sven Mlynar. Der U21-Elit-Junior der SCL Young Tigers spielte als Junior zwischenzeitlich bereits im Nachwuchs beim HC Dragon Thun.
EHC Thun legt zweimal vor
Vor 427 Zuschauern startet die Partie rassig. Bereits nach fünf Minuten dürfen die Heimfans ein erstes Mal jubeln.
Die Thuner kommen mit Tempo aus der eigenen Zone. Christen und Bärtschi kombinieren sich nach vorne. Topscorer Christen passt durch den Slot, wo Gyger zum frühen 1:0 einnetzt.
Die Freude hält aber nur 26 Sekunden an. Nach einem Bullygewinn zieht Seewens Luca Langenegger ab. Thun-Goalie Graf kann die Scheibe nicht richtig blockieren und schon steht es 1:1.

In der Folge sind die Gäste aus der Innerschweiz öfters zu sehen vor Graf. Nach 13 Minuten braucht es eine Glanzparade des Thuner Torhüters, um das zweite Gegentor zu verhindern. Zu Drittelsende dreht die Partie dann.
Nun kommt der EHC Thun vermehrt zu Abschlüssen. Nach einem Schuss von Verteidiger Inniger wird es wild vor Seewen-Goalie Schön. Spinell und Gugelmann arbeiten die Scheibe regelrecht ins Tor. Am Ende ist es Stefan Spinell, der zur erneuten Führung trifft.
Auch dieses Mal ist die Freude aber nur von kurzer Dauer. Nur 16 Sekunden später gleicht Luca Langenegger schon wieder aus. Es ist sein zweiter Treffer des Abends.
Nach einem Konter der Seebner prallt die Scheibe von einem Thuner «Schlöf» unglücklich ins eigene Tor. Das 2:2 zur ersten Pause widerspiegelt die Kräfteverhältnisse im ersten Drittel akkurat.
Ablenker führt zum 2:3
Im Mitteldrittel kommt der EHC Thun zur ersten Topchance. Nach einem gewonnenen Bully wirbelt Michael Bärtschi und bedient im Slot Dominik Gyger. Christian Schön im Tor der Gäste lässt sich allerdings kein zweites Mal von Gyger bezwingen.
Nach 39 Spielminuten haben die Gäste eigentlich gar keine Torchance und erzielen dennoch ihr drittes Tor. Verteidiger Bachmann spielt die Scheibe in Richtung Tor, wo Fabio Langenegger unhaltbar ablenkt. Graf ist die Sicht verdeckt.
Einen Rückschlag muss auch Debütant Mlynar hinnehmen. Der junge Verteidiger fiel im Verlauf des Mitteldrittels aus. Er wurde von einem Stock getroffen und musste von den Teamärzten genäht werden.
Seewen entscheidet Partie mit zwei Empty-Nettern
Im Schlussdrittel haben die Gäste dann mehr vom Spiel. Steiner, von Allmen und Schnüriger kommen zu guten Gelegenheiten, um den Deckel drauf zu machen. Die Hausherren schaffen es, die Partie lange offen zu halten.
Bereits drei Minuten vor Schluss geht Headcoach Daniel Steiner «All-in» und nimmt Graf raus. Mit sechstem Feldspieler versuchen die Berner Oberländer den Ausgleich zu erzwingen. Dann kommt aber das Pech ins Spiel.

Als Topscorer Christen aus aussichtsreicher Position draufhämmert, bricht sein Stock. Die Thuner bleiben aber in Scheibenbesitz, auch weil Christen seine fussballerischen Fähigkeiten unter Beweis stellt.
20 Sekunden später ist der Topscorer – mit einem neuen Stock – bereits wieder an der Scheibe. Sein Schuss wird von Schön abgewehrt und direkt zum Bumerang. Calvin Schleiss trifft ins verwaiste Thuner Tor.
Der EHC Thun versucht es 90 Sekunden vor Schluss erneut ohne Goalie – und wird erneut bestraft. Silvan Schönmann trifft zum 2:5-Endstand. Der EHC Seewen nimmt die drei Punkte verdient mit in den Kanton Schwyz.
«Gute Chance auf Punkte»
«Wir waren dran und haben guten Einsatz gezeigt», erzählt Daniel Steiner nach der Partie. Der Thuner Coach führt aus: «Seewen war qualitativ aber sicher besser und kontrollierter».
Man habe in diesem Spiel gegen einen guten Gegner eine Art «Spiegel» erhalten. Steiner blickt voraus: «Wenn wir gegen Frauenfeld mit der gleichen Einstellung reingehen, werden wir gute Chancen auf Punkte haben.»

Auf das nächste Heimspiel müssen sich die Thuner Fans dieses Mal nicht acht Monate gedulden. Bereits am kommenden Samstag steht die nächste Partie im Grabengut an. Zu Gast ist um 17.15 Uhr der EHC Frauenfeld.
